Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Einen Moment lang glomm ein Licht in der
Dunkelheit. Es reichte aus, um ihm zu zeigen, dass Mörgain nicht zwischen den
Steinen stand.
Dann antwortete sie ihm, und ihre Stimme drang ihm
ganz aus der Nähe ans Ohr. Er fühlte ihre Gegenwart, bevor sie zu Ende
gesprochen hatte. Sie hatte die ganze Zeit hinter ihm gestanden und sich den
Wind zunutze gemacht.
»Vergeltung für den einzigen Mann, den ich je liebte«,
sagte sie. Ihm blieb gerade genug Zeit, um festzustellen, dass sie ihre Felle
und das Gesicht mit Ruà geschwärzt und sich so in der Dunkelheit nahezu unsichtbar
gemacht hatte. Dann glitt Fangbreaker in die Höhe und funkelte im kaum
vorhandenen Licht, lenkte ihn kurz ab.
Bei Mutter Tod, sie war schnell mit dieser Klinge!
Bevor er Dawnbringer heben konnte, schnitt sie ihm
quer über den Hals. Blut spritzte aus der Wunde, dunkles Blut, und er wusste,
dass sie seine Halsschlagader getroffen hatte.
Es war ein hastiger Hieb gewesen, und die Klinge hatte
nicht sehr tief geschnitten â aber es war ein genauer Treffer, und jeder
andere wäre auf der Stelle gestürzt. Aber Mörget war anders als jeder andere.
Ãberrascht, verwundet und selbst mit Mutter Tods Hand auf der Schulter hatte er
die Kraft, seine Streitaxt mit einem der mächtigsten Hiebe zu führen, den er je
ausgeteilt hatte.
Das Gewicht der Axt fuhr in die Tiefe und biss in
altes Eisen. Mörgets Knochen wurden erschüttert, aber er zuckte nicht zusammen.
Zum dritten Mal zerschlug
er eine der Ancient Blades und schleuderte die Hälfte von Fangbreaker wirbelnd
in den Schnee.
Er warf sich herum, um das Herz seiner Schwester mit
Dawnbringer zu durchbohren.
Aber sie war verschwunden. Flink auf den FüÃen wie
eine Hirschkuh â das war Mörgain.
»Feigling!«, brüllte er ihr mit gurgelnder Stimme
hinterher.
Einst hätte dieses Wort ihr Inneres verbrannt und sie
gezwungen, zurückzukehren und den Kampf zu beenden. Aber er wusste, dass sie
keinen Anlass mehr hatte, sich ihm beweisen zu müssen. Denn in wenigen
Augenblicken würde er sterben. Das abgebrochene Stück von Fangbreaker lag zu
seinen FüÃen. In der polierten Oberfläche sah er die Wunde am Hals und das
Blut, das seinen Umhang tränkte. Er verblutete.
Er sank auf die Knie in den Schnee.
Du bist zu schwach, um deine eigene
Kraft zu besiegen , hatte Mörg zu ihm gesagt. Ein anderer muss dich aufhalten, und du solltest hoffen, dass es
bald geschieht.
Seine eigene Kraft â Kraft, die Mörgain teilte.
Das also meinte der alte Mann damit, dachte er. Das ist mein Ende. Ich traf auf
den Gegner, den ich nicht besiegen konnte, und sie war die ganze Zeit da. Sein Wyrd war vollendet.
Aber warum verlangte es ihn noch immer nach Tod, nach
einer weiteren Gelegenheit, sich zu beweisen?
»Du siehst übel aus, mein Junge«, sagte Balint und
eilte aus der Dunkelheit herbei. Sie hielt ein Stück Stoff, eine Nadel und
einen Faden in der Hand. Er hatte nicht bemerkt, dass sie ihm gefolgt war. Nun
starrte er sie an wie einen Geist, der seine Seele holen wollte.
»Du musst dich nicht bedanken«, sagte sie. »Wenn du es
trotzdem tust, wird dir vermutlich der Kopf abfallen. Auch wenn das einen
Burschen mit deiner Sturheit nicht umbringt, habe ich doch nicht genug Faden
für die ganze Sauerei dabei.« Dann tupfte sie die Wunde ab und stieà ihm die
Nadel in den Hals. »Frag mich auch nicht, warum ich dir helfe, obwohl es die
reinste Blödheit ist. Ohne dich wäre ich doch viel besser dran.«
Aber Mörget glaubte den Grund zu kennen. Die Zwergin
hatte vermutlich ihr eigenes Wyrd. Sie musste bei
jeder sich bietenden Gelegenheit Unheil über die Welt bringen. Dafür lebte sie.
Und er gab ihr die beste Gelegenheit dazu.
Er lachte und nahm es hin, dass ihm dunkles Blut aus
den Adern spritzte.
Kapitel 102
»Tretet vor! Tretet vor und empfangt Sadus
Gaben! Nahrung für alle, ein Fest eures Gottes. Seht das Wunder, das er gewirkt
hat!« Der rot gewandete Priester, der auf dem Gottsteinplatz Brotlaibe
verteilte, war Malden unbekannt. Die Geistlichen des Blutgottes weihten jeden
Tag weitere Männer ihresgleichen. Und sie waren auch anderweitig fleiÃig
gewesen. In vielen Stadtteilen von Ness hatten sie Kirchen gegründet und
offensichtlich Tag und Nacht gebacken, um sich auf diesen Augenblick
vorzubereiten. Nachdem ihnen Malden die letzten erbärmlichen
Weitere Kostenlose Bücher