Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
glaubte, etwas in ihr berührt zu haben, etwas, das tief in der Erinnerung ihrer Rasse begraben lag.
Dann fing sie sich und betrachtete traurig ihre Hände. »Vergebt mir! Ich war eine Weile an einem anderen Ort.« Sie lachte hell. »Ihr füllt meinen Kopf mit Spinnereien! Ihr bringt mich fast auf den Gedanken, zur Oberfläche hinaufzusteigen, nur um all das zu sehen, wovon ich gelesen habe.«
»Das Siegel, das Euer Volk einsperrte, ist gebrochen. Für jemanden, der keine Angst vor den Wiedergängern hat, steht der Weg offen«, lockte Cythera. »Ihr könntet einfach die Eingangshalle aufsuchen und einen Blick nach draußen werfen. Nicht weit von der Stelle entfernt, durch die wir hereinkamen, stehen Bäume.«
Aethil schüttelte den Kopf. Ihre kupferfarbenen Locken tanzten im Fackelschein. »Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mich nicht länger in Versuchung führen würdet. Wir haben heute noch viel zu besichtigen, und morgen … morgen liegen die Dinge völlig anders. Kommt!«
Malden wollte erzählen, wie es sich anfühlte, den Wind im Gesicht zu spüren, die Wärme der Sonne, die ruhige Majestät der Wolken … Aber Cythera kniff ihn in den Arm, und er begriff, dass er Aethil nicht länger bedrängen durfte.
Sie durchquerten die Höhle, bis sie am Ende zu einem Torbogen gelangten. Dort standen zwei Wiedergänger auf Wache. Sie regten sich, als die Menschen näher kamen, aber Aethil sprach besänftigend auf sie ein, und sie nahmen wieder Haltung an.
Hinter dem Tor befand sich eine breite Empore, die auf einen großen Saal hinausging, der von Zwergenhand stammte, mit einem Boden und Wänden aus Marmor und zahllosen Säulen, die eine Kuppeldecke stützten. Aber die Wände in der Tiefe waren mit Narben übersät, mit Hunderten schmaler Tunnelöffnungen. Seltsamerweise konnte man die Tunnel nicht vom Boden aus erreichen – man hätte die glatten Marmorblöcke erklimmen müssen, und das wäre selbst für den Dieb eine Herausforderung gewesen. Das riesige Gemach war leer, der Boden sah aus, als hätte man ihn sauber gescheuert.
»Ich habe euch gezeigt, wie unser Leben beginnt«, verkündete Aethil in einem ernsten, gar andächtigen Tonfall. »Jetzt erfahrt ihr, wie es endet. Beziehungsweise wie es verwandelt wird, denn Elfen sind auf eine sehr greifbare Weise unsterblich. Erreichen unsere Körper ein gewisses Alter, werden sie langsamer, von Beschwerden und Schmerzen gequält, nehmen wir hier Aufstellung und gesellen uns zu unseren Vorfahren. Das ist ein tief greifendes Ereignis, dem wir mit tiefem Ernst begegnen. Was ich nun tun werde, ist ein Vergehen, wenn auch ein leichtes, aber es ist wichtig, dass ihr es seht.«
An einem Haken neben der Tür hing eine Messingglocke mit einem großen Klöppel. Aethil nahm sie herunter und läutete einmal. Ein lauter und heller Ton erklang. Dann hängte sie die Glocke zurück an den Haken.
»Nichts ist verloren«, sagte sie. »Unsere Erinnerungen und unsere Seelen verbinden sich mit denen unserer Vorfahren. Unsere Körper werden zu leeren Hüllen, aber sie wandeln noch immer und bekommen einfache Aufgaben übertragen. Zum Beispiel, dieses Tor zu bewachen.«
»Ihr sprecht von den Wiedergängern«, vermutete Cythera.
»Ja. So werden unsere Körper unsterblich. Aber unsere Seelen erwartet eine noch viel bessere Zukunft.«
Malden hörte ein leises Rauschen, als flösse Wasser durch Rohre. Er starrte in die Marmorhalle hinein und fragte sich, welchen Schrecken er nun schon wieder zu sehen bekäme.
Er musste nicht lange warten.
Aus einer der Tunnelöffnungen schwappte eine weißliche Flüssigkeit hervor, dann auch aus einer zweiten. Bald strömte aus jeder von ihnen der dickflüssige Saft. Er spritzte auf den Marmorboden und sammelte sich zu einer Pfütze, die den Raum langsam füllte. Malden beobachtete angewidert, wie sie immer dicker wurde und ihnen entgegenstieg. Teile schossen wie Tentakel in die Höhe.
Gesichter stiegen aus dem weißen Teich empor und drückten gegen die Haut, die sich über der Flüssigkeit bildete. Ebenmäßige, wunderschöne Gesichter – die Gesichter von Elfen. Es waren Tausende, und sie hoben sich lächelnd Aethil entgegen, lachten lautlos. Lockten sie.
Aethil trat einen Schritt vom Emporenrand zurück. Ihr Gesicht war gerötet, und sie sah zu Boden. »Jetzt schon verspüre ich das Verlangen, in dieser Masse aufzugehen. Obwohl meine Zeit noch nicht gekommen ist. Es ist so schwer, der Verlockung zu widerstehen. Wie ich mich danach sehne, zum
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