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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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Hüne hervor. »Cyhera! Halt ihn auf!«, schrie er dann.
    Malden rannte bereits das lange Dach enlang. Am anderen Ende befand sich die mit allegorischen Statuen gesäumte Kornmarkbrücke. Wenn er vom Dach sprang und genau richtig zielte, konnte er mühelos die Oberseite der Gaben der Erntezeit erwischen. Die Statue hatte breite Hüften und ein Füllhorn voller Früchte und Getreide, die Malden genügend Haltepunkte verschaffen würden, damit er ohne Schwierigkeiten nach unten in Sicherheit klettern konnte …
    Malden blieb ruckartig stehen, als eine Frau in einem Samtumhang genau vor ihm aus dem Nichts materialisierte.
    Sie war von erstaunlicher Schönheit, auch wenn das schwer festzustellen war. Wangen, Stirn und die nackten Arme waren mit komplizierten und beunruhigenden dunklen Tätowierungen übersät, wie sich zeigte, als sie den Umhang über die Schultern warf. Ihre Augen waren sehr groß, sehr blau und auf herzerweichende Weise so traurig, dass Malden nicht länger als für einen Augenblick hineinsehen konnte.
    »Bist du Cyhera?«, fragte der Dieb.
    Sie lächelte. Es war das traurigste Lächeln, das Malden je gesehen hatte. »Die bin ich.« Sie trat einen Schritt näher. Das war der Moment, in dem er erkannte, was an ihren Tätowierungen so beunruhigend war. Sie bewegten sich. Die verwirrenden Muster aus verschlungenen Ranken, Blättern, Dornen und Blumen verschoben sich langsam auf ihrem Gesicht, suchten neue Formen, bildeten Arabesken und elegante Knoten, die dann völlig neue Muster bildeten … Es war ausgesprochen betörend, ihnen dabei zuzusehen. Ihnen bloß …
    Malden warf einen Blick zur Seite und brüllte auf, während er die Ahle nach oben riss und mit der Spitze auf ihren Hals zielte.
    »Das war ein ausgesprochen dummer Einfall«, sagte sie zu ihm. Es war keine Drohung. Irgendwie übermittelte der Ton ihrer Stimme die Vorstellung, dass ihr alles andere lieber gewesen wäre, als ihn zu verletzen, dass sie ihm wirklich nichts Schlechtes wünschte, er aber trotzdem mit dem Feuer spielte.
    Langsam senkte er die Waffe. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, welche Art von Kreatur du bist«, sagte er, »aber ich muss wirklich weiter.«
    »O nein, das musst du nicht«, sagte der Schwerkämpfer und trat von hinten an Malden heran. Er schlang einen gewaltigen Arm um den Hals des Diebs und drückte zu. Anscheinend hatte er sich von seinem Sturz erholt. Malden vermochte sich des Griffs nicht zu erwehren. Der Kerl hatte die Kraft eines Bären. Davon abgesehen, roch er auch so. »Du und ich«, sagte er und drückte noch einmal zu, »werden uns jetzt unterhalten. In Ordnung? Versprichst du mir« – ein erneuter Druck –, »dass du nicht wegläufst?«
    »Natürlich verspreche ich das. Wie kann ich nur so voreilig gewesen sein … Ich verspreche es! Aber hör damit auf! Das Kettenhemd gräbt sich in meinen Hals.«
    »Gut«, erwiderte der Schwerkämpfer. Er ließ Malden los, der ein paar Schritte weitertaumelte und nach Luft rang. »Ich heiße übrigens Bikker. Wir haben uns einander noch nicht richtig vorgestellt.«
    »Ich bin Malden.« Der Dieb verbeugte sich kurz. »Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.«
    »Gleichfalls. Also, Malden?«
    »Ja?«, fragte Malden und hob den Kopf.
    »Das ist für die Melone«, sagte Bikker und hieb ihm die gewaltige gepanzerte Faust mitten ins Gesicht.

Kapitel 10
    Weiter nordöslich auf dem Marktplatz war das Chaos ausgebrochen. Wütende Bürger prügelten sich mit den Stadtwächtern in ihren mit einem Auge geschmückten Umhängen. In einer Stadt dieser Größe bedurfte es keines großen Anlasses, damit ein Aufruhr losbrach. Die Studenten der Universität hielten sich im dicksten Getümmel auf und schlugen mit bloßen Fäusten auf die Wächter ein, angetrieben vom Alkohol und von den Aufregungen eines Tages fernab ihrer trockenen Studien. Die meisten der wohlhabenderen Leute versuchten vom Platz zu flüchten. Mit wechselhaftem Erfolg.
    Für Sir Croy oben auf dem Galgen war es wie der Blick in den Höllenpfuhl. Er konnte einfach nicht glauben, dass sich all diese Leute seinetwegen prügelten. Er hatte sein ganzes Leben damit verbracht, diese Menschen zu verteidigen, ihre Sicherheit zu gewähren, und jetzt kämpften sie miteinander. Dass sie sich wegen seines Schicksals stritten, war schier unerträglich.
    »Freunde! Bitte, ich bitte euch!«, rief Croy. Er wollte winken, um die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu ziehen, natürlich vergeblich, da seine Hände

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