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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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versammelt, jenes Stadtteils, in dem Kaufleute, Bürger, Gildenmeister und Leute mit unabhängigem Einkommen lebten. Eine bunte Schar mit ihren maßgeschneiderten Wämsern, den karierten oder farbigen Hosen, Haarnetzen, Brusttüchern und Wehrgehängen. Natürlich wirkte keiner von ihnen so farbenprächtig wie ihre livrierten Diener, die bunt genug gekleidet waren, dass man sie auch aus der Ferne von ihren Herren unterscheiden konnte. Es gab auch genügend braune Umhänge und Wämser, denn eine solche Versammlung zog nun einmal Betler und Straßenverkäufer an, die Wein und Zuckerwerk anboten. Dann waren da die Söldner und Leibwächter, die schwarze Seide oder Leder bevorzugten, um zu demonstrieren, welch ernstes Handwerk sie ausübten. Aber selbst sie machten Zugeständnisse an die Fröhlichkeit der Menge, indem sie Blumenkränze um die Krempe ihrer Eisenhüte gewunden oder die Schleifen ihrer Angebeteten um die Griffe und Schäfte ihrer Waffen geknotet hatten. An diesem Tag musste jeder dem Erlass nachkommen und ein Zeichen des Prunks und der Freude tragen.
    Schließlich wurde man nicht jeden Tag Zeuge einer öffenlichen Hinrichtung.

Kapitel 8
    Ein Karren brachte den gefesselten und mit einer Augenbinde versehenen Verurteilten auf den Platz. Er trug nichts als eine Hose und ein weißes Hemd. Sein Haar war blond und recht kurz geschnitten, und man hatte ihn für die Hinrichtung glatt rasiert. Aber trotz der schmutzigen Augenbinde erkannte Malden, dass er das Gesicht eines Dichters und den Körper eines Kriegers besaß. Das locker sitzende Hemd verbarg nur unvollkommen die schwellenden Muskeln des Mannes. Mehr als nur eine Frau in der Menge flüsterte aufgeregt mit ihrer Nachbarin, als der Karren auf seinem Weg zum Galgen an ihnen vorbeiratterte.
    Malden hasste den Mann auf den ersten Blick, allein schon aus Prinzip.
    Der Henker mit der Maske sprang anmutig vom Galgengerüst, packte die auf den Rücken gefesselten Hände des Gefangenen und zerrte ihn grob zu Boden. Der Gefesselte krümmte gequält den Rücken und verzog das Gesicht, wobei er blendend weiße Zähne enhüllte, vermied aber jeden Schmerzenslaut. Mühsam kam er wieder auf die Beine, tastete umher und fand die erste Stufe zum Galgen. Ohne Zögern stieg er hinauf.
    Die Menge stand dicht gedrängt und murmelte aufgeregt. Mit kaum verhohlener Schadenfreude. Oben auf der Plattform wurde der Verbrecher stolz zur Schau gestellt, und der kleine Schauder des Entsetzens, den eine Hinrichtung mit dem Strang stets auslöste, lief in Wellen durch die versammelten Zuschauer.
    Man verlas die Liste der Anklagen, aber Malden hörte nicht zu. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, Geldbeutel zu stehlen. Dabei waren flinke Finger nicht einmal das, worauf es eigenlich ankam. Es war die Wahl des perfekten Augenblicks. Man musste warten, bis die Aufmerksamkeit des erwählten Opfers völlig auf etwas anderes konzentriert war, bis es die Menschen in seiner Umgebung nicht mehr richtig wahrnahm. Dann war es ein Kinderspiel. Die Schere schnappte zu, Münzen regneten in Maldens Hände.
    Der fette Kaufmann vor ihm drehte sich nicht einmal um, um zu sehen, wer ihn da berührt hatte. Oben auf dem Galgen ging das Schauspiel gerade los. Augen und Münder wurden weit aufgerissen, als der Verurteilte das Kinn hob und die Verlesung seiner Anklage unterbrach. »Darf ich meinen Ankläger nicht sehen, bevor man mich tötet?«, fragte der Gefangene mit glockenklarer Stimme.
    Oben auf der Tribüne erhob sich der Burggraf von seinem hron. Ein bösartiges Lächeln verzog seine Lippen. »Ich schätze, dieses Recht habt Ihr als Mitglied des Adels. Er soll mich ansehen.«
    Der Henker zog dem Gefangenen die Binde ab, und einen Augenblick lang blinzelte der blonde Mann mit zusammengekniffenen Augen in das grelle Sonnenlicht. Dann sah er in Ommen Tarness’ Richtung und erwiderte dessen stummen Blick.
    »Ah«, sagte er. »Mein Herr, ich grüße Euch.«
    »Ganz genau, Sir Croy«, erwiderte der Burggraf. »Ich bin noch immer Euer Herr.«
    Ein Raunen lief durch die Menge. Anscheinend hatte niemand geahnt, dass der zum Tod durch den Strang verurteilte Mann ein Reichsritter war. Ein Mann mit Besitz und aus guter Familie – was diese Hinrichtung nur noch aufregender machte. Auffälligerweise sprang Zwergenbotschafter Murdlin von seinem Stuhl hoch, als er die Worte vernahm. Den Zwerg schienen widerstreitende Gefühle zu bewegen – und damit bot er ein Spiegelbild der Leute, die Malden von allen Seiten

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