Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Mitleidenschaft gezogen worden als sein übriger Körper. Ich habe durchaus schon beobachtet, wie er sich behände und entschieden bewegte, doch auch dann schien er ein großes Gewicht auf den kräftigen, runden Schultern zu tragen.

    Während man die niedrigen Hügel rund um unsere Stadt mit Fertighäusern gepflastert hat, während die Bevölkerung angeschwollen ist, und während sich die Niedertracht einer immer grausameren Welt auch in die letzten Oasen der Wohlanständigkeit – wie Pico Mundo – geschlichen hat, sind Jahre vergangen, in denen Chief Porter vielleicht zu viel menschliche Heimtücke gesehen hat. Vielleicht ist das Gewicht, das er trägt, eine Last aus Erinnerungen, die er lieber abwerfen würde, es aber nicht kann.
    »Da wären wir wieder«, sagte er, als er ins Zimmer kam.
    »Da wären wir«, stimmte ich ihm zu.
    »Ruinierte Terrassentür, ruiniertes Mobiliar.«
    »Das meiste hab ich nicht selbst ruiniert. Außer der Lampe.«
    »Aber du hast die Situation geschaffen, die dazu geführt hat.«
    »Ja, Sir.«
    »Wieso bist du nicht zu mir gekommen, damit ich ’ne Chance hatte, mir auszudenken, wie Harlo sich selbst eine Falle stellt?«
    So hatten wir in der Vergangenheit schon zusammengearbeitet.
    »Mein Gefühl«, sagte ich, »hat mir gesagt, dass man ihn sofort stellen musste, weil er es vielleicht sehr bald wieder tun würde.«
    »Dein Gefühl.«
    »Ja, Sir. Das hat Penny mir nämlich mitteilen wollen, glaube ich. Sie hat so eine stille Dringlichkeit ausgestrahlt.«
    »Penny Kallisto.«
    »Ja, Sir.«
    Der Polizeichef seufzte. Er ließ sich auf dem einzigen Stuhl im Zimmer nieder, einem lila gepolsterten Kindermöbel, dem Kopf und Rumpf von Dino Barney als Rückenstütze dienten. Es sah so aus, als säße er auf Barneys Schoß. »Junge, du machst mir ganz schön das Leben schwer.«

    »Es sind andere, die Ihnen das Leben schwer machen, und meines noch viel mehr als Ihres«, sagte ich, womit ich die Toten meinte.
    »Wohl wahr. An deiner Stelle wäre ich schon vor Jahren verrückt geworden.«
    »Das hab ich auch durchaus in Erwägung gezogen«, gab ich zu.
    »Hör mal, Odd, ich will einen Weg finden, dir diesmal einen Auftritt vor Gericht zu ersparen, falls es überhaupt dazu kommen sollte.«
    »Ganz in meinem Sinne.«
    Wenige Menschen kennen eines meiner seltsamen Geheimnisse. Nur Stormy Llewellyn kennt sie alle.
    Ich will anonym bleiben und ein einfaches, ruhiges Leben führen, soweit es die Geister erlauben jedenfalls.
    »Ich nehme an, er wird in Anwesenheit seines Anwalts ein Geständnis ablegen«, sagte der Polizeichef. »Womöglich gibt’s deshalb gar kein ausführliches Verfahren. Aber falls doch, werden wir sagen, dass er seine Brieftasche aufgeklappt hat, um eine Wette zu begleichen, die er mit dir abgeschlossen hatte, zum Beispiel auf ein Baseballspiel, und dabei sind die Fotos von Penny herausgefallen.«
    »Das kann ich rüberbringen«, versicherte ich ihm.
    »Ich spreche mit Horton Barks, damit er deine Beteiligung herunterspielt, wenn er über die Sache schreibt.«
    Horton Barks ist der Herausgeber der Maravilla County Times . Vor zwanzig Jahren ist er in den Wäldern von Oregon beim Wandern auf Bigfoot getroffen und hat ihn zum Dinner eingeladen – falls man eine Tüte Studentenfutter und eine Dose Würstchen als Dinner bezeichnen kann.
    In Wahrheit weiß ich nicht sicher, ob Horton mit Bigfoot diniert hat; er behauptet es jedenfalls. Und angesichts meiner
täglichen Erfahrungen habe ich keinerlei Recht, Horton oder irgendjemand anderem zu misstrauen, der Geschichten über Begegnungen mit Aliens, Kobolden und Ähnlichem zu erzählen hat.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Chief Porter.
    »Mehr oder weniger. Abgesehen davon, dass ich nicht gern zu spät zur Arbeit komme. Jetzt ist im Grill am meisten los.«
    »Hast du schon angerufen?«
    »Klar.« Ich hielt mein Handy hoch, das bei meinem Sturz in den Pool an den Gürtel geklemmt gewesen war. »Funktioniert noch.«
    »Wahrscheinlich komme ich später vorbei, auf ’ne große Portion hausgemachte Pommes mit Rührei.«
    »Frühstück den ganzen Tag«, sagte ich. Das ist das feierliche Motto des Pico Mundo Grill, und zwar schon seit 1946.
    Chief Porter verlagerte sein Gewicht von einer Pobacke auf die andere, was Barney ächzen ließ. »Sag mal, Junge, willst du eigentlich immer als Grillkoch arbeiten?«
    »Nein, Sir. Ich hab darüber nachgedacht, meiner Karriere eine neue Richtung zu geben:

Weitere Kostenlose Bücher