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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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Ein zweiter Schädel schwenkte ebenfalls in die Richtung und schnupperte, als wolle sich das Ungeheuer vergewissern, dass es die richtige Witterung aufgenommen hatte. Dann schleuderte es seine beträchliche Masse gegen den Schrank, zersplitterte das Glas, warf Bücher durch die Luft und zerschmetterte die dicken Holzbretter. Es zerlegte den Schrank mit seinen Kiefern und dem riesigen feuchten Mund in seine Einzelteile, schlug immer wieder mit Krallen, Hufen und Klauen darauf ein, bis es auch die dahinterliegende Wand durchbrach.
    Eine einsame Spielkarte, die Eichel-Sechs, flatterte aus den Trümmern hervor und landete auf dem Boden. Der Dämon trampelte darauf herum und zerfetzte sie mit den Zähnen, schlang die übrig gebliebenen Papierstücke hinunter.
    Als er fertig war, war Malden bereits durch die nächste Tür verschwunden.

Kapitel 90
    Croy biss die Zähne zusammen.
    Für meinen Herrn, den Burggrafen, dachte er. Für die Ehre. Für den Ehrenkodex der Ancient Blades. Für meine Seele.
    Für Cythera .
    Jede Faser seines Wesens war in Übereinstimmung. Er würde sein Schwert nicht übergeben. Er würde sich nicht umwenden und gehen. Wenn er im nächsten Augenblick starb, starb er, wie er gelebt hatte. Das Opfer war angemessen.
    Aber er hatte nicht vor zu sterben.
    Als er Ghostcutter aus der Scheide zog, strömte Wärme in seinen Arm. Sein Herz hatte die letzten Kräfte freigegeben, alles im Dienst einer letzten Schlacht.
    Bikker lächelte, als habe er genau das gewollt. »Du kippst wirklich schnell um. Aber du wirst auf deinen Füßen sterben«, sagte er. »Begreifst du jetzt, was Ehre ist? Ehre ist etwas, das zwischen Männern wie dir und mir existiert. Starken Männern! Die Schwachen auf dieser Welt, die Bauern, die kleinen Leute – die haben davon keine Ahnung.«
    Croy dachte an Malden und Kemper, die bestätigt hatten, dass es unter Dieben keine Ehre gab. Vielleicht hatte Bikker recht.
    Aber … nein! Malden hatte alles riskiert, um Cyhera zu helfen. Malden hatte Hazohs Haus betreten, obwohl er nicht gewusst hatte, was er letzlich ausrichten konnte. Aber er war bereit gewesen, es zu versuchen.
    »Du hast dich geirrt«, sagte Croy. »Vorhin.«
    »Was? Was redest du da?«, verlangte Bikker zu wissen.
    »Du hast eben behauptet, mein Blut hätte eine andere Farbe als deines. Das ist ein Irrtum.«
    »Ich glaube, du fieberst. Jedenfalls hast du genug Wunden dafür. Drück dich klar aus oder halt den Mund und lass uns das hier zu Ende bringen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich in einer anderen Farbe als du blute«, sagte Croy. »Blut hat in den Adern eines jeden Mannes dieselbe Farbe. Aber in mir gibt es etwas, dem du nicht gewachsen bist.«
    Er dachte an Bikkers Ausbildung zurück, an einen ganz bestimmten Tag. Stundenlang waren sie Fechtfiguren durchgegangen; Croy hatte jede Möglichkeit gelernt, ein Schwert zu halten. Sie hatten Hunderte von Paraden geübt, Tausende von Ausfällen. Bikker hatte Schluss gemacht, als der Schweiß in den Augen sie blind gemacht hatte. Als Croy Ghostcutter dann für diesen Tag weggesteckt hatte, hatte Bikker ein hölzernes Übungsschwert aufgehoben und Croy mit einem harten Schlag in die Kniekehlen in einen Schweinestall befördert.
    »Fechten tun bloß die feinen Leute«, hatte Bikker gesagt. »Du kannst ein Leben lang üben, um es zu meistern. Aber eins darfst du nie vergessen – jeder, selbst ein Bauer, kann dich mit einem einzigen kräftigen Schlag von den Beinen holen. Es bedarf nur eines Treffers, um einen Mann zu töten.«
    Und so stand er Bikker gegenüber, Ghostcutter mit beiden Händen umfassend, die Spitze auf das Herz seines Gegners gerichtet. Bikker ging selbst in die Ausgangsposition, Acidtongue quer vor den Körper haltend.
    Croy musste sich nur aufs Äußerste konzentrieren und es vor allem wollen, dann konnte er noch einen Hieb anbringen, bevor seine Kräfte völlig versagten. Er musste ihn nur zu jenem entscheidenden Hieb machen, der Bikker zu Boden schickte.
    Die beiden Männer nickten einander einen Ehrengruß zu.
    Dann fingen sie an.

Kapitel 91
    Malden eilte den langen Korridor im rückwärtigen Teil des Herrenhauses enlang, der zum Esszimmer und der dahinterliegenden Anrichte führte. Eine weitere Gelegenheit, in die Nacht zu enkommen – aber er war noch nicht fertig.
    Hinter ihm wütete der vorzeitig geborene Dämon und schlug auf die Wände ein. In dem Korridor stand ein Schmucktisch, ein filigranes Möbelstück aus Palisanderholz. Mitten auf dem Tisch lag

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