Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Er
atmete schwer und war so bleich wie ein Laken, aber als er die Ritter sah,
winkte er sie näher.
Er führte sie in einen Wurzelkeller, wo der König auf
einem Lager aus Sackleinen ruhte. Er hatte die Augen geschlossen. Eine
hässliche Schramme verunstaltete seine linke Schläfe. »Ist nichtâ⦠aufgewacht,
seit ichâ⦠ihn herbrachte«, stieà der Sergeant hervor.
Sir Orne ergriff den Pfeil im Rücken des Mannes und
riss ihn frei, dann stopfte er einen Stofffetzen in die Wunde. Der Sergeant
verkrampfte sich, bis ihm die Augen tränten, aber er unterdrückte jeden
Aufschrei.
»Du bist ein guter Mann«, sagte Croy und legte ihm die
Hand auf die Schulter.
»Bringt ihnâ⦠zu Sir Hewâ⦠er wirdââ¦Â« Der Sergeant
verstummte. Er setzte sich auf den nackten Erdboden und starrte bloà zur Decke
hinauf.
Croy rannte zurück auf die StraÃe und sah sich um, bis
er gefunden hatte, was er suchte â zwei Hippen, deren Schäfte lang genug
waren. Daraus und mithilfe eines Lakens aus einem verlassenen Haus bastelte er
eine Trage, die er und Orne tragen konnten. Sie betteten den König darauf und
begaben sich zur Treppe. »Komm mit uns!«, befahl Croy dem verwundeten Sergeanten.
Aber der Mann hatte die Augen verdreht â er war
tot. Croy schloss ihm die Lider, dann kehrte er zu seiner Last zurück.
Kapitel 29
»Wohin bringen wir ihn?«, fragte Orne auf
der StraÃe. »Zum Bergfried? Oder zum Westtor?«
Croy versuchte nachzudenken. Er musste den König um
jeden Preis am Leben erhalten â so lautete Hews Befehl. Aber wo gab es
noch Sicherheit? Ohne über die neuesten Vorkommnisse Bescheid zu wissen, war
das unmöglich zu sagen.
Meine Göttin, betete er stumm, gib mir ein Zeichen!
Und er bekam ein Zeichen â obwohl er lieber
darauf verzichtet hätte.
Ein Berserker stürzte brüllend auf ihn zu. Der Mann
war nackt und mit Wunden übersät, oberflächlichen Schnitten auf Gesicht und
Brust, tiefen Rissen an den Beinen. In jeder Hand hielt er eine Axt.
Vielleicht hatte der Kerl die Ritter in seiner Wut
nicht einmal gesehen. Er wandte sich nicht um, um sie anzugreifen, sondern
schien an ihnen vorbeirennen zu wollen. Croy riss Ghostcutter aus der Scheide
und schlitzte ihm die Kehle auf, ohne auf geringste Gegenwehr zu stoÃen. Der
Mann stürzte zu Boden, aber aus einer der nächsten Gassen hörte Croy seine
Gefährten bereits im Taumel der Kampfeswut lachen und johlen.
Die Entscheidung war ihnen aus den Händen genommen.
Sie konnten den Bergfried nicht erreichen, ohne sich einen Weg durch Mörgs
gesamtes Heer zu hacken. Stattdessen mussten sie zum Tor und Helstrow hinter
sich zurücklassen. Croy und Orne nahmen die Trage und eilten, so schnell sie
konnten, zum Westtor. Es lag nicht allzu weit entfernt, vielleicht ein Dutzend
StraÃen. Aber in ihren Rüstungen und mit der königlichen Last kamen sie nur
langsam voran.
Die Barbaren hatten sie entdeckt, bevor sie die Hälfte
des Weges geschafft hatten. Ein lautes Grölen erhob sich, und die Ritter
duckten sich in eine SeitenstraÃe, um nicht überrannt zu werden.
Sie versuchten ihren Vorsprung auf die Verfolger
aufrechtzuerhalten, und irgendwie gelang es ihnen, die Strecke zurückzulegen.
Aber Croy konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen â er achtete nur noch
auf seine FüÃe und lauschte den Geräuschen des Mordens und der Metzelei
ringsum. Er musste alles in seiner Macht Stehende tun, um den König zu retten.
Das war seine Pflicht. Sollte er niedergestochen werden, bevor er das Tor
erreichte, dann mochte die Göttin Einsehen mit ihm haben. Aber er würde nicht
stehen bleiben. Er würde nicht in Versuchung geraten, sich zu verstecken oder
innezuhalten.
Als das Tor vor ihnen erschien, sah er sich einem
neuen Hindernis gegenüber â es war verriegelt. Wie schon seit zehn Tagen.
»Legen wir ihn dort drüben ab«, schlug er vor und
schritt danach auf den gewaltigen Balken zu,
der das Tor verschloss. Auf dieser Seite gab es kein Fallgitter, aber die
Türflügel waren aus altersgehärteten Holzbohlen gezimmert, die mit schweren
Eisenbeschlägen verstärkt waren. Der Torbalken bestand aus Eisen und war dicker
als Croys Handgelenk. »Helft mir!«
»Nein«, erwiderte Orne. »Das müsst Ihr selbst öffnen.«
Croy fuhr wütend herum, aber dann
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