Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Handvoll
gesalzenes Schweinefleisch hatte gereicht, um ihre Ergebenheit zu erkaufen.
Croy stand langsam auf und achtete sorgsam darauf,
dass seine Knie nicht krachten. Er wandte sich um und hielt nach seinen beiden
Bogenschützen Ausschau â sein gesamtes Schützenbataillon â, die er im
Geäst eines Baumes postiert hatte, der in die Schlucht hineinragte. Die Männer
plauderten leise, hatten die Bogen nicht einmal gespannt.
Mit sechs Monaten
Ausbildung und der richtigen Bewaffnung hätte er aus diesen Burschen ganz
sicher eine schlagkräftige Truppe formen können. Da ihm sowohl Zeit als auch
Ausrüstung fehlten, hatte er auf die letzte Zuflucht aller verzweifelten
Sergeanten zurückgreifen müssen â er hatte sie so lange eingeschüchtert,
bis sie eine halbwegs annehmbare Disziplin zeigten. Er zog Ghostcutter aus der
Scheide und hackte auf den Baumstamm ein. Die Ãste bebten, kleine Zweige fielen
herab.
Die Bogenschützen
klammerten sich am Stamm fest und starrten ihn an, als hätte er den Verstand
verloren. Er warf so wilde Blicke zu ihnen hinauf, dass er diesen Eindruck
gewiss noch verstärkte. Dann wiederholte er langsam die Handsignale.
Einer der Schützen nickte und spannte den Bogen. Der
andere wollte helfen und reichte seinem Kameraden einen Pfeil aus dem eigenen
Köcher.
Croy spähte wieder in die Schlucht. Gerade schlug der
Räuberhauptmann sein Wasser in dem schmalen Bach ab, der durch den Hohlweg
plätscherte. Der Pfeil traf ihn in den Hals und durchschlug seine Stimmbänder,
bevor er gegen die Felswand flog und polternd zu Boden stürzte.
Eigentlich hatte sein Befehl gelautet, den Pfeil als
Warnung zwischen die FüÃe des Anführers zu setzen. Aber besser zeigte er sich
über das Ergebnis nicht allzu wütend.
Der Anführer sank lautlos ins Wasser. Einer seiner Männer,
ein Kerl mit Zahnlücken und dem Kittel eines Töpfers, deutete auf ihn und
lachte. Möglicherweise nahm er an, dass sein Hauptmann durch den vielen Fusel
das Bewusstsein verloren habe. Es war eine dunkle Nacht, und die Sicht war
auÃerhalb des Feuers offensichtlich
stark eingeschränkt. Möglicherweise sah der Räuber das Blut nicht, das aus dem
Hals seines Hauptmannes spritzte. Vielleicht bemerkte er es doch und fand es
spaÃig.
»Ergreift sie!«, rief Croy. Ãber den Unrat am Eingang
des Hohlweges hinweg stürmten seine zehn gröÃten Männer mit gezogenen Waffen.
Sie brüllten, wie er es ihnen beigebracht hatte â ein so schrecklicher
Laut, dass einige der Räuber vor Entsetzen erstarrten.
Einige der Strauchdiebe hatten die Geistesgegenwart,
zu ihren Waffen zu rennen. Bevor sie sie erreichten, glitt Croy an einem Seil
in die Schlucht hinunter und erwartete sie mit dem gezogenen magischen Schwert.
Die Räuber ergaben sich auf der Stelle und knieten vor
der Ancient Blade nieder. Sie hatten die Augen weit aufgerissen, und ihre Zähne
schlugen aufeinander, obwohl das Feuer die Kälte der Nacht spürbar
verscheuchte.
»Ich bin der Mann des Königs, und ihr habt den Frieden
des Königs gebrochen«, verkündete Croy. Er befahl einem seiner Männer, die
Frauen zu befreien. »In weniger wirren Zeiten brächte ich euch alle zum
nächsten Herrenhaus und lieÃe euch vor Gericht stellen. Nach allem, was ihr
heute in dem Dorf angestellt habt, befände man euch ohne Ausnahme für schuldig,
und ihr würdet hängen.«
Einer der Räuber erbrach sich auf seinen Kittel. Dabei
wagte er den Blick keinen Augenblick lang von dem Ritter abzuwenden.
»Aber wir befinden uns im Krieg. Schurken und
Halsabschneider treiben sich herum, die weitaus schlimmer sind als euer
trauriger Haufen. Ich beabsichtige, sie aus Skrae zu vertreiben. Dafür brauche
ich eure Hilfe. Wenn ihr mir folgen wollt, tretet vor und küsst das Schwert.«
Schmierige Lippen besudelten Ghostcutters Klinge. Der
Gedanke daran, was er da eigentlich tat, peinigte Croys Gewissen. Aber im
Augenblick waren solche Ãberlegungen fehl am Platz. Ein Schwert säuberte man
mit Wasser, Sand oder einem Tuch, ein Königreich jedoch nur mit dem Blut seiner
tapferen Söhne â und bis auf Weiteres musste dieses Gelichter dafür
herhalten.
Kapitel 50
Barbaren überwachten die StraÃe zwischen
Helstrow und Rotwehr, aber nachts waren die Posten leicht zu umgehen. Croy
führte seinen Trupp im Licht einer dünnen
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