Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Oder vielleicht sollte man besser sagen – keiner weiß, wo du bist«, sagte Malden. Croy lag auf Maldens Bett, in seiner Kammer über dem Kerzenmacher. »Das ist gut so, denn im Moment lässt Anselm Vry seine Leute jeden Bezirk der Stadt nach dir durchsuchen. Es könnte auch schlecht sein, da keiner deiner Freunde weiß, wo er dich findet. Es ist deine Sache, ob du diese Kammer wieder verlassen willst.«
Croy nickte. Er verstand. »Wer ist er?«, fragte er und musterte Kemper, der sich die Fingernägel mit der silbernen Schneide von Croys ungewöhnlichem Schwert schnitt. Er hatte sich mit der Klinge auch zum ersten Mal, seit ihn der Fluch getroffen hatte, Haare und Bart geschnitten. Er hatte nie zuvor Zugang zu einem Silbermesser gehabt.
»Ein Freund. Mein Freund«, sagte Malden. »Das braucht dich im Moment nicht zu kümmern. Du hast vergangene Nacht einen Boten zu mir geschickt. Zu deinem Glück hat er mich gefunden. Ich habe deine Wunde von einem Arzt versorgen lassen. Der meinte, du wirst vermulich daran sterben. Als er mit der Behandlung fertig war, habe ich dich hergebracht, um dich aus der Öffenlichkeit wegzuschaffen. Also schuldest du mir etwas, Croy. Als Erstes schuldest du mir eine Antwort. Warum hast du trotz so vieler Menschen in der Freien Stadt ausgerechnet nach mir geschickt?«
Croy richtete sich ganz auf und stellte die Füße auf den Boden. Unter Maldens dünner Decke war er nackt. »Regnet es noch immer?«
Malden seufzte. Er zog seine Ahle und zeigte sie Croy.
»Du hast doch etwas Besseres als diesen Rattenhäuter«, sagte der Ritter. »Hier muss irgendwo mein Kurzschwert sein. Ich nehme an, du hast es mitgenommen. Sein Schnitt ist sauber, und es wird mich schneller töten.«
»Eine großartige Ansprache für jemanden, der so schwach ist wie ein Kätzchen«, sagte Kemper. »Es wäre klug, die Frage zu beantworten.« Er machte eine Pause. »Mein Lord«, fügte er dann hinzu.
Croy nickte. »Ihr habt recht, werter Herr. Und ich werde auch antworten, sobald Malden mich nicht mehr mit dem Tod bedroht. Ich fürchte den Tod nicht, also eignet er sich kaum als Druckmittel. Das wollte ich nur klarstellen.«
Malden setzte sich auf die Fensterbank und steckte die Waffe weg. Ihm war nicht entgangen, wie sich Croy bewegt hatte, als ihn das Wasser getroffen hatte. Für einen Mann mit einer lebensbedrohenden Wunde war er noch immer ziemlich schnell. Er hatte auch gehört, was der Ritter oben im Schloss getan hatte. Ein solch gefährlicher Mann würde sich nicht so schnell geschlagen geben. Vielleicht war es Zeit, mit den Drohungen aufzuhören und ihm handfeste Informationen zu enlocken. »Ich bin sicher, du hast Angst vor etwas. Wenn es sein muss, werde ich das auch herausfinden. Aber im Augenblick … nun gut.« Er deutete eine spöttische Verbeugung an. »Ich werde dich nicht töten, bevor ich Grund dazu habe. Sag mir zuerst, woher du meinen Namen kennst.«
Croy rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. »Cyhera hat ihn mir verraten, wer sonst? Sie hat mir erzählt, dass du die Krone des Burggrafen gestohlen und sie an Hazoh verkauft hast. Eigenlich könnte das ein Problem sein. Im Grunde bin ich noch immer der Vasall des Burggrafen.«
»Er hat dich ins Königreich der Zwerge verbannt. Nach deiner Rückkehr wollte er dich hängen lassen.«
Croy hob resigniert die Hände. »Er enließ mich nie aus seinen Diensten. Ich schwor einen Eid, ihn bis zu meinem letzten Atemzug zu verteidigen.«
»Und daran willst du dich noch immer halten?«, fragte Malden.
Der Ritter runzelte die Stirn. »Ja, aber natürlich. Wie könnte ich das Treuegelöbnis brechen und danach in Frieden mit mir weiterleben? Ich sterbe eher tausend Tode, bevor ich mich selbst entehre.«
Malden starrte den Ritter an. Dann sah er zu Kemper hinüber, der genauso unsicher zu sein schien wie er selbst. »Also hast du mich gesucht … warum? Um mich zur Strecke zu bringen? Erwartest du, dass ich mich dem Gesetz stelle, meine Reue zeige, jetzt wo der Diebstahl vollbracht ist?«
»Ich glaubte, du wüsstest vielleicht, wo Hazoh sie versteckt hat. Du wüsstest vielleicht, wie ich sie zurückholen kann. Wenn du etwas einmal gestohlen hast, wüsstest du vielleicht, wie man es zurückstehlen könnte.«
Kemper wollte etwas sagen, aber Malden hielt ihn mit einer Geste davon ab. Er hatte nicht den geringsten Grund, Croy wissen zu lassen, dass er dieses Unternehmen bereits vorbereitete. »Hast du auch nur eine Ahnung, wie gefährlich dieser
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