Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Wenn wir Ness einnehmen,
müssen sie zu uns kommen â und wir sind viel besser in der Lage, sie zu
zermalmen. Befinden uns satt und gut ausgeruht hinter starken Mauern. Der
Schlüssel zu Skrae ist die Herrschaft über drei Städte: Helstrow, Rotwehr und
Ness. Sobald wir uns dort richtig eingenistet haben, können sie unsere Faust
nicht mehr lockern. Du wolltest dieses Land erobern. Lass es uns also gründlich
erledigen!«
Mörget bebte vor Zorn, widerstand aber dem Drang,
seinen Vater einen Feigling zu heiÃen. Das hätte zur Folge gehabt, dass einer
von beiden den Tod gefunden hätte. Stattdessen versuchte er strategisch zu
denken. Das war nicht seine Stärke. »Wir lassen eine Armee hinter uns. Mitten
auf unseren Nachschublinien«, hielt er dagegen.
Voller Stolz sah ihn Mörg an. Mörget konnte sich nicht
erinnern, wann dieser Blick zuletzt auf ihm geruht hatte. »Gut gedacht. Aber
wir nehmen ihnen damit auch jede Strategie. Stranden sie auf diesen leeren
Feldern und müssen den ganzen Winter hier verbringen, sind sie im Frühling,
wenn wir wiederkommen, so steif gefroren, dass wir sie aus dem Eis hauen
müssen, um sie zu Unfreien zu machen.«
Mörget fiel zurück und holte sein Pferd. Er ritt zu
den Häuptlingen seiner Clans â finsteren Männern, so grimmig wie er
selbst. Es wurde gemurrt, und er hielt sich dabei keineswegs zurück. Als sie
ihr Nachtlager aufschlugen, nahm ihn einer der Häuptlinge zur Seite und führte
ihn hinter ein Zelt. »Dein Vater begeht einen Fehler«, sagte der Mann. »Er hat
bereits viele Fehler begangen.«
Mörget musterte den Mann kritisch. Sein Name war
Thürbalt, sein Bart war grau meliert, aber seine Arme waren beinahe so dick wie
die von Mörget, und er hatte noch keinen Ringkampf verloren. Er hatte über
zweihundert Männer und Unfreie unter sich und war mit den meisten durch Heirat
oder gemeinsame Nachkommen verwandt. Und er hatte das Recht, seine Meinung frei
zu äuÃern. Allerdings konnte sich Mörget nicht erinnern, wann er das zuletzt
getan hatte.
Aber jetzt â ausgerechnet jetzt â musste er
sein Schweigen brechen. Mit einer üblen Anschuldigung. Häuptlinge, die Fehler
begingen, blieben nicht lange Häuptlinge.
Auch wenn sie nicht so leicht zu ersetzen waren.
»Für wen sprichst du?«, fragte Mörget.
»Für mich«, sagte Thürbalt. Das war vorsichtig, aber
angemessen ausgedrückt.
»Wenn du für alle sprichst, sag es mir!« Mörget musste
selbst vorsichtig sein. Mörgs Entscheidungen infrage zu stellen, galt bei den
Clans nicht als Aufwiegelei. Aber Männer ähnlicher Anschauung um sich zu
scharen, im Dunklen zu murren, Misstrauen zu verbreiten â solcherlei
Umtriebe konnten sich rasch verselbstständigen, und Worte konnten zu Taten
werden. »Ich gehorche dem Willen meiner Clans«, sagte Mörget schlieÃlich. Es
war eine alte Formulierung, eine Redewendung. Es konnte auch ein Versprechen
sein.
Am Morgen marschierte die Kolonne über eine Ebene aus
eiserstarrten Feldern, die sich bis zum Horizont in jeder Richtung erstreckten,
während Vögel auf der Suche nach letzten Körnern oder verlorener Saat endlos
darüberkreisten. In Gedanken versunken, nahm Mörget nur wenig davon wahr und
wurde erst aus seinen Betrachtungen gerissen, als ein Bote vom Wagen zu ihm kam
und ihm ausrichtete, Mörg wolle ihn sehen.
Mörget trabte los und fragte sich insgeheim, ob Mörg
das nächtliche Raunen wohl mitbekommen hatte. Erwartete ihn eine
Bestrafung â oder sollte seine Ehre herausgefordert werden? Vielleicht
fände alles früher als erwartet seinen Höhepunkt.
Aber als er den Wagen erreichte, sah er Mörgain mit
hoch erhobenen Armen tanzen und Mutter Tod danken. Einige Berserker hatten sich
zu ihr gesellt. Mörg stand auf dem Ast eines toten Baumes und beschattete die
Augen.
»Ich dachte, der Anblick könnte dir gefallen,
Bergtöter. Komm zu mir herauf!«
Mörget kletterte an den ächzenden Ãsten hinauf und
kauerte neben seinem Vater nieder. »Was ist?«, wollte er wissen. »Ich habe noch
nicht gefrühstückt.«
»Keine Zeit für mürrische Worte, mein Junge«, sagte
Mörg. Seiner Stimme war die Aufregung anzumerken. »Da! Sieh nur! Bestimmt sind
deine jungen Augen besser als meine.«
Mörget spähte hinüber. Ja! Am Ende der
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