Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Burggraf heran. Unter den gröÃten und farbigsten seiner verblichenen
Banner ritt er in einer schwarz lackierten Rüstung daher, auf der jeder Zoll
mit einem üppigen Blumenmuster in Silber geschmückt war. Altmodisch â aber
so sollte es auch sein. Ommen Tarness, der derzeitige Burggraf, wollte, dass
ihn die Leute mit Juring Tarness in Verbindung brachten, dem uralten General
und Stadtgründer. Blutrote Federbüsche wippten auf Schultern und Helm, und
seine Lanze reckte sich zum Himmel empor.
Die Soldaten jubelten, als sie ihn erblickten, und
ihre Stimmen donnerten, als bräche sich eine Welle an der Küste.
Tarness hatte auÃer den Lastpferden und Wagen kein
Gefolge. Keine Ritter beschützten ihn, keine Priester segneten jeden
stolzierenden Schritt seines Pferdes. Das geschah natürlich absichtlich.
Angeblich war er wie die Männer, die ihm folgten â frei und ihnen ebenbürtig.
Vielleicht kleidete er sich etwas besser, aber im Grunde war er einer der
Ihren. Schwer zu glauben, dass irgendjemand auf diesen Unsinn hereinfiel, aber
in Krisenzeiten â in Kriegszeiten â klammerte sich jeder an den
scheinbar rettenden Strohhalm.
Tarness zügelte das Pferd und hielt eine kurze
Ansprache, die Malden nicht verstand. Dann hielt er eine Weile inne und saÃ
einfach nur da, blickte nach rechts und links.
Malden wusste, wonach er Ausschau hielt.
Es wurde Zeit, ihm das Schwert zu geben.
Die Entscheidung war gefallen. Malden musste einsehen,
dass er keine Wahl hatte. Der Burggraf war einfach zu mächtig und zu
gefährlich. Sich ihm zu widersetzen, war Selbstmord.
Maldens Gefühle spielten keine Rolle. Er musste es
tun, und zwar sofort. Er würde Tarness Acidtongue übergeben und den Historikern
die Entscheidung überlassen, ob er das Richtige getan hatte.
Er hielt inne und stieà einen gequälten Seufzer aus.
Dann beugte er sich vor und legte die Finger um den Griff von Acidtongue, um es
aus dem Glockenturm herauszuholen. Wollte es aufheben.
Das Schwert rührte sich nicht.
Verwirrt starrte Malden auf die Waffe. Das Ding war
schwer, sicherlich, aber er hatte es schon oft in der Hand gehalten. Er
versuchte es erneut, ohne Erfolg. Wollte es vom Boden lösen. Zerrte, grunzte
und schwitzte in dem Bemühen, es hochzuheben.
Acidtongue hätte genauso gut am Boden festgenagelt
sein können â oder aus schwerem Stein gemeiÃelt. Gleichgültig, wie Malden
sich auch abmühte, das Schwert bewegte sich nicht den Bruchteil eines Zolles
von der Stelle.
Unten auf dem Marktplatz machte der Burggraf eine
Geste. Pritchard Hood eilte herbei, um den letzten Befehl seines Herrn
entgegenzunehmen.
»Nein«, stieà Malden hervor. »Nein! Du verfluchtes
Mistding, lass los!«
Aber das Schwert rührte sich nicht.
Auf dem Platz nickte Hood und kehrte hinter die Mauern
des Schlosshügels zurück. Der Burggraf senkte kurz die Lanze, wieder erhob sich
Jubel, und dann folgte ihm so gut wie jeder taugliche Mann von Ness, als er
bergab trabte, dem Jägertor und dem Ruhm entgegen.
Oben im Glockenturm zerrte und krallte Malden noch
immer an dem Schwert. Der letzte Soldat durchschritt das Jägertor, und die
schweren Türflügel donnerten hinter ihm zu und wurden fest verriegelt.
Und erst in diesem Augenblick â als es zu spät
war â bewegte sich Acidtongue. Das Schwert löste sich vom Boden, als hätte
es nie dort gehaftet.
»Zauberei!«, fluchte Malden und raste vor Zorn.
Aber schon da wusste er, dass er sich irrte. Nicht
Zauberei hatte das Schwert an die Stelle gebunden, wo es lag. Es war Hexerei
gewesen.
Kapitel 47
Die Luft in Coruths Haus schien durch
dickflüssigen Sirup ersetzt zu sein. Mit tiefen Zügen sog Cythera den Atem ein
und starrte auf die Kerzen, die ringsum aufgestellt waren. Sie brannten grün
und mit niedriger Flamme, als würden sie kein Wachs verbrennen, sondern
seltsame Dämpfe. Sie war zu schwach, um sich nach dem Grund zu fragen, so
schwach, dass sie gerade noch fähig war, den Kopf hochzuhalten, während sie auf
dem hochlehnigen Stuhl zusammensank.
Dicht vor ihr erkannte sie das Gesicht ihrer Mutter,
eingerahmt von struppigem eisengrauem Haar. Coruth blieb ihr keinen Blick
schuldig. Dann nickte die alte Hexe. Einmal.
»Gut«, sagte sie. »Das hast du gut gemacht.«
Cythera rang nach Worten. Jeder Muskel in ihrem Körper
fühlte sich erschöpft
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