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Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Titel: Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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zu
verstehen, was dieser Beiname bedeutete. Die Qualen. Welche Schrecken hatte
Mörg in seinem Leben erlebt? Schlimm genug, unzählige Männer sterben zu
sehen. Aber es zu verstehen – alles zu verstehen. Konnte es einen größeren
Fluch geben?
    Â»Du hast ein Wyrd in dir,
mein Junge.«
    Das Wort hatte mehr als eine Bedeutung. Es konnte Bestimmung heißen oder auch Verderben .
In der Sprache der Barbaren gab es nur einen geringen Unterschied zwischen
diesen beiden Auslegungen. Das Wort bedeutete, vom Schicksal getrieben zu sein.
Es meinte eine Macht, die von einem Mann Besitz ergriff und ihn zu Taten
antrieb, bei deren Erwähnung andere schon erbleichten. Taten, bei denen er ins
Verderben rennen würde – und die seinem Namen für alle Zeiten Ruhm
verliehen.
    Â»Glaubst du, das wüsste ich nicht?«
    Â»Du verlangst nach Weisheit, jetzt? Von mir? Warum
sollte ich dir Weisheit schulden? Spar dir die Antwort! Ich kenne sie. Du wirst
sagen – weil du mein Sohn bist.« Mörg nickte versonnen. »Und du hast
recht. Also gut.«
    Mörget trat einen Schritt näher. Die Streitaxt legte
er nicht ab.
    Â»Hier, hör die Botschaft und deute sie, wie du es für
richtig hältst. Mörget Bergtöter, du kannst dich nicht zurückhalten. Du bist zu
schwach, um deine eigene Kraft zu besiegen. Ein anderer muss dich aufhalten,
und du solltest hoffen, dass es bald geschieht.«
    Mörget stieß einen Wutschrei aus. »Du gibst mir Rätsel
auf wie ein Skalde!«
    Â»Manche Wahrheiten können nicht klar ausgedrückt
werden«, erwiderte Mörg. »Sie müssen gelebt werden, um einen Sinn zu ergeben.
Jetzt.«
    Â»Was?«
    Â»Tu es! Bevor dich der Mut verlässt. Auf der
Stelle – solange du mich hasst! Ich könnte es nicht ertragen, dass du mich
liebst, wenn du diesen Schritt tust.«
    Rote Lichtblitze zuckten hinter Mörgets Augen, als die
Streitaxt niedersauste. Noch einmal. Und wieder. Er schwang sie nicht wie eine
Klinge, sondern schlug zu wie mit einem Hammer, immer und immer wieder.
Manchmal durchschnitt die Schneide Fleisch und Gewebe, manchmal traf die flache
Seite auf Knochen.
    Als Mörget schließlich innehielt, war die rote Gestalt
auf Mörgs Fellen kein Mann mehr, sondern nur noch ein Klumpen rohes Fleisch.
    Mörget stieß die Hände in den Brei und bemalte sich
mit dem Blut seines Vaters das Gesicht. Berserker malten sich das halbe Gesicht
rot an, weil sie nur die Hälfte der Zeit verrückt waren. Er bedeckte den ganzen
geschorenen Kopf, den Nacken, verstopfte die Ohren mit Blut. Es reichte noch
immer nicht.
    Außerhalb des Zeltes konnte ihm die kalte Luft nichts
anhaben. Der Schnee verwandelte sich in Dampf, bevor er auf das Gesicht und die
Hände auftraf.
    Er wurde sich der Menschen ringsum bewusst, der
keuchenden Münder und starrenden Augen, aber sie schienen nichts mit ihm zu tun
zu haben. Sie waren völlig unwichtig. Ihm fiel etwas ein. »Der Hund«, murmelte
er rau. Sein Vater hatte den Hund geliebt. Der Hund hatte die Liebe erwidert.
Hatte Mörg das Gleiche von seinen Kindern erwartet? Das würde er ihm nicht
gönnen, nicht einmal im Tod. »Sucht den Hund! Bringt mir sein Fell, damit ich
es um den Hals trage und jeder weiß, was ich getan habe!«
    Falls ihm jemand antwortete, nahm er die Worte nicht
wahr.
    Er kehrte zu seinem eigenen Zelt zurück, blind für die
ganze Welt, kannte nichts außer seinem Zorn.
    Er warf sich auf seine Felle und wartete, bis sich die
Wut abkühlte. Als er schließlich wieder sprechen konnte, ohne schreien zu
müssen, wandte er sich an Balint.
    Â»Im Morgengrauen wirst du dein verruchtes Verbrechen
begehen. Wenn nicht einmal das Blut meines Vaters mir die Stirn zu kühlen
vermag, dann soll mir diese Stadt als Trost dienen. Welchen hinterhältigen Plan
dein schwarzes Herz auch immer ausbrütet, ich verhelfe ihm zur Ausführung.«
    Â»Auf diese Worte habe ich gewartet«, erwiderte sie
leise mit heiserer Stimme. »Du machst mich glücklicher als ein hochschwangeres
Mädchen an seinem Hochzeitstag.«

Kapitel 93
    In der Werkstatt
roch es so durchdringend nach Schwefel und Urin, dass
Malden die Augen tränten. Auch wenn der Schnee jenseits der Fenster überall
sechs Zoll hoch lag, barst der Raum schier vor Hitze. Slag ließ seine Arbeiter
Tag und Nacht orangefarbene Kristalle von der Oberfläche stinkender

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