Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
Vom Netzwerk:
widersprüchliche Befehle zubrüllten. Mühelos gelang Malden der Sprung von der Brunnenspitze auf ein tiefer gelegenes Giebeldach, wo er sich auf alle viere niederließ, um auf den glatten Bleischindeln besseren Halt zu finden. Es war das Dach des Stadtarsenals, in dem es sonst von Wächtern nur so wimmelte, aber die waren gerade damit beschäftigt, auf den Platz zu strömen und sich ins Getümmel zu stürzen. Malden stieg das Dach weiter hinauf und kletterte dann auf einen der vielen Türme, um von dort aus auf ein anderes Dach zu springen, in diesem Fall das Steuer- und Zollhaus.
    Er erklomm nicht zum ersten Mal solche Höhen. Im Bezirk um den Marktplatz herum gab es viele alte Tempel sowie Verwaltungsgebäude und palastartige Heime von Gildenmeistern und unbedeutenderen Adligen. Nach ihrem hervorstechendsten architektonischen Merkmal bezeichnete man die Gegend auch als das Turmviertel. Alle Gebäude waren so prachtvoll mit Steinmetzarbeiten verziert, dass man leichter daran hinaufklettern konnte als an einer knorrigen Eiche. Zog man dann noch in Betracht, wie nahe die Gebäude beieinanderstanden, kam Malden über die Türme beinahe genauso mühelos vorwärts wie unten auf dem Kopfsteinpflaster.
    Mit ausgestreckten Armen hastete er den Dachfirst des Zollgebäudes enlang, einen Fuß vor den anderen setzend wie auf einem Hochseil. Am Ende angekommen, rutschte er die schrägen Schindeln hinunter und sprang auf die Regenrinne, von der er über die schmale Lücke des Nadelöhrs hinübersetzte, einer Gasse, die sich an der Hinterseite des Universitätskreuzgangs vorbeischlängelte. Der Kreuzgang wies ein beinahe flaches Dach auf, das an die dreihundert Fuß lang war; hier konnte er sich mühelos einen Zeitvorsprung verschaffen, falls man ihn noch verfolgte. Aber natürlich war das unmöglich. Kein Mann mit mindestens dreißig Pfund Kettenhemd am Leib vermochte …
    »Das ist gemein …«, keuchte Malden.
    Der Schwerkämpfer zog sich trotz des Gewichts, das er mit sich herumschleppte, soeben auf das Dach des Zollhauses herauf. Der Hundsfott musste so stark sein wie ein Schlachtross.
    »Will … nur … mit … dir … reden«, grunzte der Mann und stemmte sich auf den Dachfirst. »Hör zu, Dieb, du musst nicht weiter fliehen. Ich will bloß … bloß mit dir reden.«
    »Ist deine Zunge so scharf wie dein Schwert?«, fragte Malden. »Komm nicht näher!« Die flotten Sprüche kamen ihm nicht so leicht über die Lippen wie erhofft. Vielleicht hatte er einfach zu viel Angst, um Witze reißen zu können. Einerlei. Er zog die Waffe. »Das«, sagte er, »ist eine Ahle.«
    »Zweifellos ist das eine Ahle«, erwiderte der Mann wie ein Lehrer, der einen Schüler lobt, nachdem er zum ersten Mal die Deklination eines regelmäßigen Verbs aufsagen konnte.
    Malden verzog das Gesicht. »Das sieht vielleicht nicht nach viel aus. Aber es ist die Waffe eines Fußsoldaten. Sie ist nur zu einem Zweck gemacht. Sie hat eine unglaublich scharfe Spitze, mit der sich jedes Kettenhemd durchbohren lässt.« In Wahrheit war dies die einzige der hundert Anwendungsmöglichkeiten seiner Ahle, die Malden noch nie ausprobiert hatte. Vermulich würde man viel Kraft benötigen, um sie durch das feine Gewebe der miteinander verwobenen Kettenglieder zu stoßen. Er würde sein ganzes Körpergewicht zum Einsatz bringen müssen. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass der Schwertträger ihm nicht vorher bereits das Rückgrat durchtrennt hatte. »Wenn du versuchst, mir weiter zu folgen …«
    »Ich will dir nicht dort hinüber folgen. Ich will nur mit dir reden. Wirklich.«
    Malden zielte mit der Waffe exakt auf die Mitte des Mannes.
    Der Schwerkämpfer reagierte darauf, indem er Anlauf nahm und über die Lücke zwischen Zollhaus und Universitätskreuzgang hinwegsprang. Als der Hüne auf ihn zuflog, stieß Malden einen leisen Schrei aus und rannte los. Hinter ihm landete der Schwerkämpfer schwer und unglücklich auf den Bleischindeln des Kreuzgangs. Er rutschte aus und stürzte mit gewaltigem Getöse, das jeden Studenten und Gelehrten im Innern des Kreuzgangs alarmieren musste – falls sich nicht alle auf dem Hinrichtungsplatz aufhielten. Zuerst rutschten seine Beine über den Dachrand, gefolgt von seinem Unterleib, während seine Hände auf der Suche nach Halt über die Schindeln fuhren. Er gab sich die größte Mühe, nicht ins Nadelöhr zu fallen. Aus dieser Höhe würde ihm der Aufprall mit Sicherheit die Knochen brechen.
    »Verflucht«, stieß der

Weitere Kostenlose Bücher