Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
die Meeresflut. Die Axt hätte ihn in zwei Hälften geteilt, wäre dies
Mörgets Absicht gewesen. Stattdessen zerbrach sie Bloodquaffers Klinge.
Die Spitze des gezackten Schwertes wirbelte einen
Augenblick lang durch die Luft und landete dann klirrend auf dem
StraÃenpflaster. Orne hielt noch einen Griff und einen Fuà Eisen.
Unmöglich, dachte Croy. Natürlich konnten Schwerter
zerbrechen. Ein Mann mit ausreichender Kraft vermochte selbst Zwergenstahl zu
zerschmettern, und Mörget war der stärkste Mann, dem Croy je begegnet war. Aber
Bloodquaffer war kein gewöhnliches Schwert. Die Ancient Blades waren achthundert
Jahre alt. Die gröÃten Schmiede ihrer Zeit hatten sie mithilfe von Techniken
geschmiedet, die längst in Vergessenheit geraten waren. Man hatte sie mit
starker Magie versehen, und sie waren von Priestern sowohl des Blutgottes als
auch der Göttin gesegnet worden, denn damals hatten die Menschen von Skrae noch
beide Gottheiten gleichermaÃen angebetet. Die Schwerter waren heilig, und sie
waren für die Ewigkeit gemacht. In all den Jahrhunderten war nicht eines von
ihnen zerbrochen. Und doch sah Croy es mit
eigenen Augen. Bloodquaffer zersplitterte genauso mühelos wie ein Stück
schlampig geschmiedetes Eisen â und mit ihm eine achthundert Jahre alte
Tradition.
Es war, als hätte sich die Welt verändert.
Es war, als hätte sich alles, woran Croy geglaubt
hatte, als falsch erwiesen.
Selbst Mörget schien von dem Geschehen überrascht zu
sein. Aber er unterbrach seinen Angriff nicht. Von unaufhaltsamem Schwung
getragen, krachte die Axt auf die Pflastersteine, aber gleichzeitig fuhr
Mörgets Schwertarm herum. Sein magisches Schwert lag in vorschriftsmäÃiger
Haltung in seiner Hand.
Orne zuckte nicht einmal zusammen, als Dawnbringers
Hieb ihm den Kopf von den Schultern trennte.
Seine Zeit war gekommen. Wie es ihm geweissagt worden
war.
Angesichts dieser Ungerechtigkeit wollte Croy
aufheulen, wollte Mörget herausfordern, seine Streitaxt und seine Hand gegen
Ghostcutter ins Feld zu führen. In ihm brannte die Begierde, Ornes Tod zu
rächen und Mörget zu töten, wie es sein Eid verlangte. Jede Faser seines Wesens
und jedes Körnchen seiner Seele verlangten danach, diesen Kampf zu beenden.
Aber er hatte einen Eid geleistet, einen weiteren Eid,
den er niemals brechen durfte. Er musste den König retten, ganz gleich, welche
eigenen Wünsche er auch hegte. Sein Kampf mit Mörget musste warten.
Er verschwendete keine weitere Zeit. Er eilte durch
das offene Tor und schob es vorsichtig hinter sich zu. Falls die Barbaren ihn
gesehen hatten, würden sie als Nächstes nach seinem Blut verlangen. Sie würden
die Verfolgung aufnehmen.
Sie würden ihn töten â und dann den König.
Ihm blieb kein anderer Ausweg als die Flucht.
Er bemühte sich, leise zu sein, wollte um keinen Preis
gesehen werden, während er auÃerhalb von Helstrows Mauer auf der StraÃe nach
Westen davoneilte. Er blieb erst stehen, als er eine Baumgruppe auÃerhalb der
Festungsstadt erreicht hatte, einen Platz, an dem er sich verstecken konnte,
bis er wieder zu Atem gekommen war. Er legte den König im weichen Gras nieder
und sah sich mit starrem Blick um.
Der Bergfried und der Palast ragten hoch über den
Mauern von Helstrow auf. Beide brannten lichterloh.
TEIL ZWEI
DER SCHLAFENDE KÃNIG
ZWISCHENSPIEL
In der Freien Stadt Ness gab es eine Fläche,
auf der die Viehtreiber ihre Schafe grasen lieÃen, bevor sie sie weiter zum
Markt beförderten. Eine freundliche Wiese inmitten der lärmenden Stadt. Die
Gegend war nachts nicht besonders sicher (genau genommen war es in Ness
nirgendwo sicher), aber seine idyllische Ruhe war irgendwie in Mode gekommen,
und einige der reichsten Männer der Stadt hatten dort Herrenhäuser erbaut,
Paläste des Vergnügens, in denen sie dem Trubel ihrer Handelsgeschäfte
entkommen wollten.
Zwischen diesen Bauten erstreckte sich ein groÃes
Grundstück voller Steintrümmer und verbrannter Balken, die niemals vollständig
weggeräumt worden waren. Es war der Platz, an dem einst eines der groÃartigsten
Häuser gestanden hatte. Alles, was im Entferntesten von Wert gewesen war, hatte
man gestohlen, aber niemand wollte hier neu bauen. Selbst die Schafe machten
einen groÃen Bogen um das Gelände.
Es war das Haus des Zauberers Hazoth gewesen. Es war
der Ort, an dem
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