Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
genug. Für uns ist das anders als bei Menschen, hörst du? Es ist einfach unglaublich beschissen. Ein ins Exil geschickter Mensch wandert einfach in die Nördlichen Königreiche aus und fängt ein neues Leben an. Aber es gibt kein anderes Zwergenland. Man muss unter Menschen leben, eine Arbeit finden, scheißegal … irgendeine. Niemals seine Familie wiederzusehen. Niemals heiraten zu können, niemals eine eigene Familie zu haben.« Er seufzte tief. »Ehrlich gesagt ist das schlimmer als der Strang. Ich bin das Gegenteil von einem dieser untoten Schurken. Sie sind tot, weigern sich aber, das anzuerkennen. Ich lebe noch, fühle mich aber meistens, als wäre ich bereits tot.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass dir das Leben in Ness so wenig gefällt. Dort leben doch viele Zwerge, und sie scheinen sich wohlzufühlen.«
Slag hob die Schultern. »Für mich war es schlimmer als für andere. Sie wissen, dass sie wieder nach Hause können, wenn sie genug Geld verdient haben. Als man mich ausstieß, hatte ich keine andere Wahl, als nach Süden zu ziehen. Aber selbst in Ness wollte mich kein anderer Zwerg einstellen. Sie konnten mir nicht vertrauen, verstehst du? Nie wieder. So landete ich bei Cutbill.« Slag musterte Malden von oben bis unten. »Cutbill nimmt jeden Streuner auf, der vorbeikommt.«
»Kennt er die Geschichte?«
»In groben Zügen. Als er von deinen Plänen erfuhr, in das verfluchte Vincularium einzudringen, sprach er mich an. Er wusste, dass ich immer nach einer Möglichkeit suche, wieder nach Hause zu kommen. Dachte, hier könnte ich etwas finden und es für meinen Straferlass eintauschen. In einer Hinsicht ist mein Volk genau wie deins – wenn du reich genug bist, fragt dich keiner, wie du an das Geld gekommen bist.«
»Du hast recht«, stimmte Malden zu. »Ein reicher Mann kann sich aus der Henkerschlinge freikaufen.«
»Vielleicht auch aus dem Exil. Aber du hast ja Balint gehört. Du warst dabei. Ich bin ein Arschloch, ich habe nicht die geringste Aussicht, jemals nach Hause zu kommen. Und nun das hier … Sollte ich morgen um diese Zeit noch am Leben sein, wünsche ich mir wahrscheinlich, lieber tot zu sein. Dieses ganze Unternehmen war eine einzige Katastrophe. Mir ist alles zwischen den Händen zerronnen.«
»Was bedeutet, du hast nichts mehr zu verlieren«, erklärte Malden. »Also versuchst du, diesen Gitterstab zu knacken.« Er strich mit dem Finger über die Oberfläche, wo Slag den Splitter abgezogen hatte. »Du meinst, wir können fliehen?«
»Nein, mein Junge. Ich suche nach etwas Scharfem, womit ich mir die Kehle durchschneiden kann. Damit ich alles rasch hinter mich bringe.«
Kapitel 73
Schließlich erlosch das Licht am Treppenkopf und tauchte die Gefangenen in tiefste Finsternis. Slag schnarchte lautstark an der Tür, aber nach einer Weile nahm Malden es nicht mehr bewusst wahr. Cythera schlang die Arme um ihn, und er hielt sie fest. Sie hatte aufgehört zu zittern. Aber sein Rücken schmerzte noch immer. Sein Körper schien jeden Augenblick einen Messerstich in die Eingeweide zu erwarten.
Das war kein gutes Gefühl. Es machte ihn ruhelos und gereizt. Nachdem er zum dritten Mal das Gewicht verlagert hatte, setzte sich Cythera auf. »Du weckst mich immer, wenn du dich bewegst«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Komm zur Ruhe! Oder es wird eine sehr lange Nacht.«
»Es tut mir leid«, erwiderte er. Sie machte es sich wieder in seinen Armen bequem, aber ihre Schulter stach ihm in die Seite, und er bewegte sich wieder.
Plötzlich fühlte er ihr Gewicht nicht mehr und geriet in Panik. Wie ein Säugling, der zum ersten Mal von seiner Mutter getrennt wird. »Nein!«, keuchte er, und seine Stimme klang plötzlich traurig und gekränkt. Er war selbst überrascht von seinen Gefühlen, konnte sich ihrer aber nicht erwehren. »Nein, bitte! Geh nicht weg!«
»Ich bin doch hier. Selbst wenn ich wollte, käme ich nicht weit«, erwiderte sie. »Was ist los mit dir – abgesehen davon, dass wir in der Falle sitzen?«
»Ich ertrage es nicht. Eingesperrt zu sein. Das ist … schlimmer als Folter. Mein Leben lang habe ich darum gekämpft, frei zu sein. Zu tun, wozu ich Lust hatte. Dorthin zu gehen, wohin es mich zog. Aber anscheinend habe ich mich nur von einem Käfig zum nächsten bewegt.«
Sie küsste ihn sanft auf die Schläfe. Ihre Hände liebkosten sein Gesicht.
Er atmete schwer, aber nicht vor Lust. Den Trost, den sie ihm schenkte, brauchte er verzweifelt. Ohne diesen Trost glaubte er
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