Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
Vom Netzwerk:
Bin voll reingefallen! Du hast das gerade so ernst rübergebracht.«
    »Ich bin aber wirklich betrunken.«
    »Wie?«
    »War ein bisschen heimtückisch von dir, mir in der Küche die ganzen schönen Flaschen vor die Nase zu stellen.«
    »Flaschen? Ach so, die Flaschen!«
    »Und irgendwie hatte ich gerade heute das Bedürfnis, mir einen zu genehmigen. Die Straßenbahn ist steckengeblieben, und neben mir haben sich zwei Männer über Akkubohrschrauber unterhalten.«
    »Du Arme! Warte, ich habe eine Idee. Lass mal den Staubsauger, mir ist es schon sauber genug.«
    »Aber du hast noch für eine halbe Stunde mehr bezahlt.«
    »Komm einfach mit in die Küche und mixe mir das, was du dir vorhin genehmigt hast. Ich muss nämlich unbedingt mehr über Cocktails lernen.«
    »Cocktails?«
    Dass ich da nicht früher drauf gekommen bin. Angelina! Zwölf Jahre Kneipenerfahrung! Nicht dass ich nicht zufrieden mit dem Verlauf des Abends mit Lara gewesen wäre, aber wenn ich nochmal in die Situation komme, was für sie mixen zu müssen – und ich hoffe doch sehr, dass ich bald wieder in die Situation komme –, muss ich besser vorbereitet sein. Und diesen Irish Brown Rusty New Orleans Fox kriege ich auf keinen Fall nochmal so hin.
    Angelina trottet mir etwas bedröppelt hinterher in die Küche. Ich schwenke die Jameson-Flasche vor ihr.
    »Ich brauche dringend einen guten Cocktail, in dem das hier drin ist.«
    »Bist du auch mit der Tram steckengeblieben?«
    »Nicht für mich. Ich habe es jemand versprochen. Also, was kann man damit machen?«
    »Whiskey-Cola.«
    »Hm, nicht noch was Interessanteres?«
    »Na ja, manche mögen es lieber mit Ginger-Ale. Oder mit Sprudel.«
    »Hm. Oder kannst du mir vielleicht einfach deinen Lieblingscocktail verraten?«
    »Ich hasse Cocktails.«
    »Ach? Aber …«
    »Cocktails sind für Leute, die nicht die Eier fürs Pur-Trinken haben.«
    »Oh.«
    »Mein Lieblingscocktail ist der hier.«
    Diesmal schwenkt sie eine Flasche vor meiner Nase herum. Tamnavulin – Single Malt Whisky, 18 Years . Bereits zu einem Drittel leer getrunken. Bewundernswert, wie gut sie noch stehen kann.
    »Solltest du eines Tages auch nur einen Tropfen davon an einen Cocktail verschwenden, muss ich dich schlagen, Kai.«
    Meine Güte. Sie spricht »Cocktail« so verächtlich aus wie eine Feministin das Wort »Mann«.
    »Also, ist ja nicht so, dass ich nicht schon mal Whiskey pur getrunken hätte, Angelina. Fand ich aber nicht so toll. Schmeckt irgendwie wie flüssiger Kaminruß.«
    »Was für einer war das?«
    »Irgendwas mit J. Jim Beam, glaub ich.«
    »Pah! Bourbon-Whiskey! Braune Limo mit Alkohol. Trink mal das hier, das ist das richtige Zeug.«
    »Meinst du wirklich?«
    L ARA    Ich bin auf dem Weg zu Jenny. Spontanparty mit Cocktails. »Trinken auf den guten Start von Mein Heiß ist dein Kalt .« Natürlich hat sie alle Chefs eingeladen. Kanzberger, Dr. Kölbling, Markowski, Bissinger. Und damit sich die Herren bei Jenny aufs Angenehmste von jüngeren Menschen umgeben fühlen, hat sie auch Leute wie Adrian zu sich gebeten, und sogar mich, obwohl ich seit dieser einen dummen Sache eine unerwünschte Person in dem Laden bin.
    Ich hatte schon den Hörer in der Hand, um Adrian zu sagen, das ich bitte schön nicht dorthin will, als just in dem Moment seine SMS eintrudelte:
freu mich schon auf heute abend mit dir, butzi :)) trinken wir ein paar island queens und schauen uns die sterne an? :* <3 :)))
    Tja, klingt wirklich nach einer tollen Gelegenheit, mit ihm über die Sache mit Kai und über unsere Zukunft zu reden. Ich komme mir wie ein Schuft vor, der gerade seiner gerechten, vom Schicksal auferlegten Strafe entgegenschreitet.
    Jennys Wohnung liegt in der Auguststraße. Ich war schon mal da. Von ihrem Balkon aus kann man die goldene Kuppel der Synagoge und den Fernsehturm sehen. Dazu noch Schäfchenwolken und ein Sonnenuntergang, und du verliebst dich zum hundertsten Mal unsterblich in Berlin und noch dazu in jeden, der zufällig gerade neben dir steht. Gleich bin ich da. Warum ging das so schnell?
    Pass auf, Adrian, ich muss dir was sagen …
    Nein, das geht gar nicht. Wie komme ich überhaupt darauf, mit Pass auf anzufangen? Das sollte mal jemand bei mir machen, wenn er mich betrogen hat.
    Adrian, hör zu …
    Schon wieder Befehlston.
    Adrian, ich habe …
    Nein, so bringe ich das niemals heraus. Jetzt verstehe ich auch, wozu die ganzen Pass aufs und Hör zus gut sind. Sie zögern den Moment heraus, in dem man mit der

Weitere Kostenlose Bücher