Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
glaubte, einige
der Gesichter zu erkennen â er hatte gesehen, wie man sie auf dem Platz
zusammentrieb. Allem Anschein nach waren es Männer wie er. Diebe und Bettler, der Bodensatz der Gesellschaft
von Helstrow. Allerdings half ihm dieses Wissen wenig â er war ihnen
völlig unbekannt. Davon abgesehen befand er sich in keinem Zustand, in dem er
sich hätte den anderen vorstellen mögen. Konnte er doch kaum verhindern, dass
ihm die Zähne abbrachen, so heftig schlugen sie aufeinander.
Also krümmte er sich eine
Weile zusammen und zitterte vor sich hin. Er hatte das Gefühl, als hätte sich
die Kälte des Winters in seinen Knochen eingenistet. Sein Herzschlag raste.
Seine Finger verfärbten sich blaurot, als hätten sie Erfrierungen erlitten. An
der Saalseite brannte in einem Kamin ein Feuer, und er sehnte sich danach, die
Hände in die Flammen zu strecken, um die Wärme zu genieÃen, die er verspüren
würde, bevor sie sein Fleisch versengten. Glücklicherweise hielt ihn die Kette
um den Hals von diesem Vorhaben ab.
SchlieÃlich zog sich die übernatürliche Kälte aus
seinen Knochen zurück. Er bezweifelte, sich jemals wieder warm zu fühlen, aber
wenigstens musste er nicht länger mit den Zähnen klappern.
Er blies sich warmen Atem auf die Finger, setzte sich
mühsam auf und sah sich um. In der letzten Stunde hatte sich nicht viel
ereignet, auÃer dass man weitere Männer in den Saal geführt hatte. Nur wenige
von ihnen sprachen miteinander. Die meisten hockten einfach nur schweigend da
und starrten Löcher in die Luft. Die Wächter kamen und ketteten einen Mann
neben Malden an, einen halb verhungert wirkenden Burschen mittleren Alters,
dessen Blick vom Wahnsinn getrübt schien. Er starrte Malden schweigend an, bis
sich der Dieb an den Mann auf der anderen Seite wandte.
»Du!«, sprach er den mürrischen Kerl an. Er musste
dringend erfahren, was hier vor sich ging, und es bot sich keine andere Quelle
an. »Weswegen hat man dich erwischt?«
»Was gehtâs dich an?«
»Ich bin Rechtsgelehrter«, erwiderte Malden.
Das rief ein kurzes Lachen hervor, dem allerdings
jeglicher Humor fehlte. »Sie nannten keinen Grund. Zerrten mich einfach aus dem
Bett. Sicher, vermutlich verdiene ich es viel eher, hier zu sein, als die
meisten anderen.«
»Also bist du ein Dieb?« Der Mann regte sich darüber
so auf, dass Malden beschwichtigend die Hände hob. »Ich betreibe dieses
Handwerk selbst«, erklärte er, »und gestände es jedem Mann ein, der mich danach
fragen würde.«
»Von mir aus. Dann nenn mich einen Dieb, wenn es dir
gefällt.«
Malden nickte eifrig. Dann
strich er die Binsen auf dem Boden beiseite. Wie erwartet befand sich darunter
eine dicke Staubschicht. Er schob ein paar Halme zur Seite und malte mit dem
Finger ein von einem Schlüssel durchbohrtes Herz in den Schmutz.
Sein Nachbar starrte das Bild an. Malden wusste
sofort, dass er das Symbol erkannte â das Zeichen von Cutbill, dem Herrn
der Diebesgilde von Ness. Malden hatte schon befürchtet, das Symbol sei in
Helstrow unbekannt.
Der Dieb fuhr mit dem Fuà über die Zeichnung und
löschte sie aus, bevor ein anderer sie entdecken konnte. »Du bist sein Mann?«
Malden nickte.
»Wir haben hier unseren eigenen Anführer, aber ich
spreche seinen Namen nicht laut aus, nicht an diesem Ort. Du darfst aber
erfahren, wie man mich nennt â Velmont.«
»Malden.«
Sie fassten einander bei den Händen, aber nur ganz
kurz.
Velmont sah bemüht zur Seite, während er aus dem
Mundwinkel sprach. »Durchaus möglich, dass mein Meister
von deinem Meister gehört hat. Vielleicht sind sie
sogar Freunde. Männer im gleichen Geschäft treffen aufeinander, nicht wahr?
Finden Möglichkeiten, sich von Zeit zu Zeit gegenseitig zu helfen. Aber ich
weià immer noch nicht, was du eigentlich willst, warum du mir das Zeichen
gezeigt hast.«
Malden runzelte die Stirn. »Eigentlich will ich nur
erfahren, worum es hier geht. Die Stadtwache, diese Königsmänner, treiben
anscheinend alle Gauner der Stadt zusammen. Ich habe noch nie zuvor so eine
gnadenlose Razzia erlebt. Falls das in Helstrow nicht üblich istââ¦Â«
»Ist es nicht.«
»Dann frage ich mich, warum sie so gründlich sind. In
diesem Raum hocken mindestens hundert Männer. Und warum hier? Es sieht wie
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