Ancient BladesDie Metropole der Diebe
begegnet sind. Sag mir, dass das nur ein Zauber war. Irgendein Bann, mit dem dich deine Mutter belegt hat, damit dich alle Männer unwiderstehlich finden.«
»Nein«, sagte Cyhera.
»Dann ist es echt, was ich fühle.«
Einen Augenblick lang sahen sie sich nur an, wie zwei Duellanten, die sich auf ihren Kampf vorbereiteten. Er wusste, dass sie ebenfalls etwas empfand. Das musste sie! Ja, es war kompliziert. Ja, es war gefährlich. Aber es war unausweichlich.
Sie trat einen Schritt zurück. »Nur einen groben Kuss – mehr braucht es nicht, um die Last der Magie zu entfesseln, die ich auf der Haut trage.«
»Ich fürchte mich nicht vor den Flüchen, die du gesammelt hast«, erwiderte er. »Ein grober Kuss würde sie entfesseln, sagst du. Aber wie du siehst, ist ein sanfter Kuss harmlos.«
Sie lachte entzückt. »Du bist sehr geschickt, wahrhaftig!«
»Ich könnte dir zeigen, wie geschickt ich bin. Wenn du noch eine Stunde Zeit hast, bevor du zurückkehren musst.«
»Malden, du nimmst dir viel heraus.«
»Beleidige ich dich? Dann ohrfeige mich«, sagte er und wagte noch mehr.
Er berührte ihr Handgelenk mit einem Finger und zeichnete den Verlauf einer tätowierten Schlingpflanze nach, die zu ihrem Ellbogen hinaufführte. Dabei berührte seine Fingerspitze kaum ihre Haut, aber das reichte schon. Er hatte lange genug unter Huren gelebt, um grundsätzliches Wissen über die erotischen Künste zu erlangen. Zum Beispiel wusste er, dass die federgleiche Berührung empfindlicher Haut viel erregender und aufreizender sein konnte als eine ungestüme Liebkosung.
»Croy …«, flüsterte Cyhera und schloss den Mund, als ein Schauder ihren Körper durchfuhr. »Croy …«
»… ist nicht da.« Er drückte einen sanften Kuss auf die Innenseite ihres Handgelenks. »Wie lange ist es her, dass man dich auf diese Weise berührt hat?«
»Zu lange«, erwiderte sie.
»Aber du erinnerst dich doch noch, wie es sich anfühlt, oder?« Das war eine behutsame Weise, eine wichtige Frage zu stellen.
»Ja«, antwortete sie. »Bevor ich Croy kennenlernte, gab es … andere. Größtenteils waren es grobe Kerle. Sie nahmen sich allzu schnell, was sie wollten, oder sie waren gemein und verlangten, was ich nicht geben wollte.«
»Aber was willst du?«, fragte Malden. Er griff nach oben und löste ihr Haar, ließ es auf ihre Wangen herabfallen. »Möchtest du dich setzen? Mein Bett steht dort drüben.«
Sie lachte wieder, als wüsste sie nicht, was sie antworten sollte. »Könnte Croy sehen, was du tust, zerspränge sein Herz wie eine schlecht gegossene Glocke.«
»Gibt es einen Grund, warum du es ihm sagen solltest?«, fragte Malden. »Ich bin kein grober Kerl, Cyhera. Ich bin auch nicht gemein. Du kannst es mit einem Wort beenden. Aber wenn du schweigst … nun. Du hast die Wahl.«
Kapitel 70
Als Croy eine Stunde später eintrat, saßen Malden und Cyhera auf gegenüberliegenden Seiten des Zimmers und versuchten gemeinsam zu ergründen, wer Bikkers geheimnisvoller Auftraggeber sein könne. Es gab genügend Verdächtige.
»Der König will die Privilegien widerrufen«, meinte Cyhera. »Damit er Ness besteuern kann. Er verliert doch jedes Jahr Tausende Königstaler, weil sein Vorfahr dem Vorfahr unseres Burggrafen ein Versprechen gab.«
»Er hat ein Motiv, das muss ich zugeben«, sagte Malden, »aber ich wette auf Bikker.«
»Was meinst du?«
»Ich glaube, Bikker hat seinen geheimnisvollen Auftraggeber nur erfunden. Ich glaube, er wusste, dass Hazoh ihn niemals ernst nähme, vielleicht wollte er auch einfach nur einen Sündenbock, falls alles schiefgeht. Wenn die Stadt rebelliert, glaube ich, dass er sich als ihr neuer Herrscher präsentiert. Ein Ancient Blade könnte die Menschen um seine Flagge scharen – und die Gewalt beenden. Er wäre ein Held, und man würde ihn mit Sicherheit zu Tarness´ Nachfolger bestimmen.«
»Braucht man bloß ein magisches Schwert, um die Menschen zu führen? Nun, dann könnte Croy unser verborgener Feind sein«, sagte Cyhera. Sie und Malden starrten den Ritter an, als hätten sie ein schreckliches Geheimnis entdeckt.
Croy erwiderte den Blick, als hätten sie beide den Verstand verloren. Als sie über ihren kleinen Scherz lachten, wurde er knallrot im Gesicht und ging zu Maldens Waschständer. »Ist das überhaupt von Bedeutung?«, fragte er, goss sich Wasser über die Hände und wusch sich im Spülbecken das Gesicht. »Es ist fast so weit. Der Plan kann nicht mehr geändert werden.«
»Ich
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