Ancient BladesDie Metropole der Diebe
wie eine Visitenkarte die Glocken-Neun.
Mit einem Wutschrei zerschmetterte der Dämon den Tisch zu Feuerholz und trampelte mit unbeugsamem Willen und der hundertfachen Kraft eines Menschen auf der Stelle herum, an der er sich befunden hatte. Die Spielkarte wurde vernichtet, aber der Dämon schlug so lange um sich, bis der Verputz an der Wand in einer weißen Staubwolke explodierte und das darunter befindliche Stützwerk wie dürres Geäst zerbrach. Malden rannte schneller; schon atmete er schwer. Sicherlich würde es nicht mehr lange dauern.
Hinter ihm riss der Dämon an den Wänden, zerrte Holz von der Decke. Das Haus erbebte, und beinahe wäre Malden zu Fall gebracht worden. Der Dämon zerlegte es auf der Suche nach ihm in seine Einzelteile.
Mitlerweile lag das halbe Haus in Trümmern, zerstört von der Bestie, die wie besessen hinter Maldens Geruch her war. Sie musste schrecklich verwirrt sein, denn sie roch ihn überall – überall, wo Kemper eine seiner Karten hinterlassen hatte.
Cyhera hatte Malden verraten, dass der Dämon lediglich mit dem Geruchssinn jagte. Dass er dem Duft des Opfers folgte – jedem Hindernis und jedem Ablenkungsmanöver zum Trotz. Das hatte ihn an eine andere Person erinnert, die mit ihrer Nase Wunder wirken konnte – an Kemper, den Falschspieler, dessen Karten keine sichbaren Markierungen trugen, der jedoch den Geruch jeder einzelnen von ihnen so genau kannte, dass er sie genauso gut aufgedeckt hätte verteilen können.
Während der letzten drei Tage hatte der Dieb diese Karten unter dem Wams getragen, bei allen möglichen Tätigkeiten. Er hatte sie unter die Achselhöhlen geklemmt und zwischen die Beine gesteckt, sie gegen den verschwitzten Nacken und jeden anderen Körperteil gedrückt, der ihnen seinen Geruch übertrug. Das war nicht schwer gewesen – vor Angst hatte er immer wieder heftig geschwitzt.
Als er Kemper die Karten zurückgegeben hatte, war der Falschspieler alles andere als erfreut gewesen. Malden hatte sie für das Spiel unbrauchbar gemacht, indem er die unsichbaren Markierungen verändert hatte, die Kemper so gut kannte. Aber um des Plans willen war Kemper bereit gewesen, das Opfer zu bringen. Während sich Malden Zugang zum Sanktum verschafft hatte, war Kemper durch das Haus gestreift, wie es nur ein substanzloser Mann vermochte, durch Wände und verschlossene Türen, und überall hatte er seine Karten verteilt, hier unter einer Frisierkommode aus Mahagoniholz, dort in einem Geschirrschrank.
Die Karten hielten den Dämon auf. Er musste jede Karte untersuchen, und die Mehode seiner Untersuchung bestand darin, das zu zerstören, was er roch. Die Zeit, die der Dämon brauchte, um Hazohs schöne Möbel zu zerschlagen, war genau die Zeit, die Malden brauchte, um den Krallen einen Schritt voraus zu sein.
Und mit etwas Glück würden die Karten noch einen weiteren Zweck erfüllen.
Von Anfang an hatte Malden gewusst, dass er die Krone unmöglich stehlen konnte, ohne Hazoh auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Schließlich war der Mann ein Zauberer, und es war sein Haus. Nach achhundert Jahren musste er jeden Winkel besser kennen als Kemper seine Karten. Also war der Einbruchsplan durch schiere Notwendigkeit um das Wissen herum geschmiedet worden, dass sich Malden irgendwann dem Dämon stellen musste.
Auf einer Türschwelle blickte sich Malden um und spähte zurück in einen langen, von einer einzelnen Fackel erleuchteten Korridor. Der Dämon zerlegte brüllend eine Betttuchtruhe und suchte auf zerstörerische Weise nach der Karte, die Kemper auf dem Boden der Kiste versteckt haben musste. Stofffetzen von Leinen bester Qualität flogen durch die Luft, während das Ungeheuer mit seinen ungleichen Beinen gegen die Wände trampelte.
Malden schlug die Tür hinter sich zu. Er gab sich keine Mühe mehr, jeden Lärm zu vermeiden. Zumal das Haus in allen Ecken ächzte. Säulen und Bodendielen knirschten auf den Fundamenten, die seit fast tausend Jahren Bestand gehabt hatten. Die Zerstörungen, die der Dämon den Wänden zufügte, setzten das Holz erheblichen Belastungen aus. Der Dieb spitzte die Ohren, als er eine Reihe knallender Laute vernahm, die an kleine Donnerschläge erinnerten. Über seinem Kopf wurde ein Nagel nach dem anderen aus den Balken und Deckensparren gedrückt, die das Haus zusammenhielten.
Es war eindeutig Zeit, von hier zu verschwinden. Hinter ihm wütete das Ungeheuer und warf sich gegen die Tür, die er geschlossen hatte, von dem verzweifelten
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