Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Wort.
Croy ließ sich auf ein Knie hinunter. »Hallo, du«, sagte er und streckte die Hand aus. In den Fingern hielt er ein Stück kandierten Ingwer.
Wo im Namen des Blutgotts hat er bloß die Süßigkeit her?, dachte Malden verwundert. Vielleicht hatte Croy ja immer Süßes in den Taschen für den Fall, dass er einem Kind begegnete.
Aber er bezweifelte, dass der Ritter je einem solchen Jungen begegnet war. Der Kleine nahm den Ingwer nicht an. Er blieb einfach stehen und beobachtete die beiden Männer mit regloser Miene. Wartete darauf, ob er das Signal geben sollte, das ihnen hundert Kinder mit mörderischen Absichten auf den Hals hetzte.
»Du kennst mich«, sagte Malden zu dem Jungen. Der nickte. »Ich habe etwas zu erledigen, bei ihm.« Er tippte sich über dem Herzen an die Brust. Der Junge wusste, wen er meinte. »Er soll mir nicht folgen«, fuhr er fort und zeigte auf den Ritter. Dachte kurz nach. »Aber wenn ich zurückkehre, will ich ihn in einem Stück wiederhaben.«
Der Junge zuckte mit den Schultern. Das lag an Croy selbst und wie dumm er sich benahm, solange Malden weg war. Das war die beste Antwort, die Malden erwarten konnte.
»Alles klar.« Er wandte sich dem Ritter zu, der den Jungen anlächelte und in dem Versuch, das Kind zum Lachen zu bringen, sogar die Augen verdrehte. »Croy, er schneidet dir eher die Kehle durch, als sich von dir übers Haar streichen zu lassen. Benimm dich, solange ich weg bin. Ich beeile mich.«
Er lief um die Ecke und betrat die Ruine über Cubills Schlupfwinkel, wo er sich freute, die drei Alten wieder auf ihrem Sarg sitzen zu sehen. »Ich hatte schon befürchtet, unwillkommene Besucher hätten euch vertrieben oder Schlimmeres«, sagte er und ergriff Loopholes Hand.
»Nein, mein Sohn, wir haben uns beim ersten Anzeichen von Ärger verdrückt«, erwiderte der alte Mann. »Das gehört zu den Sachen, die man lernt, wenn man ein alter Dieb werden will. Aber ich bin froh, dass du noch lebst. Wir waren nicht weit weg, und als wir dich kommen sahen, wollten wir dich warnen, aber das war einfach nicht möglich, wenn wir nicht unsere Position verraten wollten.«
»Das verstehe ich. Das war eine haarige Angelegenheit, aber ich habe meinen Zusammenstoß mit dem Gesetz überlebt. Äh, hat Cubill eigenlich etwas darüber erzählt, worum es da ging?«
Loophole runzelte die Stirn. »Warum sollte er das tun? Das ist seine Sache. Und wir stellen keine Fragen, deren Antworten uns in Schwierigkeiten bringen könnten.«
»Noch eine vernünftige Einstellung«, meinte Malden. Da ergriff eine seltsame Intuition von ihm Besitz – das fast schon übernatürliche Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Blitzartig griff er zu und packte einen hageren Arm. Levenfinger versuchte ihm den Geldbeutel zu klauen. Malden lachte fröhlich. »Ich freue mich, dass in dieser wandelbaren Welt manches so bleibt, wie es war.«
»Es ist auch schön, dich zu sehen, Malden«, sagte Levenfingers. Lockjaw blickte bloß finster drein.
»Irgendwas Großes geplant?«, fragte Loophole.
Seine Miene war völlig unschuldig. Malden warf ihm einen durchdringenden Blick zu, aber der Alte blinzelte bloß, als hätte er nicht die geringste Ahnung, worum es hier überhaupt ging.
Was Malden verriet, was er wissen musste. Cubill hatte ihnen vermulich nicht verraten, was geschehen war, aber Malden wusste ganz genau, dass sie die gefährlichen Fragen gestellt hatten – sie hatten sie nur sehr diskret gestellt. Wie viel genau sie wussten, würde er nie erfahren, aber es war so gut wie unmöglich, vor diesen drei ein Geheimnis zu bewahren. »Nun, ehrlich gesagt … da gibt es dieses Haus an der Stadtwiese am Göttinnengarten, ein ganz besonderes Haus … wisst ihr, welches ich meine? Ich sollte nicht in die Einzelheiten gehen.«
»Da gibt es nur eins, das du meinen könntest«, sagte Levenfingers schaudernd. »Ach, da wäre ich nicht gern im Dunkeln. Aber viel Glück. Das hat noch keiner leer geräumt, der überlebt und dann davon berichtet hätte.«
»Nicht einmal ich würde das versuchen«, stimmte Loophole ihm zu. »Und ich würde Perlen vom Hals der Königin stehlen, wäre sie jetzt hier.«
Lockjaw murmelte etwas und spuckte in die verkohlten Trümmer.
Malden und die anderen beiden Alten starrten ihn an.
»Ich sagte, pass aufs Auge auf, und mehr sage ich nicht«, knurrte Lockjaw. »Und jetzt scher dich rein, bevor dich noch jemand hier draußen sieht.«
»Vielen Dank!«, rief Malden ihm zu. Dann eilte er nach
Weitere Kostenlose Bücher