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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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vor und ließ zu, dass der Schwertträger nach seinem linken Arm griff. Mit der rechten Hand setzte er flink die Schere ein und fühlte das Gewicht der Münzen, die aus dem aufgeschlitzten Beutel purzelten. Sie waren schwer genug, um aus Gold zu bestehen, aber genau das würde er erst später feststellen, wenn er sie in aller Ruhe an einem sicheren Ort überprüfte.
    »Es war mein Fehler, und ich bitte um Verzeihung, statt dich noch weiter zu beleidigen«, sagte Malden. Er berührte den Rand seiner Umhangkapuze, dann riss er sich los und drängte sich durch die Menge, bevor der Hüne noch etwas sagen konnte.
    Oben auf dem Galgen warf der Henker die Schlinge um den Hals des Ritters und zog sie fest. Besser du als ich, dachte Malden. Am besten verschwand er nun in dem Lärm, während man den armen Narren hinrichtete. Aber er hatte noch keine fünf Schritte in der beruhigenden Anonymität der Masse zurückgelegt, als der Schwerkämpfer hinter ihm die drei Worte ausrief, die Malden am meisten in allen ihm bekannten Sprachen fürchtete.
    »Haltet den Dieb!«, brüllte er.
    Kaum ein halbes Dutzend Schritte entfernt, blickte ein Stadtwächter mit einem Augenumhang auf und spähte geradewegs in Maldens Richtung. Der Mann trat auf ihn zu – aber dann geschah ein Wunder.
    »Halt!«, brüllte der Zwergenbotschafter oben auf der Tribüne. »Das kann ich nicht zulassen. Dieser Mann wird vom König meines Volks geliebt. Lord Burggraf, ich verlange, dass Ihr sein Leben schont!«
    Das reichte, um den Platz in ein Irrenhaus zu verwandeln. Der Stadtwächter musste seine ganze Kraft darauf verwenden, die Zuschauer am Niederreißen des Galgens zu hindern. Lange bevor er und seine Kameraden den Mob beruhigt hatten, machte sich Malden davon; seine dürren Beine blitzten unter dem Umhang auf. Es gab keine bessere Gelegenheit für eine erfolgreiche Flucht, und er würde sie beim Schopf packen. Aber sein Glück blieb nicht ungetrübt. Er warf einen einzigen Blick zurück – und der bestätigte seine Befürchtungen. Die Ordnungshüter hatten ihn aus den Augen verloren, der Hüne mit dem Schwert aber nicht. Er befand sich dicht hinter ihm.

Kapitel 9
    Malden bahnte sich einen Weg durch die Menge, stieß Leute zur Seite, die zurückstießen. Aber er war ein schlüpfriger Fisch, der sich mühelos unter erhobenen Armen wegduckte, an fetten Bäuchen vorbeischlüpfte und sogar zwischen dürren Beinen hindurchkroch. Seine geringe Größe war stets von Vorteil in einem Leben gewesen, das größtenteils im Weglaufen bestanden hatte. Er stürmte an einer Horde von Studenten vorbei, die zu betrunken waren, um reagieren zu können. Dann sprang er auf einen Obskarren, bevor der Verkäufer ihn fassen konnte. Er schnappte sich eine Melone, die nach einem langen Tag in der prallen Sonne schon überreif war, und wartete kurz.
    »Komm sofort da herunter«, brüllte der Händler, »und …«
    Malden warf ihm eine Dreipfennigmünze zu, und der Mann wandte sich ab, als hätte er Malden nie gesehen. Das Geld besaß den dutzendfachen Wert einer Melone.
    Der bärtige Hüne bahnte sich einen Weg an den Studenten vorbei und rammte die Hälfte von ihnen um wie Kegel. »Warte, Dieb, ich will bloß …«
    Malden warf die Melone genau ins Ziel. Sie zerplatzte auf dem Gesicht und der Brust des Verfolgers. Große gelbe Stücke blieben ihm im Bart und vor den Augen hängen. Als er sich von der Überraschung erholt hatte und sich die Obstreste abwischen konnte, rannte Malden bereits weiter.
    Ein halbes Dutzend Straßen führte vom Marktplatz weg – von diesem Hauptplatz aus ließ sich jeder Fleck der Freien Stadt Ness erreichen. Malden wählte keine dieser Straßen. Am südlichen Rand des Markts stand ein mehrstöckiger Brunnen, ein Geschenk des dritten Burggrafen an sein Volk. Er setzte sich aus mehreren Schalen zusammen, die von den Zofen der Göttin gehalten wurden, der bevorzugten Gotheit des Burggrafen. Malden rannte darauf zu und sprang von einer Ebene zur nächsten; seine Füße blieben dabei so gut wie trocken, da er nur auf den steinernen Rand der Schalen trat. Oben in gefährlicher Haltung schwankend, einen Fuß in die angewinkelte Ellenbeuge einer Zofe gestemmt, warf er einen Blick zurück, ob sein Aufstieg den Zorn der Wächter erregte. Die Mühe hätte er sich sparen können. Das Volk scharte sich um den Galgen und war emsig dabei, den gefangenen Ritter loszuschneiden, während der Burggraf und der Zwergenbotschafter ihren diversen Dienern und Soldaten

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