Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
und zu
polieren. Nun starrten sie zu ihm hoch, als wäre er ein Dämon, der gekommen
war, um ihre Seelen zu holen.
Es blieb keine Zeit, sie zu beruhigen. Sobald er
wieder zu Atem gekommen war, packte er Velmont am Arm und hastete mit ihm die
Treppe zum Ausgang hinunter. Die Pflastersteine waren mit einer dicken Schicht
aus Staub und Asche bedeckt. Er rannte auf die Universität zu, als ein zweiter
Knall die Stadt erschütterte.
Eine Wand des Kreuzganges war eingestürzt. Im
dahinterliegenden Hof sah er nur Feuer und Zerstörung. »Slag!«, rief er. »Ist
noch jemand am Leben? Meldet euch, wenn ihr mich hört!«
Der Qualm war so dick, dass er würgen musste. Es stank
nach verfaulten Eiern und Schwefel â wie Sadus ureigenster Atem.
»Mein Junge!«, hörte er jemanden rufen. Die Stimme war
schwach und fern, und ihm wurde bewusst, dass er auÃer dem eigenen Herzschlag
kaum etwas hörte. Der Lärm der Explosion musste ihn zum Teil taub gemacht
haben.
Er rannte auf die Stimme zu und fand Slag unter Trümmern
begraben. Lediglich ein Teil des Gesichtes und ein Arm waren zu sehen. Malden
ergriff Velmonts Hand und deutete auf die Stelle, dann schoben sie das Geröll
zur Seite. Als Slag gröÃtenteils wieder freilag, zerrte Malden an ihm, bis er
ihn aus den Trümmern gezogen hatte.
Der linke Arm des Zwerges löste sich von der Schulter.
Er war nur noch mit einem Stück Haut verbunden gewesen, das nun zerriss. Auch
sonst befand sich Slag in entsetzlichem Zustand. Malden wiegte den dürren
kleinen Körper in den Armen, fest davon überzeugt, dass der Zwerg jeden
Augenblick sterben würde. Slags Gesicht trug Spuren des Feuers, der Bart war
völlig weggebrannt. Seine Augen waren gelb und rot, geronnene Tränen klebten an
den Resten der Wimpern. Die ganze linke Körperhälfte war blutüberströmt.
»Mein Junge«, krächzte der Zwerg, »ich habe endlich
die richtige Mischung gefunden. ScheiÃe, die richtigeâ⦠Es ist gelungen! Es ist
gelungen! Es wird ausreichen, verfluchte Pest!«
Und dann lachte der Zwerg. Ein freudiges Lachen.
Kapitel 103
Croy ritt an der Spitze eines Heeres aus
zweitausend Mann, und nur einer von hundert verstand seine Befehle. Aber das
war nicht weiter wichtig. Die Skilfinger hatten ausgezeichnete Ãbersetzer. Sie
waren an diese Vorgehensweise gewöhnt.
Die Nördlichen Königreiche führten ununterbrochen
Krieg gegeneinander. Jedes Jahr verschoben sich ihre Grenzen um einige Meilen
vor und zurück. Die Gebiete wechselten so oft den Besitzer, dass die
Kartografen nicht mithalten konnten. Darum bestand eine Karte der Nördlichen
Königreiche ausschlieÃlich aus schraffierten
Zonen und zeigte an, wo die Macht eines jeden Königreiches am stärksten
war. Aber die Kriege wurden bereits so lange geführt, dass die Kämpfe zu einer
Formsache geworden und strengen Regeln unterworfen waren, und so führte jedes
Königreich lediglich einen Monat lang im Jahr Krieg. Die Kosten für den
Unterhalt und die Verpflegung von stehenden Heeren waren auÃerordentlich hoch,
und die Skilfinger senkten die Kosten, indem sie ihre Soldaten an jede Nation
vermieteten, die Bedarf anmeldete.
Das bedeutete, dass die skilfingischen Krieger hinter
Croy gut ausgebildet und diszipliniert waren, auÃerdem trugen sie die besten Waffen auf dem ganzen Kontinent. Croy
hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie einer gleichen Anzahl
Barbaren gewachsen waren.
Aber einer verlässlichen Schätzung nach umzingelten
achttausend Barbaren Ness und bildeten ein riesiges Lager rings um die Stadt.
Darunter möglicherweise siebenhundert Berserker â und selbst die schwer
gerüsteten Skilfinger hätten vermutlich gröÃte Mühe, sich gegen die verrückten
Krieger zu behaupten.
Sir Hew hatte recht gehabt. Es war ein kluger Gedanke
gewesen, Helstrow als Zurschaustellung neu erworbener Macht auszuwählen. Was
mit einem Angriff auf Ness erreicht werden sollte, blieb eine offene Frage.
Croy war das einerlei.
Cythera war in Gefahr, nur das war wichtig.
Hew hatte ihm keinen Ãrger
bereitet. Croy war nun der Regent, und damit wäre er für die nächsten vier
Jahre der König von Skrae, was auch geschehen mochte. Hew befolgte alle seine
Befehle, ohne sie infrage zu stellen. Und obwohl sein Gesichtsausdruck gelegentlich seine wahren Gefühle verriet,
bemühte sich Croy mit
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