Andere tun es doch auch (German Edition)
wirklich unangenehmen Botschaft rausrücken muss.
Adrian, ich muss dir was sagen …
Nein! Das klingt so hart. Da zerspringt ihm doch schon bei den ersten Worten das Herz im Leib. Mist, jetzt stehe ich schon vor der Tür. Hoffentlich kommt er ein bisschen später. Dann kann ich mir wenigstens noch etwas Mut antrinken. Wenn ich nur nicht so müde wäre. Gleich beschwert sich der Aufzug bei mir, dass ich mich mit Absicht schwer mache.
»Hallooo Lara! Mensch, schön, dass du schon da bist! Wo hast du Adrian gelassen?«
»Hallo Jenny. Adrian kommt ein bisschen später. Hat wieder eine very special week .«
»Der Kerl vernachlässigt dich doch nicht etwa? Komm, schnapp dir erst mal einen Drink.«
Jenny hat auch so ein tolles Riesenwohnzimmer-und-Küche-in-einem wie Kai. Bei ihr sieht es bloß mehr nach Frau aus. Nach Frau, die die richtigen Zeitschriften liest. Und Frau, die nicht knausert. (Und Frau, die nicht knausern muss.) Der Raum ist schon so gut gefüllt, dass die Klänge der heiteren Latino-Barjazz-Compilation aus ihrem iPod von den ebenso heiteren Gesprächen in den Hintergrund gedrängt werden. Dr. Kölbling und Bissinger sind auch schon da und werden, wie immer, von jungen Schauspielern, Nachwuchsregisseuren und Drehbuchautoren aller Altersklassen umwuselt. Trotzdem sehen sie mich, als ich den Raum betrete, und veranstalten einen Wettbewerb im Augenbrauen-Hochziehen, als ich »Hi« in die Runde sage.
»Darf ich dir Kalim vorstellen, Lara? Kalim mixt heute unsere Drinks.«
»Hallöchen, Lara!«
»Mach Lara mal was Feines.«
Sie hat es nötig, sie wird nämlich von ihrem Freund vernachlässigt. Klar. Will Jenny aus einem bestimmten Grund, dass ich sie hasse, oder ist Gehasst-Werden einfach nur ihr Hobby?
»Möchtest du mit oder ohne Alkohol, Lara?«
»Mit!«
Mist. So dermaßen laut und wie aus der Pistole geschossen ich das gesagt habe, kann er ja gar nicht anders, als bestätigt zu sehen, dass ich ein Problem habe. Wenigstens grinst er nicht oder schaut gar besorgt drein.
»Ich mache einfach mal einen Vorschlag, Lara: einen Fluffy Coconut?«
Fluffy Coconut? Was will er mir damit sagen?
»Oder einen Pink Elephant? Der ist schön fruchtig.«
»Hm, weiß nicht.«
»Oder etwas Außergewöhnliches? Einen Vanity?«
»Was ist daran außergewöhnlich?«
»Die Farbe. Der ist pechschwarz. Aber keine Angst. Schmeckt köstlich nach Ananas.«
»Den will ich!«
Ach, soll er doch denken, was er will. Vielleicht denkt er ja auch gar nichts. Im Moment konzentriert er sich jedenfalls darauf, bunte Flüssigkeiten in das Mixglas zu schütten. Schon gewagt, einen weißen Anzug dabei zu tragen. Dieses blaue Blue-Curaçao-Zeug aus der Flasche, die er gerade schwenkt, zum Beispiel. Die Flecken würde man nicht mal mit einer Flex rausbekommen. Jetzt noch diverse Fruchtsäfte. Und das soll schwarz werden? Nie im Leben. Jetzt träufelt er noch was Rotes rein, schüttelt die Mischung einmal kräftig durch und füllt sie anschließend in zwei riesige Martinigläser. Wow, tatsächlich, pechschwarz! Hätte ich nicht gesehen, dass er nur normale Sachen reingekippt hat, würde ich dieses Zeug niemals anrühren.
»Gut, Lara, jetzt kommt natürlich noch die große Frage.«
»Ja?«
»Wie dekorieren wir es? Da muss noch was dazu. Sonst ist es kein richtiger Cocktail, oder?«
»Hm.«
»Also, ich hätte Ananas-, Limetten-, Zitronen- und Orangenschnitze, Schirmchen mit Punkten, Schirmchen mit Blumen, Papierpapageien, Glitzervulkanpicker, Bambusstöckchen, ach ja, und die Strohhalmfarbe ist natürlich auch noch ganz wichtig.«
»Hm, ehrlich gesagt, ich finde, das ganze bunte Zeug und die schwarze Flüssigkeit, das passt nicht zusammen.«
»Jetzt, wo du es sagst … Stimmt. Irgendwie haben wir da ein Problemchen.«
»Wirklich eine kniffelige Aufgabe.«
»Aber wir können ihn ja auch nicht ohne Deko lassen, oder?«
»Wenn es dir so wichtig ist: Hier diese kleine orangefarbene Minimandarine mit den trockenen Blättern dran, da im Körbchen, wie heißt die nochmal?«
»Du meinst die Physalis?«
»Genau. Steck die doch einfach auf den Rand.«
Kalim tut, was ich sage.
»Oh mein Gott! Das sieht großartig aus, Lara. Da noch ein dunkelgrünes Schirmchen rein? Oder lieber einen Papagei?«
»Nein, das reicht so.«
»Oh ja! Du hast recht. Vielen Dank, da hast du mir sehr geholfen. Zum Wohl!«
Ulkig. Das schwarze Zeug schmeckt süß. Zu süß.
K AI »Muss mich entschuldigen, Angelina, du hast recht. Ich glaube, ich
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