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Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Titel: Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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Kornvorräte
überlassen hatte, hatten die Priester ein
stadtweites Fastengebet verkündet. Er hatte befürchtet, dass sie die
letzten Lebensmittel für sich selbst horteten. Er hatte das Grollen seines
eigenen Magens überhört und geglaubt, den Priestern gerade genug Seil zu
lassen, damit sie sich die eigenen Schlingen knüpfen konnten.
    Aber inzwischen war er seiner Sache nicht mehr so
sicher.
    Der Priester stand auf einer Holzplattform, die so
hoch wie ein Galgen aufragte. Hinter ihm waren Hunderte ordentlich in Weidenkörben
aufgeschichtete Brotlaibe zu sehen, dazu gewaltige Schüsseln mit Linsensuppe
und Dutzende Fleischpasteten. Fleisch! Wo hatten sie sich das Fleisch
beschafft?
    Darauf konnte es natürlich nur eine Antwort geben. Die
Priester mussten irgendwo eine ganze Viehherde versteckt gehalten haben, die
sie für ihre Opferungen aufgespart hatten. Mittlerweile hatte es allerdings den
Anschein, als sei Nahrung wichtiger als rituelles Blutvergießen.
    Er kannte die Eiferer gut genug und glaubte nicht
daran, dass sie mit den Opfern aufhörten. Sie mussten noch eine weitere
Blutquelle haben. Vielleicht bereiteten sie sich sogar auf ihr erstes
Menschenopfer vor …
    Â»Tretet vor! Nahrung für alle! Sadu erhört eure
Gebete, er kennt euren Hunger, und er hat für euch gesorgt. Einen Laib für
jeden, Linsensuppe für alle Familien!« Die hungernden Bürger von Ness drängten
und stießen einander zur Seite, um näher an die Plattform zu gelangen. Jünger
in rot gefärbten Wämsern verteilten das Brot und sprachen jedes Mal ein kurzes
Gebet, bevor sie es überreichten. »Es ist genug für alle da! Seine Gnade
vergisst keinen von uns!«
    Malden wandte sich zu Velmont um, aber der Dieb aus
Helstrow war verschwunden. Malden spähte in die Menge und entdeckte ihn, wie er
den Kopf über eine Pastete senkte, während ein Jünger ihm etwas ins Ohr
flüsterte. Falls er betete, teilte er ein besonders langes und eindringliches
Gebet mit Velmont.
    Der Helstrower nickte und machte eine verstohlene
Geste, dann kehrte er zu Malden zurück. Er hatte bereits die ungenießbare
Kruste der Fleischpastete abgerissen und klaubte Stücke aus dem Innern heraus.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht war reine Ekstase. Wie lange war es her, dass
er einen solchen Leckerbissen gekostet hatte? Malden fragte sich, wann er
selbst das letzte Mal Fleisch gegessen hatte. Er hatte für alle sichtbar keine
größere Lebensmittelzuteilung beansprucht, als sie jedem seiner Mitbürger
zustand.
    Unwillkürlich leckte er sich die Lippen, als Velmont
den Brocken genüsslich kaute. »Ich will verdammt sein – das ist frisches
Schweinefleisch!«, stieß der Helstrower mit Tränen in den Augen hervor.
    Malden kämpfte den Drang nieder, selbst zur Plattform
zu rennen. »Was hat der Jünger zu dir gesagt? Hast du etwas erfahren?«
    Velmont errötete, hörte aber nicht auf zu kauen. »Nichts
von Bedeutung, Herr. Ich fragte ihn, ob das eine einmalige Fleischverteilung
ist, du weißt schon. Ob sie noch mehr haben. Wo es herkommt. Er antwortete
bloß, dass sein Gott dafür sorgen wird. So wie es die Priester ja immer
behaupten, nicht wahr?« Velmont blickte zu Boden.
    Â»Mehr hat er nicht gesagt?« Es hatte den Anschein
gehabt, als hätten die beiden sich viel mehr zu sagen gehabt.
    Velmont schüttelte den Kopf. »Sonst nur heiliges
Gefasel, aber ich habe nicht zugehört. Als ich das Fleisch roch, war ich
abgelenkt.«
    Malden nickte. Der ganze Vorfall flößte ihm ein
gewisses Unbehagen ein. Er war so gut wie sicher, dass hier nichts
Übernatürliches geschah. Die Priester hatten bloß die letzten Vorräte der Stadt
für eine aufsehenerregende Speisung verwendet, und wenn die Brotlaibe und alles
andere aufgegessen waren, wäre nichts mehr übrig. Sie hatten sich nur einen Tag
Frist erkauft, aber am Ende würden sie nur sich selbst schaden.
    Es war schon seltsam, wie sehr er das Scheitern der
Frömmler herbeisehnte. Er war bereit, Mitbürger hungern zu lassen, falls er den
Priestern damit schaden konnte. Er fühlte sich schuldig und vergaß darüber den
eigenen Hunger. War er so tief gesunken, dass er Menschen wie Figuren auf einem
Spielbrett betrachtete? Cutbill hatte doch behauptet, ihm bleibe nichts anderes
übrig …
    Das hatte er nie gewollt.
    Das alles hatte er nicht

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