Ancient BladesDie Metropole der Diebe
ihn mit einem solchen Schlag töten können. Und dann stünden wir wieder am Anfang. Du solltest mehr Disziplin üben.«
»Was? Der kleine Klaps? Ich habe schon härter nach Fliegen geschlagen. Sieh doch, er wacht schon wieder auf! Ich habe höchstens sein Gehirn ein wenig durchgerüttelt.«
Die Stimmen klangen irgendwie vertraut. Malden konnte sie jedoch nicht richtig zuordnen. Es kostete ihn große Mühe, seine Gedanken zu verknüpfen, obwohl das schreckliche Läuten in den Ohren verstummt war. Er versuchte die Einzelheiten auseinanderzuhalten, die ihm bekannt vorkamen. So war er sich zum Beispiel völlig sicher, auf einer sehr harten Unterlage zu liegen. Außerdem tat sein Gesicht weh.
Plötzlich tat sein Gesicht sogar schrecklich weh.
»Oh«, stöhnte er. »Oh, beim Blutgott. Oh …«
»Augen auf!«, befahl Bikker. »Braver Junge.«
Malden sah sich um, ohne sich aufzusetzen. Er befand sich in einer Schenke, in der rauchige Öllampen eine gewisse Helligkeit verbreiteten. Die wenigen Gäste, die zu dieser Tageszeit anwesend waren, starrten ihn alle an. Die Wirtin, eine schwergewichtige Frau mitleren Alters, näherte sich mit einem gefüllten Bierkrug.
»Wer von euch bezahlt?«, fragte sie. » Dies ist kein Siechenhaus.«
Langsam schob Malden die Ellbogen unter den Körper und setzte sich auf. Man hatte ihn auf einen Tisch gelegt, auf eine Eichenplatte, die sich steinhart anfühlte. Sie war mit dunklen Ringen übersät, wo Krüge übergeschwappt waren, und wurde von Eisenbändern zusammengehalten, die sich ihm in Rücken und Beine gegraben hatten.
Cyhera – die tätowierte Frau – gab der Wirtin einen Viertelpfennig und reichte den Krug an Malden weiter. Das Gefäß besaß einen Klappdeckel, um die Fliegen fernzuhalten. Mit Zinn versiegeltes Steingut. Teures Geschirr, das Malden in etwa verriet, wo er sich befand – auf dem Goldenen Hügel, in dem Viertel mit den Häusern der Reichen und den teuren Läden, ein Stück talwärts vom Turmviertel aus gesehen. Es konnte nicht anders sein, denn im Turmviertel gab es keine Schenken, und hätten ihn seine seltsamen Gegner noch weiter talwärts geschleppt, wäre der Krug aus pechversiegeltem Leder gefertigt gewesen. Zur Flucht musste er die richtige Richtung kennen.
Aber wo auch immer er sich aufhielt, er war zugegebenermaßen durstig. Er klappte den Deckel hoch und nahm einen vorsichtigen Schluck in dem Glauben, dass es sich nur um ein medizinisches Gebräu handeln konnte – aber tatsächlich war es bloß ein Kleinbier. Ein Kindergetränk.
»Schmeckt dir das, Junge?«, fragte Bikker.
»Ich bin kein Säugling«, knurrte Malden und nahm einen größeren Schluck. »Ich bin fast zwanzig. Bitte hör auf, mich Junge zu nennen!«
Bikker grinste breit und enhüllte einige Zahnlücken. »Du wirst wieder flitzen, Junge, sobald du stehen kannst, richtig? Oder redest du jetzt mit mir?«
Cyhera sah sich in dem Raum um. Wohin auch immer ihre blauen Augen blickten, überall zuckten die starrenden Gäste zusammen und wandten sich zur Seite. »Bikker«, fragte sie, »wo können wir uns ungestört unterhalten?«
»Ich bin erschöpft, nachdem ich diesen Köter verfolgt habe«, antwortete Bikker. »Mir gefällt die Bude hier. Ihr da, raus! Wirtin, du kannst auch verschwinden.«
»Bei Sadus acht Ellenbogen, ich denke nicht daran«, erwiderte die Frau. »Einfach wie ein gescholtenes Kind gehen und euch mit meiner Kasse und meiner Ware zurücklassen?« Sie schnaubte verächlich.
Bikker zuckte mit den Schultern. Dann griff er nach hinten und zog das Schwert.
Es gab einen seltsam glitschigen Laut von sich, als es aus der Scheide schlüpfte, und als es enhüllt wurde, war es gar nicht die funkelnde Stahlschneide, die Malden erwartet hatte. Stattdessen sah es aus wie eine unbearbeitete Eisenstange, drei Fuß lang, fast so breit wie Bikkers Hand am Griff. Das Eisen war schartig und rau wie ein Gegenstand, der jahrhundertelang in einer Gruft herumgelegen hatte, bevor ihn jemand mitgenommen hatte. Irgendwie wirkte die Waffe auch glitschig – und dann bildeten sich Blasen auf der Oberfläche und gerannen zu dicken Klumpen, so als würde das Schwert sabbern. Ein Tropfen der klaren Flüssigkeit floss die Schneide enlang, löste sich und landete auf dem Boden, wo er zischte und qualmte.
»Du solltest zur Seite treten«, wies Bikker Malden an. Der Dieb sprang flink vom Tisch und achtete nicht länger auf die Schmerzen im Gesicht. Bikker schwang das Schwert in weitem Bogen und ließ
Weitere Kostenlose Bücher