Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Schlosshügel
wurde ein weiÃes Pferd in einen silberziselierten
stählernen Rossharnisch gekleidet. An der Palastseite führte man einen ganzen
Zug Packpferde heran, die mit Truhen und
Fässern beladen waren, während zwei Ochsen einen Wagen mit klirrendem
Eisen zogen â vermutlich Rüstungen und Waffen, eine üppige Ausrüstung für
den General, der die Männer auf dem Platz anführen würde.
Während die Morgendämmerung nahte, strömten immer mehr
Männer zusammen. Die Tausend, die Malden am Vortag hatte marschieren gesehen,
waren wenige gewesen im Vergleich zu denen, die nun eintrafen. Sie füllten den
Marktplatz von einem Ende bis zum anderen und breiteten sich auch auf den
tiefer gelegenen StraÃen aus. Sie formierten sich im Kreuzgang der Universität
und auf dem Vorplatz des Göttinnendomes. Sie gaben sich alle Mühe, ordentliche
Reihen auf der Kornmarktbrücke zu bilden, obwohl ständig Berittene mit
Botschaften oder Waffenladungen zwischen dem Schlosshügel und dem Turmviertel
hin- und herpreschten.
Malden fand einen Sitzplatz auf dem Domturm, stützte
den Kopf auf die Hände und sah zu. Noch immer wusste er nicht, wie er sich
entscheiden sollte. Als der erste rote Strahl der Morgensonne die Mauer des
Burggrafenpalastes erreichte, kratzte er sich an der Nase, stand auf und
huschte in den Glockenturm.
Das Schwert befand sich an genau der Stelle, wo er es
versteckt hatte. Verborgen vor den Augen aller. Die Schwalben, die hier
nisteten, hatten Acidtongue gemieden â vielleicht besaÃen sie ein feineres
Gefühl für gefährliche Magie als Menschen. Auf der Scheide fand sich weder Kot
noch Federn. Jeder, der eine Leiter zu erklimmen vermochte, hätte heraufkommen
und sich die Waffe nehmen können.
Warum hatte der Burggraf die Stadt nicht einfach von
seinen vielen Männern nach der Klinge durchsuchen lassen? Das hätte Malden die
Mühe einer Entscheidung erspart. Jetzt hatte er keine Zeit mehr. Er musste in
eine Richtung springen, entweder gab er dem Burggrafen, was er wollte, oder er
weigerte sich und setzte alles aufs Spiel.
Ein Schwert, das er nicht brauchte. Ein Schwert, mit
dem er kaum umzugehen verstand. Gib es ihm und erkauf dir ein wenig Nachsicht
damit!, dachte er.
Croy wäre natürlich nicht begeistert. Für Croy
bedeuteten die Ancient Blades weit mehr als Waffen. Croy betrachtete
Ghostcutter als seine Gestalt gewordene eigene Seele. Und als er Malden
Acidtongue überreicht hatte, war er davon ausgegangen, dass der Dieb genauso
empfand. Croy hatte Malden immer unter seine
Fittiche nehmen, ihn im richtigen Gebrauch des Schwertes unterrichten
und einen Ritter aus ihm machen wollen.
Malden hätte an nichts weniger Gefallen gefunden.
Trotzdemâ⦠für Croy waren die Ancient Blades keine Handelsware, die man wie
Münzen tauschte. Sie bedeuteten etwas. Und Malden vertraute dem Burggrafen
nicht, nicht einen Zoll weit. Diese freie Nation, die Tarness da errichten
wollte â es war genau das gleiche alte Feudalsystem wie zuvor, nur unter
neuer Führung. Da bestand kein Zweifel. Der Burggraf konnte so viele hübsche
Worte finden, wie er wollte, aber alles führte auf eine Schlussfolgerung
hinaus: Er würde den Thron von Skrae an sich reiÃen. Dabei würde er einen
Bürgerkrieg vom Zaun brechen, der endloses BlutvergieÃen und Qualen für genau
jene Menschen bedeutete, die er zu vertreten behauptete. Und wenn Malden das
Schwert übergab, würde er mithelfen, dieses Unheil in Gang zu setzen.
Trotzdemââ¦
Malden trug auch der Diebesgilde gegenüber eine
Verantwortung.
Kam er Tarnessâ Forderung
nicht nach, würden Cutbills
Männer â seine Männer â gehängt, einer nach dem anderen. So
lautete die Drohung, und er verstand die Bedeutung dahinter. Hood, der neue
Stadtvogt, würde die Gilde ausmerzen. Aber lange bevor er den Letzten
erledigte, wäre Malden schon tot. Wenn die anderen Diebe mitbekamen, was er auf
sie herabbeschworen hatte, würden sie sich gegen ihn wenden. Sein Leben wäre
keinen Kupferpfennig mehr wert.
Die halbe Sonnenscheibe hing nun über der Ostmauer.
Orangerote Feuerstrahlen folgten der Schleife des Skrait auf seinem Weg durch
die Freie Stadt Ness. Die alten Steine des Turmviertels, des Goldenen Hügels
und des Schlosshügels wurden in farbiges Licht getaucht.
Unten auf dem Marktplatz
ritt der
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