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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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gefesselt waren. Die Schlinge um seinen Hals war auch nicht hilfreich. Der Henker wirkte verwirrt, unsicher, ob er die Falltür öffnen sollte, die Croy in sein Schicksal gestürzt hätte, oder nicht.
    Irgendwie schaffte es Anselm Vry, den Galgen zu erklimmen. Der Vogt war der höchste Verwaltungsbeamte der Stadt und Hüter des Friedens, allein dem Burggrafen verantworlich. Mit teigiger Hautfarbe und schmalen Zügen sah Vry genau wie die Art Mann aus, der sein ganzes Leben mit der Nase in einem Buch verbrachte, aber Croy kannte ihn und konnte hinter die Fassade blicken. Vry war ein ausgesprochen fähiger Verwalter, der Menschen und Material zu organisieren verstand. Vor allem war er ein rationaler Mann. Croy konnte nicht widerstehen, den Mann anzulächeln, den er einst Freund genannt hatte. Der Vogt flüsterte dem Henker etwas ins Ohr, und sofort sprang der Vermummte vom Galgen und stürzte sich in den Aufruhr, um den Wächtern zu helfen.
    »Anselm!«, rief Croy. »Ich wusste doch, dass Ihr das nicht … Oh.«
    Vry hatte den Platz des Henkers eingenommen und legte die Hand auf den Hebel, der die Falltür auslöste.
    »Ich verstehe«, sagte Croy. »Ihr seid gekommen, um mich persönlich hinzurichten.«
    »In der Tat.« Angewidert schüttelte Vry den Kopf. »Ich hoffe, Ihr wisst, dass es nicht meine Entscheidung war. Tatsächlich hatte ich Tarness sogar gebeten, Euch nicht zu töten.«
    »Ich bin Euch sehr verbunden.«
    Vry schnaubte. »Ich schlug ihm vor, Euch einfach einen Auftrag zu geben und loszuschicken, um im öslichen Ödland gegen die Barbaren zu kämpfen. Aber das hätte nicht zum Erfolg geführt, wie? Ihr wärt von Eurem Posten desertiert und auf der Stelle zurückgekehrt.«
    »Meine Pflicht nicht zu erfüllen? Niemals!«
    »Ach? Ihr wärt einfach dorhin gegangen und nie zurückgekehrt?«
    Sir Croy war kein besonders nachdenklicher Mann, der über die Zukunft zu grübeln pflegte. Er überlegte kurz und lächelte dann. »Ich hätte diese Barbaren in sechs Monaten besiegt. Dann wäre ich mit reinem Gewissen zurückgekehrt.«
    Vry rieb sich mit einer Hand die Augen. »Croy, bitte, versucht wenigstens einmal im Leben realistisch zu sein. Welche Queste Euch auch immer dieses Mal antreibt, sie wird Euch nicht so leicht aus ihren Pranken lassen. Tarness kann Euch nicht innerhalb der Stadtmauern dulden. Ihr wisst von Dingen, die er geheim halten will. Mir ist klar, dass Ihr ihn niemals verraten würdet, aber es besteht immer die Möglichkeit, dass jemand die Informationen aus Euch herausholt. Wenn nicht durch Folter, dann eben mihilfe von Zauberei. Euch überhaupt zu verbannen, war ein Akt der Gnade und wird sich nicht wiederholen.«
    »Ich verstehe. Nun, ich vergebe Euch, alter Freund. Ihr und ich, wir dienen denselben Herren, und vielleicht seid Ihr einfach nur treuer ergeben als ich. Diese Qualität kann man kaum verurteilen. Nun, wenn Ihr es müsst – gehorcht Eurem Befehl.« Croy hob das Kinn und drückte den Rücken durch. Wenn er schon sterben musste, dann mit Haltung.
    »So edel wie immer«, sagte Vry, »und genauso dumm.« Er zog am Hebel.
    Aber sein Handeln wurde im letzten Augenblick vereitelt. Ein greller Lichblitz flammte auf, der sofort von einer dichten gelben Rauchwolke verschluckt wurde. Croys Lungen füllten sich damit, und er wurde von dem Gestank verfaulter Eier überwältigt, woraufhin er würgen und husten musste. Er versuchte aufrecht stehen zu bleiben und Haltung zu bewahren, aber der Gestank war einfach zu schlimm. Er hatte Angst, sich übergeben zu müssen – ein Verhalten, welches das Volk nicht unbedingt von einem Reichsritter erwartete, jedenfalls nicht in aller Öffenlichkeit …
    »Haltet still, Ihr abartig großer Tierficker!«, zischte jemand aus der Mitte der gelben Wolke hervor. Die Schlinge wurde Croy vom Hals genommen, dann durchschnitt eine Klinge das Seil, das ihm die Hände zusammenband. Kleine Hände versetzten ihm von hinten einen Stoß. Er stolperte vorwärts über den Rand der Galgenplattform hinaus. Nur mit viel Glück und Geschick landete er auf den Füßen. Unten am Boden war der gelbe Rauch dünner, und er konnte wieder atmen, aber er war noch immer blind.
    Glücklicherweise war da eine Gestalt mit einer Maske, die ihn führte. Er ahnte, dass die Gestalt nur etwa vier Fuß groß war. Ein Kind? Ein magischer Geist in der Gestalt eines Kinds?
    »Hört auf, herumzustehen und Euch auf erotische Weise mit Euch selbst zu beschäftigen. Uns bleibt nicht viel Zeit, bevor

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