Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
geändert«,
erklärte er. »Ich weià nichts Genaues, aber mir schwant nichts Gutes. Gestern
Abend gaben sie sich noch damit zufrieden, uns zu belagern â uns
auszuhungern, bis wir sie anflehen würden, die Stadt einzunehmen und uns mit
Nahrung zu versorgen. Nun haben sie offenbar die Geduld verloren. Den Grund
dafür kenne ich nicht. Aber genau das haben wir befürchtet. Ein echter Angriff!
Schick jeden Bogenschützen, den du auftreiben kannst, hier herauf! Wächter auf
alle Mauertürme! Verschaff mir Berichte â ich muss wissen, ob der Angriff
nur an einer Stelle erfolgt oder überall. Lauf los! Rasch!«
Velmont eilte davon. Malden wollte über alles in
Kenntnis gesetzt werden. Aber tief im Innern wusste er bereits, wie der Bericht
lauten würde.
Das war der Augenblick, da Ness verloren war. Seine
gesamte Planung, die ganze harte Arbeit hatten sich auf eine einfache Vermutung
gegründet: dass die Belagerer warten würden. Offensichtlich hatte diese
Vermutung auf der falschen Voraussetzung beruht. Wenn die Barbaren einen ernsthaften
Versuch zur Ãberwindung der Mauer unternahmen, konnten die Belagerten weder
genügend Bogenschützen noch genügend alte Männer mit Mistgabeln aufbieten. Und
nach Maldens Erfahrung meinte es Mörgets Volk todernst.
Kapitel 94
»Sie erklimmen die Mauer vor Königsgraben,
und niemand hält sie auf!« Cythera sandte ihr Bewusstsein über Ness hinaus
und versuchte alle Bewegungen auf einmal im Blick zu behalten. »Zwei weitere
Leitern an der Weizenmauer. Eine stürzt gerade, aberâ⦠Nein! Malden!«
»Er ist nicht länger dein Geliebter«, zischte Coruth.
»Darum musstest du ihn verstoÃen. Halt dich nicht mit ihm auf â verrat mir
lieber, wo die Barbaren sonst noch angreifen!«
Cythera beobachtete, wie Malden zur Grabenmauer eilte
und nach Bogenschützen und Mistgabeln verlangte. Falls die Barbaren die Mauer
überwanden und ihn umzingelten, vermochte nicht einmal Acidtongueââ¦
»Berichte mir, was du siehst, Mädchen!«
Coruths Stimme hörte sich blechern und leise an, als
befände sie sich weit entfernt. Dabei saà sie Cythera in der Stube ihres Hauses
auf der Pferdeinsel gegenüber. Der jungen Hexe fiel so unendlich schwer, sich
ihres Körpers bewusst zu bleiben, immer weiterzusprechen, während ihre Augen
Ereignisse an hundert Stellen gleichzeitig wahrnahmen. Wie sollte sie das
bewerkstelligen? Wie konnte es eine Hexe überhaupt ertragen, so viel zu sehen
und nicht vollständig aus ihrem Körper herauszutreten?
»Du gehörst zwar zu den Initiierten, aber du lernst
immer noch«, sagte Coruth, und plötzlich klang die Stimme der Alten viel
lauter. Cythera hatte das Gefühl, zur Seite gerissen zu werden, fort von der
Grabenmauer, als wäre sie ein Drachen, an dessen Schnur man zupfte. »Sieh hin,
Tochter! Sieh überallhin! Wir müssen wissen, was sie tun.«
»Aber warum?«, wollte Cythera wissen. Sie sah Malden
nicht mehr â hatte man ihn überrannt? War er bereits tot? »Was haben wir
davon? Das Wissen, wo die Barbaren stecken, hilft den Verteidigern von Ness nur
wenig. Wir können ihnen nicht sagen, wo sie ihre Streitkräfte hinschicken
sollen. Wir können nicht gegen die Barbaren kämpfen.«
»Tu, was ich dir sage!«
Cythera strengte sich an, nicht an Malden zu denken
und ihr Bewusstsein weiter auszubreiten. Es fiel so schwer â sie hatte es
erst vor wenigen Stunden gelernt. »Mutter, die Stadt fällt in der nächsten
Stunde. Es sind so viele von ihnen!« Auf der Roggenmauer stieg ein Barbar über
die Zinnen, nur um von drei aus verschiedenen Richtungen abgeschossenen Pfeilen
zu Boden geschickt zu werden. An der Westmauer stieà eine Gabel eine weitere
Leiter um, während die Barbaren zwei weitere an das Mauerwerk anlehnten. »Wir
müssen damit aufhören. Wir müssen etwas tun, nicht nur zusehen!«
»Und was willst du tun?«, wollte Coruth wissen.
»Magie wirken. Die Leitern in Brand stecken oderâ⦠ein
Gewitter heraufbeschwören. Wenn der Regen sie glitschig macht, können sie die
Leitern nicht hinaufklettern.«
»Glaubst du, solche Kunststücke liegen in meiner
Macht?«
Cythera konnte es nicht ertragen. Ness wurde
überrannt â die Belagerung war zu Ende. Die Barbaren standen im Begriff,
die Stadt zu erobern, und sie
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