Ancient BladesDie Metropole der Diebe
zu haben«, sagte er vorsichtig.
»O ja. Jetzt ist alles besser«, antwortete Croy.
»Tatsächlich?«
»Malden, ich hatte einen Traum.« Er legte das Schwert zur Seite und stand auf. »Nein. Das ist eine Lüge. Es war eine Vision. Ich sah Cyhera mit ihrem Brautschleier. Ich sah mich selbst vor ihr stehen und hatte Blumen ins Haar geflochten. Als ich aufwachte, da begriff ich: Zwischen uns ist nichts zerbrochen, was nicht wieder geflickt werden kann. Sie unterzieht mich lediglich einer Prüfung.«
»Tut sie das?«
»In der Tat. Das ist in allen Geschichten von Rittern und Drachen und schönen Jungfrauen so. Die Jungfrau weigert sich, auf das Treuegelöbnis des Ritters einzugehen, bevor er die Bestie erschlagen hat. Er muss sich erst im Kampf beweisen, bevor sie ihn wirklich und wahrhaftig lieben kann.«
»In den Geschichten, sagst du«, meinte Malden.
»Ja. Also ist mein Weg klar. Ich werde mir ihre Liebe verdienen. Das erreiche ich, indem ich Hazoh töte. Ein Zauberer ist in vielerlei Hinsicht wie ein Drache, nicht wahr? Ich werde ihn erlegen. Und Bikker vielleicht auch. Und jeden anderen, der sich mir den Weg stellt. Ich werde Coruh befreien. Und erst dann wird sie mir wieder ihre Gunst schenken. Was denkst du?«
»Ich schätze«, sagte Malden, »möglich ist alles.«
Kapitel 65
Malden schickte Kemper los, um Hazohs Anwesen unauffällig im Auge zu behalten, während er in den Aschehaufen zog, um Cubills Zwerg Slag einen Besuch abzustatten. Croy bestand darauf, ihn zu begleiten. »Ich muss alles in meiner Macht Stehende tun, um dir zu helfen. Und wenn der Augenblick gekommen ist, werden meine Schwerter den Zauberer niederstrecken«, erklärte er.
»Schön. Aber heute lässt du sie zurück«, befahl Malden.
Der fahrende Ritter starrte den Dieb an, als hätte er den Verstand verloren, aber Malden blieb standhaft. Schließlich gab sich Croy geschlagen, schnallte die Schwerter vom Wehrgehänge und verstaute sie unter der losen Bodendiele in Maldens Kammer.
»Jetzt«, sagte Malden, »geh von hier zum Bett und wieder zurück.«
»Das ist doch Unsinn«, meinte Croy, tat aber wie ihm geheißen.
Malden hörte zu, wie der Mann durch den Raum klirrte, als wäre er ein lebender Donnerschlag. »Trägst du ein Kettenhemd unter deinem Wams?«
»Nein«, sagte Croy. »Was soll das alles?«
Malden musterte die Kleidung des Mannes, dann ließ er ihn das Wehrgehänge abnehmen. Die schwere Lederschärpe war voller Schnallen und Haken, die bei jeder Bewegung gegeneinanderstießen. Ohne das Wehrgehänge machte Croy wesenlich weniger Lärm als zuvor – aber irgendwie brachten seine Schritte den Boden zum Quietschen und den Raum zum Erbeben.
»Du bist der lauteste Mensch, der mir je begegnet ist«, sagte Malden. »Du wirst es nie zum Dieb bringen.«
»Aber … warum im Namen der Göttin sollte ich ein Dieb werden wollen?«
Malden starrte ihn an. »Du bist dabei, aus dem Haus eines Zauberers eine Krone zu stehlen. Meiner Meinung nach macht dich das von der Definition her zu einem Dieb. Oder zumindest einem potenziellen Dieb.«
»Ach so, jetzt verstehe ich.« Croy lächelte. »Nein, nein, wenn wir Hazoh die Krone abnehmen, dann sind wir keine gewöhnlichen Diebe. Wir sind Befreier. Helden!«
Malden hatte seine Zweifel, dass Hazoh das auf diese Weise sehen würde. Er wusste auch nicht, ob ihm die Bezeichnung »gewöhnlicher« Dieb gefiel. Aber er hatte Besseres zu tun, als sich deswegen herumzustreiten. »Komm her zu mir«, sagte er und hörte genau hin. »Vielleicht sind es ja deine Stiefel.«
Was auch immer der Grund für den Lärm war, man konnte nichts daran ändern. Sie verließen das Haus und durchquerten das Stinkviertel, wobei sie die Gegenden mieden, in denen die Stadtwache regelmäßig patrouillierte. Malden konnte sich ungehindert bewegen, aber wäre Croy von einem der Männer mit den Augenumhängen entdeckt worden, hätten sie sogleich die Jagd auf ihn eröffnet. Nicht zum ersten Mal überlegte Malden, den Ritter den Behörden zu übergeben, nur um ihn aus dem Weg zu haben.
Als sie den Aschehaufen erreichten, hob Malden warnend die Hand. »Zuck nicht zusammen, wenn du sie siehst. Mach keine schnellen Bewegungen. Bleib einfach ruhig.«
»Wen sehen?«, fragte Croy, aber er musste nicht lange warten, bis er es herausfand.
Vor ihnen stand ein Junge auf der Straße, kaum älter als acht. Sein Gesicht war mit Asche beschmiert, und er hielt eine lange Glasscherbe in der Hand. Natürlich sagte er kein
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