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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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Stuhlgang, seit er hier ist? Oder hat er sein Wasser abgeschlagen?«
    »Ihr wollt seine Pisse sehen?«, fragte Kemper. »Was für ein kranker Spinner seid Ihr eigenlich?«
    Der Arzt schnalzte mit der Zunge. »Ich erwarte nicht, dass einer wie du etwas von Medizin versteht, ich werde es auch nicht weiter erklären. Aber der Urin eines Mannes ist für die, die ihn zu deuten verstehen, eine wahre Schatzkammer. Ich könnte darin außergewöhnliche Dämpfe finden. Es könnte auch Blut darin sein, was allerdings ein sehr schlechtes Zeichen wäre.«
    »Ich sag dir was, gib mir einen aus, dann bekommst du von mir so viel Urin, wie du nur willst«, sagte Kemper kichernd.
    Der Arzt sah aus, als wollte er aufspringen und gehen. Malden eilte auf ihn zu und beschwichtigte ihn. »Vergebt ihm. Er ist kaum mehr als ein Bauer. Sicherlich steht ein so gelehrter Mann wie Ihr über solch albernen Beleidigungen?«
    »Ich versichere Euch, mein Interesse an seinem Urin ist rein handwerklich begründet!«
    »Aber natürlich ist es das«, sagte Malden. Er holte ein paar Münzen aus dem Geldbeutel. »Und Handwerker werden für ihre Dienste bezahlt.«
    Das reichte, damit sich der Arzt wieder ans Werk machte.
    Während er beschäftigt war, nahm Malden Kemper zur Seite. »Du hältst nicht viel von Ärzten, hm?«
    »Was denn, war ich unhöflich?«, fragte Kemper mit vorgetäuschter Zerknirschung. »Nee, mein Junge, die konnte ich noch nie ausstehen, nicht mal damals, als ich noch aus Fleisch und Blut bestand. Vor allem damals nicht. Die bringen einen eher um, als einen zu heilen, wenn du etwas Schlimmeres als einen verstauchten Finger hast.«
    Malden zuckte mit den Schultern. »Das stimmt, aber wenn wir nichts tun, wird Croy sterben. Und vor seinem Dahinscheiden will ich wenigstens mit ihm reden. Er wollte mir etwas erzählen, und ich kann es mir nicht leisten, es nicht zu erfahren. Wir haben nur noch fünf Tage bis zum … bis zum Göttinnenfest. Irgendwie hat Croy etwas mit unserer Sache zu tun. Ich muss wissen, was er zu sagen hat.«
    »Aye«, antwortete Kemper. »Da hast du recht. Aber halt mir bloß diesen Metzger vom Leib.«
    Der Arzt richtete sich auf und trat zu den beiden Männern. Er beugte sich so dicht zu ihnen heran, dass Malden seinen Knoblauchatem roch. »Die Wunde ist tief, hat sich aber noch nicht entzündet«, erklärte er. »Ich habe sie ordenlich verbunden, und mehr kann ich im Augenblick nicht tun. Sollte er Fieber bekommen, braucht er ein Gebräu aus Wohlgemutwurzel. Seht nach, ob er Durchfall bekommt. Beim ersten Anzeichen dafür muss er zur Ader gelassen werden. Dann zögert nicht, oder das Gift wird ihn in wenigen Stunden dahinraffen. Hat er Hunger, gebt ihm Speisen, die das Blut aufbauen. Schwarzen Pudding, Blutwurst und dergleichen.«
    »Gut. Noch etwas?«, wollte Malden wissen.
    »Du könntest ein Gebet an die Göttin richten. Es dürfte ein Wunder sein, wenn er die Nacht überlebt. Hält er bis zum Morgen durch, müssen die Sterne auf seiner Seite stehen. Überlebt er drei Tage … nun, ich bezweifle, dass das eintrifft. Er wird mit Sicherheit Fieber, Krämpfe und schwarzes Erbrechen bekommen. Und jetzt meinen Lohn!«
    Er streckte die Hand aus, und Malden schüttete den Rest von Croys Silber hinein. Er hatte noch nie Mühe gehabt, das Geld anderer Leute auszugeben. »Reicht das, um Euer Schweigen zu erkaufen?«
    »Das tut es. Aber ich will euch warnen – ich bin nicht der Einzige, der einen Reichsritter erkennt, wenn er ihm begegnet. Versteckt ihn, und zwar schnell. Der Vogt hat vom Schlosshügel aus die Nachricht verbreiten lassen, dass dieser Mann ein gesuchter Gesetzloser ist.« Und mit diesen Worten ging der Arzt.
    »Hast du das gehört, Croy? Du bist ein Gesetzloser«, sagte Malden und stieß den Fuß des Ritters an. »Du bist jetzt genau wie ich. Und kein bisschen besser.«
    Croy stöhnte und fiel krachend auf die Seite.

Kapitel 57
    Croy starb nicht in der Nacht. Allerdings erwachte er auch nicht.
    Da gegen Mitte des Vormittags die Zeit knapp wurde, griff Malden auf verzweifelte Maßnahmen zurück. Er füllte eine Schüssel mit Wasser und schüttete es Croy ins Gesicht. Der Ritter spuckte und hustete, und er riss die Augen auf. Seine Hand griff über die Schulter und suchte nach einem Schwert, das nicht mehr da war.
    Das Gesicht des Verletzten verhärtete sich. Er sah sich in dem Raum um, setzte sich sogar halb auf. »Ihr habt mich an einen anderen Ort gebracht«, stellte er fest.
    »Du bist in Sicherheit.

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