Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
und stolperten über
die hinter ihnen Stehenden.
»Die Angst macht euch zu Lügnern! Die Angst macht euch
zu Sklaven! Freie Männer, ha! Kämpft gegen mich!«, heulte Mörget.
Ein weiterer Pfeil schoss auf ihn zu. Auf diese
Entfernung blieb ihm genügend Zeit, ihn aus der Luft zu schlagen, bevor er ihn
erreichte. Mörget wandte sich um und spähte hügelabwärts zurück zu der Stelle,
wo sich Balint hinter einem Baum versteckte, den ein Blitzschlag zerstört
hatte. Die wenigen Blätter, die noch an den Ãsten hingen, waren eisverkrustet.
»Du kennst dich doch gut mit Beleidigungen aus!«, rief
Mörget der Zwergin zu. »Verrat mir, was ich ihnen sagen soll! Verrat mir, wie
ich sie wütend mache!«
Balint sah sich um, als fürchte sie, die Männer aus
Skrae könnten sich hinter ihr anschleichen. Als könnte Mörget ihr Versteck
verraten haben. Aber das war wenig wahrscheinlich, wie er wusste. Die Barbaren
hatten einige Vorposten dieser Armee der Freien Männer gefangen genommen. Sie
hatten sie gefoltert, um so viel wie möglich von ihnen zu erfahren, dann hatten
sie ihnen einen raschen Tod gewährt. Derzeit wollten nicht einmal die
verwegensten Späher der Burggrafenarmee in Bogenschussnähe auf Mörget und seine
Clans zukommen. Jedes Mal, wenn sich beide Heere einander näherten und Mörget
glaubte, endlich kämpfen zu können, verzogen sich die Feiglinge aus Skrae
eilends.
Auch nun wichen sie zurück, obwohl Mörget doch in
Reichweite stand. Der Mann mit der Krone gab seinen Sergeanten ein Zeichen,
wirbelte einen Streitkolben über dem Kopf und deutete mehrmals nach Norden. Die
Sergeanten schickten die Männer los. Die schienen unfähig, eine
vorschriftsmäÃige Marschordnung einzuhalten, aber sie waren froh, von hier
wegzukommen, und es dauerte nicht lange, bis sich die ganze Truppe auf dem
Rückzug befand.
»Verrat mir, wie ich sie beleidigen kann. Ich bin kein
Skalde. Was bringt sie am ehesten in Zorn?«, verlangte Mörget zu wissen.
Balint zitterte, aber sie fand ihre Sprache wieder.
»Lass die Hose hinunter! Zeig ihnen deinen Arsch und spreiz die Backen, damit
sie deinen kleinen Ring sehen. Dann wissen sie, worauf sie zielen können.«
Mörget schüttelte den Kopf und stampfte den Hügel
hinunter auf die Zwergin zu. Er klemmte sie sich unter den Arm und schleppte
sie zurück zur StraÃe, die nur zwei niedrige Hügel entfernt lag und auf der die
Barbarenhorde nach Westen marschierte. Die Clans waren erschöpft und fuÃkrank,
es gab nur karge Rationen, aber sie begrüÃten Mörget mit aufrichtigem Jubel,
als er auftauchte.
Mörget eilte zu dem Wagen, neben dem sein Vater und
seine Schwester vor ihren Standarten herritten. »Sie ziehen sich wieder zurück!
Sie sind demoralisiert! Wenn wir sie verfolgen, könnten wir sie leicht
überwältigen!«, rief er zu Mörgs Pferd hinauf.
»Aye«, sagte Mörg, als zöge er das ernsthaft in
Betracht. »Wir könnten ihre Hauptstreitmacht an einem Nachmittag vernichten.
Aber nur, wenn wir zwei Wochen darauf verwenden, sie zu jagen und in die Enge
zu treiben. Sie wollen, dass wir ihnen folgen. Sie wollen uns so weit wie
möglich von Ness fortlocken.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, Bergtöter. Wenn
sie nicht kämpfen wollen, wozu dann die ganze Mühe?«
Mörget war verblüfft. Die Clans hatten sich für den
Krieg ausgesprochen. Sie hatten Mörgs Urteilsvermögen bereits einmal infrage
gestellt, als sie ihn zwangen, von Helstrow aus nach Westen zu marschieren. Und
nun wollte er ihnen trotzen, indem er sich weigerte, sie in den Kampf ziehen zu
lassen?
Natürlich hatte Mörg das Recht, Entscheidungen für die
ganze Horde zu treffen. Das war seine Aufgabe als GroÃer Häuptling. Aber seinem
Volk das heftigste Begehren so offen zu verweigernââ¦
Räder drehten sich in Mörgets Verstand. »Vater«, sagte
er und sprach Mörg in der vertrautesten und damit am wenigsten respektvollen
Weise an, »ein Krieger erweist seinen Feinden keine Gnade, wenn er ihnen auf
dem Schlachtfeld begegnet.«
Falls Mörg verstand, was sein Sohn damit eigentlich
sagen wollte â dass der Name Mörg der Gnädige kein Ehrentitel war â,
beschloss er, die Herausforderung nicht anzunehmen. »Ich habe die entschiedene
Absicht, diese Armee zu vernichten. Aber noch nicht.
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