Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
als er
einen Ruf von der Mauerkrone vernahm. »Bogenschützen! Bogenschützen auf ihre
Posten!«
Das konnte nichts Gutes bedeuten. Er kletterte an der
Wand einer Schenke hinauf, die an die Stadtmauer grenzte, und sprang auf den
Wehrgang. Ãberall rannten Männer und Frauen umher und griffen nach Bogen und
Pfeilen. Niemand hielt inne, um ihn über das Geschehen zu unterrichten. In der
Nähe stand eine Hurde, eine Holzgalerie, die man über die Mauerkante
hinausgebaut hatte und aus der die Bogenschützen schieÃen konnten, ohne die
Deckung zu verlassen. Malden duckte sich hinein und spähte aus der
SchieÃscharte hinaus.
Tief unter ihm bildete das Barbarenlager ein Meer aus
wogender Bewegung. Eine Welle fellbekleideter Krieger strömte geradewegs auf
die Mauer zu. Die Männer trugen Leitern. Offensichtlich wollten sie die
Stadtmauer erklimmen und sich den Weg freikämpfen. Es ist so weit, dachte
Malden. Der Augenblick, vor dem er sich gefürchtet hatte, weil er genau wusste,
dass die Bürger von Ness beim unmittelbaren Zusammenstoà mit den Barbaren nicht
gewinnen konnten.
Aber wie auch immer es enden mochte, er durfte nicht
aufgeben. Das hatte Croy ihm beigebracht.
»Gabeln!«, rief er. Er packte den Mann neben
sich â einen aufgeregten Dieb, der Mühe hatte, seinen Bogen zu spannen.
»Schaff jeden fähigen Mann hier herauf! Und sie sollen Gabeln mitbringen!«
Der Dieb starrte Malden an. »Was für Gabeln denn?«
»Einerlei! Heugabeln, jedes Stück Holz mit einem Haken
am Ende, alles. Geh! Und sag weiter, dass Velmont herkommen soll!«
Rus Galenius beschrieb in seinem Handbuch
der Bollwerke Sturmleitern in allen Einzelheiten â das beste Holz
für die Konstruktion, den richtigen Augenblick für ihren Einsatz, die Zahl der
Männer, die sie gleichzeitig bestiegen. Die Abwehr von Leitern war so alt und
einfach, dass der Autor ihr lediglich einen knappen Satz gewidmet hatte.
Allerdings hatte Malden an dem Tag, als Cutbill ihm die Stelle vorgelesen
hatte, tatsächlich einmal zugehört.
Die erste Leiter berührte die Mauer keine hundert FuÃ
von der Stelle entfernt, an der Malden stand. Berserker stürmten die Sprossen
herauf. »Ihr da«, rief er und deutete auf einen Trupp Bogenschützinnen, die in
der benachbarten Hurde standen, »lasst sie nicht nach oben!«
Bogen krümmten sich, Pfeile regneten in flachem Winkel
in die Tiefe. Die Berserker waren leichte Ziele, denn sie konnten nicht
ausweichen, als die Bogenschützen sie mit Pfeilen spickten. Bald sahen die
Männer auf dem oberen Teil der Leiter wie Stachelschweine aus, nachdem ihnen
zahllose Pfeile aus Armen und Kehrseiten ragten. Unfähig, Schmerzen zu
empfinden, kletterten sie weiter, bis sie starben und abstürzten.
Am Fuà der Leiter warteten weitere Männer darauf, dass
sie an die Reihe kamen.
Ein Alter mit einer Mistgabel stand plötzlich neben
Malden und salutierte. Der Dieb brauchte eine Weile, bis er den Gruà erwiderte.
»Dem Blutgott sei Dank, dass du da bist«, sagte er. »Siehst du diese
Leiter â dort, wo ihr Ende über die Zinnen ragt?«
Der Mann nickte und schenkte ihm ein bösartiges
Lächeln. Er nahm die Mistgabel und näherte sich der Leiter.
»Nein!«, schrie Malden. »Noch nicht!« Er wartete, bis
der oberste Berserker auf der Leiter den Mauerrand fast erreicht hatte. Unter
ihm bog sich die Leiter unter dem Gewicht von einem halben Dutzend seiner
Kampfgenossen durch. »Jetzt.«
Der Alte stieà die Zinken seiner Gabel gegen die
oberste Sprosse und drückte dagegen. Die Leiter war zu schwer für ihn, also
fasste Malden mit an und half.
Die Leiter bog sich und kippte zurück. Einige der
Angreifer sprangen ab. Andere waren nicht so geistesgegenwärtig. Schreckliche
knackende Laute waren zu hören, als die Körper auf dem gefrorenen Boden
aufschlugen. Die Leiter brach.
»Gut«, sagte Malden. »Genau so! Jedes Mal. Warte, bis
sie fast oben sind, dann erwischst du möglichst viele von ihnen. Aber warte
nicht zu lange, damit nicht einer es doch noch über die Mauer schafft.« Er sah
sich um. »Wo steckt Velmont?«
Einen Augenblick später erschien sein helstrowscher
Leutnant. »Ich kam, so schnell ich konnte«, keuchte er.
Malden nahm ihn am Arm und zog ihn aus der Hurde, um
Platz für weitere Bogenschützen zu machen. »Sie haben ihre Strategie
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