Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Geld geben kann.«
»Nein«, erwiderte Malden und legte dem Ritter den Arm auf die Schulter. »Nein, das kannst du wohl nicht. Aber du hast etwas anderes, das ich will.«
Kapitel 59
Später am Tag kletterte Malden auf das Dach eines Hauses im Stinkviertel, in der Nähe vom Stoffmarkt. Unter ihnen lag der Wollkammplatz – eigenlich ein dreieckiger Platz, an dem fünf Straßen zusammenkamen. Die Kaufleute dort unterhielten ein reges Geschäft; sie hängten Ballen aus feinem Lodenstoff und Tuch auf hohe Holzregale. Die Frauen, die etwas kaufen wollten, nahmen eine Handvoll von der Ware und rieben sie über die Wange, um zu sehen, wie weich sie war, oder sie zerrten daran, um ihre Festigkeit zu prüfen. Ein Mädchen in einem zerlumpten Kittel verkaufte Schleifen aus einem Bauchladen, an dem Muster seiner Waren wie bunte Zungen herunterbaumelten. Die Schleifen bedeckten die Hände der Kleinen, und Malden beobachtete mit professioneller Anerkennung, wie sie von einer Frau zur nächsten ging, nach deren Röcken griff und sie anflehte, ihr doch etwas abzukaufen, damit ihre Familie nicht verhungerte. Wenn die Bürgerinnen ihr dann die unvermeidliche Ohrfeige verpassten, damit sie losließ, schluchzte sie auf und rannte weg – direkt zu dem heruntergekommenen Stand eines Knopfverkäufers, der nie etwas zu verkaufen schien. Ihre kleine Hand griff dann tief in ein Fass voller Pailletten, und der Knopfverkäufer nickte zufrieden. Das Straßenkind war gut, und Malden kicherte, weil er die von ihr gestohlenen Münzen nie zu Gesicht bekam. Sie war einfach zu schnell.
Hinter ihm stieg Croy über eine Regenrinne auf das Dach. Malden bedeutete ihm, sich genau wie er auf die von der Sonne aufgeheizten Dachschindeln zu legen.
»Ich bitte um Entschuldigung, dass ich so lange gebraucht habe, um hier heraufzukommen«, ächzte Croy. Sein Gesicht war so weiß wie Milch. »Ich fürchte, ich habe mich noch nicht vollständig erholt.«
»Ich mache mir weniger Sorgen wegen deiner Langsamkeit als wegen des Lärms, den du veranstaltest«, zischte ihm Malden zu. »Mit dem ganzen Eisen am Leib klirrst du wie der Karren eines Scherenschleifers. Musst du wirklich immer beide Schwerter mit dir herumschleppen?«
Croy runzelte die Stirn. »Nun ja. Ghostcutter hat eine besondere Bestimmung und sollte besonderen Kämpfen vorbehalten sein, während mein Kurzschwert für die einfache Klingenarbeit da ist …«
»Erspar mir das«, sagte Malden. Er konzentrierte sich wieder auf die Beobachtung des Markts. »Und du bist sicher, dass Cyhera heute vorbeikommt?«
»Sie kommt einmal jeden Monat her, um zerschlissenes oder beflecktes Tuch aus Hazohs Haushalt zu ersetzen«, erwiderte Croy. »Abgesehen von ihren Pflichten als Fluchfängerin dient sie als Hausvorsteherin. Für alle Lebensbedürfnisse trägt sie die Verantwortung. Hazoh glaubt sich um solchen Alltagskram nicht kümmern zu müssen. Er verbringt den ganzen Tag in seinem Laboratorium oder seinem Sanktum, tief in seine Studien vergraben.«
»Du hast ihn beobachtet«, sagte Malden. »Hast ihn mit gleicher Ausdauer studiert.«
»Ich glaube, als ich in die Stadt zurückkehrte, da war mir klar, dass ich ihm irgendwann gegenübertreten muss. Er wird sie nie gehen lassen. Sie ist viel zu wertvoll für ihn – ohne sie muss er sich mit dem Zorn eines jeden Dämons aus dem Höllenpfuhl auseinandersetzen und sich mit den Flüchen herumschlagen, mit denen sie ihn täglich belegen. Nein, ich muss ihn zwingen, sie freizulassen, auf die eine oder andere Weise.«
Malden sah stirnrunzelnd zu, wie eine besonders aufmerksame Käuferin die Hand des Schleifenmädchens ergriff. Dicke Tränen und lautes Schluchzen gewährten ihr keine Gnade, und die Frau drückte ihre Hand zusammen, bis sie sich öffnete. Das Schleifenmädchen zeigte die leere Handfläche als Zeichen seiner Unschuld, und die Frau musste loslassen. Das Mädchen rannte so schnell wie möglich weg und warf den Bauchladen auf einen Mishaufen in einer Gasse. Er war werloser Plunder gewesen, wie Malden erkannte, der nur als Tarnung für die wahre Beschäftigung der Kleinen gedient hatte. Jetzt, da sie unter Verdacht geraten war, bedeutete er ihr nichts mehr. Zweifellos würde sie am nächsten Tag mit neuer Tarnung auftreten. Der Knopfverkäufer schien ihre Flucht nicht wahrzunehmen.
Von Cyhera war noch immer nichts zu sehen. Malden verlagerte seine Haltung ein wenig, um bequemer auf dem Dach liegen zu können. Möglicherweise mussten sie lange
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