Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
musste tatenlos zusehen. »Sie werden alle
umbringen, Mutter. Sie töten jeden Menschen in dieser Stadt.«
»Also hast du die Zukunft gesehen?«
»Ich sah genug und weiÃ, wie viel Blut sie vergieÃen
werden, sobald sie die Stadtmauern überwunden haben«, beharrte Cythera.
»Also ist der Augenblick gekommen.«
»Welcher Augenblick? Mutter, wir müssen helfen!« Cythera
kam sich so leicht vor wie ein Fetzen Seide im Wind. In ihrem Kopf drehte sich
alles, sämtliche Sinne waren entflammt.
Irgendwo riss ein dünner Faden und summte wie eine
zerrissene Bogensehne. Plötzlich fühlte sich Cythera, als würde sie schneller
als ein Tribokgeschoss durch die Luft gezogen, dann stürzte sie immer
schneller.
Es gab einen mächtigen Ruck, und sie saà auf ihrem
Stuhl auf der Pferdeinsel. Ihr Bewusstsein war wieder fest mit ihrem Körper
vereinigt. Sie versuchte erneut ihre Sicht auszuweiten, mehr zu sehen, aber es
war unmöglich. Es war, als wäre sie nie zur Hexe ausgebildet worden.
Coruth saà neben ihr, in ihren Augen war nur das WeiÃe
zu sehen. »Für heute hast du genug getan.«
»Was? Aber der Angriffâ⦠die Barbarenââ¦Â«
»Kümmere dich um das Nachtmahl!«, erwiderte Coruth,
als wäre dies ein ganz gewöhnlicher Tag. »Und kehr den Kamin aus! Dort liegt
die Asche einer ganzen Woche. Ich erwarte, dass du bei meiner Rückkehr alles
erledigt hast.«
Cythera glaubte, sich verhört zu haben. Die Belagerung
stand vor ihrem Höhepunkt, und ihre Mutter sprach vom Haushalt. »Warte â
wenn du von wo zurückkehrst?«
»Ich hatte gehofft, mehr Zeit für deine Ausbildung zu
haben, bevor wir zu diesem dunklen Augenblick gelangen«, erklärte Coruth. »Ich
kann nur hoffen, dass du genug gelernt hast.« Und ihr Körper zerplatzte zu
einem Schwarm schwarzer Vögel, die wild durchs Zimmer flatterten und gegen
Wände und Decke prallten, während sie verzweifelt einen Weg durch das offene
Fenster suchten.
Der Stuhl, auf dem Coruth gesessen hatte, war leer.
Kapitel 95
Es schien kein
Ende zu nehmen mit den Berserkern, die bereit waren, die
Mauer zu erklimmen, auch wenn alle Leitern umgestoÃen wurden. Auch wenn Maldens
Bogenschützen sie niedermähten. Boten eilten herbei, um den Lord Bürgermeister darüber
zu unterrichten, dass auch an anderen Stellen der Stadtmauer Leitern angelegt
wurden. So verhinderten die Barbaren, dass sich die Schützen von Ness an
bestimmten Stellen sammelten, und griffen überall zugleich an. Sie mussten über
Nacht Hunderte von Leitern angefertigt haben. Allerdings waren sie leicht
unschädlich zu machen, indem man sie mit Heugabeln zurückstieÃ. Jeder Sturz
riss ein halbes Dutzend Barbaren in die Tiefe.
Aber sie griffen weiterhin an.
»Zwei an der Sumpfmauer!«, rief ein Bote. Malden
schickte Bogenschützen los, die jedoch schon hier auf der Grabenmauer zu
schwach verteilt waren. Er umrundete die ganze Stadt, verlangte nach weiteren
Heugabeln, nach weiteren Helfern, die die Angreifer wegstoÃen sollten. An
Freiwilligen herrschte kein Mangel â Frauen und Männer strömten aus dem
Stinkviertel, um zu helfen. Sie fanden Gegenstände, die als Gabeln dienen
konnten, Hilfsmittel, an die Malden nie gedacht hätte â Dreschflegel an
sechs Fuà langen Stangen sowie Kerzenlöscher aus Messing, die man aus dem
zerstörten Göttinnendom geholt hatte. Er wies die Leute an, sobald sie
eintrafen. Und weiterhin stellten die Barbaren Leiter um Leiter an.
Nicht weit entfernt stieÃen einige alte Frauen eine
Leiter von der Mauer. Wenn auch ein wenig zu
langsam, sodass sich ein verrückter Berserker an der Hurde festhalten
konnte. Einen Augenblick lang hing er dort an einer Hand, während die Schützen
ihn mit Pfeilen spickten. Aber er lieà nicht los. Lachend wie ein Dämon aus dem
Höllenpfuhl versuchte er sich auf die Mauer hinaufzuziehen. Niemand hielt ihn
auf. Sobald der fellbekleidete Angreifer die Mauer überwunden hatte, stürzte er
sich mit einer Axt auf die alten Frauen. Offensichtlich achtete er nicht
darauf, wen er umbrachte, Hauptsache, er vergoss Blut. Malden musste seine
ganze Schnelligkeit aufbieten, um ihn daran zu hindern. Der Barbar schäumte
förmlich vor Kampfeswut, und seine blutunterlaufenen Augen weiteten sich nicht
einmal, als Malden Acidtongue aus der Scheide riss und ihm
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