Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
sie zu den Menschen und dem Zwerg zurückkehrte, wirkte sie verwirrt und betroffen. »Etwas Schreckliches ist geschehen«, berichtete sie. »Eine Patrouille unserer Soldaten ist zurückgekehrt, aber nur mit der Hälfte der Mannschaft – und diese Männer sind alle schwer verletzt.« Sie schüttelte den Kopf. »Der Bote wusste nicht, was ihnen zugestoßen ist. Es muss ein Tunneleinsturz gewesen sein. Es tut mir leid, liebe Freunde, aber ich muss bei der Pflege der Verwundeten helfen. Ich sehe Euch wieder, Sir Croy, bevor … nun, ich sehe Euch heute Abend. Vielleicht … vielleicht gebt Ihr mir ja ein Pfand Eurer Wertschätzung, um mir Kraft für die schwere Aufgabe zu geben, die mich erwartet.«
»Aber sicher, Mädchen, wenn Ihr mein Taschentuch oder mein …«
Aethil beugte sich vor und nahm den Zwerg beim Bart. Ohne Vorwarnung drückte sie ihm die Lippen auf den Mund und küsste ihn lange und tief. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, und sie sank gegen ihn. Er stolperte zurück, bis er gegen die Höhlenwand prallte. »So«, sagte sie, als sie sich aus der Umarmung löste. »Das wird mich aufrecht halten. Bis später … mein Geliebter.«
Sie machte sich auf den Weg, blickte aber ständig über die Schulter zurück. Als sie verschwunden war, rieb sich Slag das Gesicht und kämmte den Bart mit den Fingern.
»Als würde man von einem Aal leer gesaugt«, meinte er.
Der Bote war zurückgeblieben, um sie zu den königlichen Gemächern zu führen. Wenigstens müssen wir nicht im Kerker auf unser Verderben warten, dachte Malden. Als der Soldat sie zu Aethils Tür gebracht hatte, salutierte er den dort postierten Wächtern. »Hier – die Schoßtiere der Königin zu treuen Händen! Sorgt dafür, dass sie den Raum nicht verlassen!«
Die Soldaten grinsten anzüglich und stießen die Menschen und den Zwerg durch die Tür. Hinter ihnen schnappte der Riegel zu, und obwohl Malden mehrmals gegen die Tür hämmerte und Essen und Trinken verlangte, erhielt er keine Antwort.
Da sie nichts anderes tun konnten, machten sie es sich so behaglich wie möglich. Slag setzte sich mit seinem Buch auf den Boden und legte Teile der von der Zeit zerstörten Seiten vorsichtig nebeneinander, als würde er ein Puzzle zusammensetzen. Cythera ließ sich in einen gepolsterten Sessel fallen und bedeckte die Augen mit den Händen, als wäre das Lampenlicht zu grell für sie.
»Morgen, hat sie gesagt.« Malden schritt auf und ab. Er kam sich vor wie ein Fuchs in der Falle. »Morgen verfüttert man uns an diesen Dämon.«
»Nein«, sagte Cythera. Sie schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein.
»Habe ich sie also missverstanden? Man wird uns nicht in diese Suppe werfen, damit wir uns in Schleim auflösen?«
Cythera seufzte. »Nein, ich meinte, das ist kein Dämon. Eher ein Gott.«
»Dann muss ich mich also andächtig verhalten, wenn er morgen mein Fleisch kaut und mir die Seele aussaugt, um meine Eingeweide damit hinunterzuspülen.«
Cythera stand auf und trat an die Kommode, um sich einen Becher mit Pilzwein einzuschenken. »Ich hätte es erkennen müssen, als Mörget die Kreatur beschrieb, der er in den Bergen begegnet war. Das ist kein im Höllenpfuhl ausgebrütetes Ungeheuer. Das wurde nicht mittels Zauberei aus dem Reich des Blutgottes geholt. Die Substanz hat große Ähnlichkeit mit Ektoplasma, der aus geistiger Energie immanentisierten Materie. Ich nehme an, dass eine mächtige Hexe während einer Trancesitzung sicherlich eine Gallone dieser Flüssigkeit erschaffen könnte …«
Malden hatte Cythera schon eine Weile mit offenem Mund angestarrt, bevor sie es bemerkte.
»Stell dir einfach einen konkreten Geist vor«, sagte sie. »Er besteht tatsächlich aus den Erinnerungen und Gedanken von Aethils Vorfahren. Alle Elfen, die es vor ihnen gab. Aber etwas ist seltsam. In den Legenden der Elfen, die ich studiert habe, wurde eine solche Masse niemals erwähnt. Es gibt alte Geschichten, dass ihre Vorfahren im Wald lebten, dass wir ihren Zorn erregten, weil wir ihre heiligen Haine fällten, aber das … das klingt doch eher nach Geistern, nach Wesen ohne Substanz. Das ist völlig anders – etwas hat sich verändert. Die Natur ihrer Lebenskraft selbst hat sich verändert. Das muss erst geschehen sein, nachdem sie hierherkamen. Als sie vielleicht in ihrer Verzweiflung erkannten, dass sie eingesperrt waren und nicht fliehen konnten … ihre Furcht und ihr Zorn verfestigten die ätherischen Ströme der …«
Malden
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