Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
dieser groÃe Mann von seinen eigenen versklavten Dämonen in den
Höllenpfuhl gezerrt worden war. Es war auch der Ort, an dem Cythera zur Welt
gekommen und die Hexe Coruth viele Jahre lang eine Gefangene gewesen war.
Coruth war vermutlich die Erste, die seit jener Nacht
das Grundstück betrat. Es war ihr vorher nie in den Sinn gekommen, einen Fuà in
diese Ruinen zu setzen â sie war nur froh gewesen, ihren Kerker hinter
sich zu lassen â, aber manchmal musste eine Hexe dort wandeln, wohin
andere sich nicht wagten.
An diesem Tag sah sie aus wie eine altersgebeugte
Frau, und so fühlte sie sich auch zumeist. AuÃerdem beobachtete sie niemand,
also konnte sie sich die Mühe sparen, als eindrucksvolle Gestalt aufzutreten.
Ihr Gewand war formlos, schwarz und unauffällig. Das eisenfarbene Haar hatte
sie mit einem einfachen Band zurückgebunden. Sie setzte die Schritte bedächtig,
was auf ihr hohes Alter schlieÃen lieÃ. Allerdings war sie noch rüstig genug,
um auf einen Stock verzichten zu können.
Es fiel nicht schwer, die Stelle zu finden, an der
Hazoth gestorben war. Der Erdboden selbst hatte sich aufgetan, um ihn zu
verschlingen. Zwar hatte sich der Untergrund wieder geglättet, aber nicht
einmal Unkraut wuchs dort mehr. Die Hexe schritt den öden Boden ab, bis sie den
genauen Mittelpunkt gefunden hatte, dann setzte sie sich und lieà sich eine
Weile von der Sonne wärmen.
»Sie ist auch deine
Tochter«, sagte Coruth
schlieÃlich. Natürlich hörte Hazoth sie
nicht. Er war tot. Aber manches musste gesagt werden, auch wenn niemand da war.
»Du warst ein schrecklicher Mann, ehrlich gesagt ein richtiger Schuft. Einer
der schlimmsten. Aber dein Same wurde in meinen Schoà gepflanzt, und ich
schätze, du hast ein Recht zu erfahren, was aus ihr werden wird. Und das wird
nicht nur Zuckerlecken sein.«
Eine leichte Brise bewegte das Gras rings um die kahle
Stelle. Jeder einzelne Grashalm rieb sich an seinem Nachbarn. Eine Grille auf
der Suche nach einer Mahlzeit näherte sich Coruth, überlegte es sich dann aber
anders und verschwand. Kein menschliches Wesen war in Sicht â und ganz
sicher auch nicht in Hörweite.
»Sie wird die Magie erlernen, auf die eine oder andere
Weise. Sie wird jene Macht erringen, mit der du und ich arbeiten, vielleicht
sogar mehr. Ich muss sie ausbilden, das ist ihre einzige Möglichkeit. Und vor
allem du solltest wissen, was das zu bedeuten hat. Ich habe ihre Zukunft
gesehen, und sie kann zwei Richtungen einschlagen. Wenn ich sonst in die
Zukunft blicke, dann weià ich, dass alles so eintrifft, wie ich es schaue. Dass
die Ereignisse nicht zu verhindern sind. Ich gebe mir alle Mühe, überrascht zu
tun, wenn es dann so weit ist. Und als Hexeâ⦠Nun, wenn ich etwas Ungünstiges
erblicke, das mir ganz und gar nicht gefälltâ⦠dann habe ich eben Pech gehabt.
Aber dieses Mal sehe ich zwei Möglichkeiten. Sie wird wie ich. Eine Hexe. Alt,
allein und verbittert, aber für die Welt wird das von Vorteil sein. Oder sie
schlägt nach dir und wird eine Zauberin, und im Vergleich dazu, was dann
geschieht, verblasst jeder Schrecken des Höllenpfuhls. Ich lasse nicht zu, dass
das eintritt. Noch ist Zeit, dass sie sich entscheidet, welchen Weg sie
beschreitet. Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie selten das ist? Wie selten
ich Gelegenheit erhalte, die Zukunft zum Besseren zu verändern?«
Eine Wolke zog rasch an der Sonne vorbei, eine dieser
Schleierwolken, die das Licht nur leicht trüben. Ein kühler Wind riss an Coruths
Gewand, aber die Wolke war gleich darauf wieder verschwunden, und die Sonne
schien wieder vom Himmel herab. Die Hexe legte den Kopf in den Nacken und bot
das Gesicht der Hitze dar.
»Das wird mich etwas kosten. Vor allem jetzt, da man
mich für andere Aufgaben benötigt. Vermutlich kümmert es dich nicht, aber
Helstrow ist heute den Barbaren zum Opfer gefallen. Ich habe mehr zu
bewältigen, als ich allein schaffen kann. Aber das ist bekanntlich nichts
Neues.«
In der Ferne klirrte eine Kuhglocke, als eine
Viehherde auf die Wiese getrieben wurde.
»Was sollâs«, sagte sie. »Hier herumzusitzen und mit
dir zu reden, beschert mir nichts als steife Glieder. Ich dachte bloÃ, du
hättest das Recht, über Cythera Bescheid zu wissen. Ein Vater sollte so etwas
erfahren.«
Beim Aufstehen taten ihr die mürben Gelenke weh,
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