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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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wirklich nichts Besonderes.«
    » Ich mag sie«, beharrte sie, und dann: »Ich heiße Cinderella, und Sie?«
    »Tatsächlich?«
    »Wirklich. Wollen Sie meine ID-Karte sehen?«
    »Mm.«
    Sie griff in ihre ID-Mappe, die aus demselben Samt angefertigt war wie ihr Kleid, und zog ihre Lizenz heraus. Sie war blau wie seine (eine Zeitlizenz), und, genau wie bei seiner, war da eine Klammer in der linken oberen Ecke.
    »Sehen Sie«, sagte sie. »Cinderella B. Johnson. Die Idee stammt von meiner Mutter. Meine Mutter hatte manchmal einen eigenartigen Sinn für Humor. Aber jetzt ist sie tot. Mögen Sie ihn?«
    »Wen soll ich mögen?«
    »Meinen Namen.«
    »Oh, klar, natürlich.«
    »Manche mögen ihn nämlich nicht. Sie halten ihn für affektiert und geschmacklos. Aber ich kann nichts für den Namen, mit dem ich geboren wurde, oder?«
    »Ich wollte Sie gerade fragen ...«
    Ein eifriger, aber auch gespannter Zug trat in ihr Gesicht, wie bei einem Kandidaten in einer Quiz-Show. »Fragen Sie nur, fragen Sie!«
    »Diese Klammer auf Ihrer Lizenz, was hat die zu bedeuten?«
    »Welche Klammer?« entgegnete sie und versteifte sich sofort voller Mißtrauen, wie ein Hase vor der Fährte eines Raubtiers.
    »Die auf Ihrer Lizenz. Da war doch vorher etwas angeheftet?«
    »Irgendeine Notiz ... Ich weiß nicht. Wie soll ich mich an so etwas erinnern können? Warum fragen Sie?«
    »An meiner ist auch so etwas.«
    »So? Wenn Sie mich fragen, ich halte das für ein ausgesprochen blödes Thema für eine Unterhaltung. Möchten Sie mir nicht Ihren Namen sagen?«
    »Oh ... Barry.«
    »Barry was?«
    »Barry Riordan.«
    »Ein irischer Name: das erklärt alles.«
    Er sah sie fragend an.
    »Daher müssen Sie Ihr schlagfertiges Mundwerk haben. Sie haben sicher den Blarney-Stein geküßt.«
    Sie ist ausgeflippt, dachte er.
    Aber irgendwie langweilig ausgeflippt und darum eigentlich nicht interessant. Bald fragte er sich, wie lange diese Unterhaltung noch dauern würde, bevor die Sessel erneut ihren Standort wechselten. Es kam ihm wie eine ungeheure Zeitverschwendung vor, sich mit einem ›Zeitler‹ zu unterhalten, wo er doch die Gutachten, die er so dringend benötigte, nur von den Besitzern einer Dauerlizenz erhalten konnte. Natürlich, diese Übung war vielleicht ganz nützlich. Man konnte nicht davon ausgehen, jeden zu mögen, dem man begegnet (das Kommunikationshandbuch wurde nicht müde, darauf hinzuweisen), aber man sollte es immer versuchen und einen guten Eindruck machen. Eines Tages begegnet man jemandem, der sich als entscheidend für einen erweist, und die Übung hat sich bezahlt gemacht.
    Nicht übel, diese Theorie, aber mittlerweile stand Barry vor dem drängenden Problem, was er eigentlich sagen sollte: »Haben Sie von dem gigantischen Einkaufskomplex in Japan gehört?« fragte er sie. »Er bedeckt eine Fläche von sechzehn Morgen.«
    »Sechzehneinhalb«, verbesserte sie ihn. »Sie lesen also auch das Topic .«
    »Hhm.«
    »Ein faszinierendes Magazin. Ich lese es fast jede Woche. Meistens bin ich zwar zu beschäftigt, aber gewöhnlich überfliege ich es mindestens.«
    »Wo arbeiten ...?«
    »Genau.« Sie warf einen Blick durch den riesigen, geschmackvollen Raum im ›Partyland‹, stand dann auf und winkte. »Ich glaube, ich habe da jemanden entdeckt, den ich kenne«, sagte sie aufgeregt und strich sich die Papierfedern mit der Hand aus dem Gesicht. Vom weitem winkte jemand zurück.
    Cinderella brach einen Polyeder vom Hut ab und legte ihn auf ihren Sessel. »So weiß ich nachher, wo mein Platz gewesen ist«, erklärte sie, und meinte dann etwas verlegen: »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.«
    »Überhaupt nicht.«
    Sich selbst überlassen, konnte er an nichts anderes als an die Klammer denken, die er an ihrer Lizenz gesehen hatte. Es erschien ihm wie ein scheinbar unbedeutender Anhaltspunkt in einer Detektivgeschichte, von dem sich allmählich die Lösung des ganzen Falles entwickeln läßt. Ließ sie nicht zweifellos darauf schließen, daß sie die Berechtigung zur Lizenz auf ebenso zweifelhafte Weise erhalten hatte, also nicht auf Grund ihres Notendurchschnitts, sondern dank Satzungsparagraph 9(c) Abteilung XII? Wie ärgerlich, mit einem solchen Dummerchen in der gleichen Kategorie zu sein! ›Partyland‹ war wahrscheinlich voll von solchen Leuten, die alle hofften, mit einem echten Dauerlizenz-Besitzer zusammenzutreffen, anstatt nur auf ihresgleichen zu stoßen.
    Keine besonders angenehme Vorstellung. Nach dieser Erkenntnis hatte er
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