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ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

Titel: ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen , H.C. Andersen
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Die Welt wußte nicht, wer von den beiden die Richtige war, und woher sollte die Welt das auch wissen.
     
    "Vertrau auf Gott in Nacht und Graus,
     
    Stets rinnen seine Quellen."
     
    Sang das blinde Mädchen in vollem Glauben. Die vier grünen Blätter vom Baume der Sonne hatte sie Wind und Wetter übergeben, um sie als Brief und Gruß an ihre Brüder gelangen zu lassen, und sie war dessen ganz sicher, daß ihr Wunsch sich erfüllen würde, ja, und auch das Juwel würde sich finden, das alle irdische Herrlichkeit überstrahlte; von der Menschheit Stirn würde es bis zu ihres Vaters Haus leuchten.
     
    "Bis zu meines Vaters Hause" wiederholte sie, "ja, auf der Erde ist des Edelsteines Stätte, und mehr als die Überzeugung davon bringe ich mit. Ich spüre bereite seine Glut, stärker und stärker schwillt sie in meiner geschlossenen Hand. Jedes Wahrheitskörnchen, so fein, daß der scharfe Wind es tragen und mit sich fahren konnte, fing ich auf und bewahrte es. Ich ließ es vom Dufte alles Schönen durchdringen, und es gibt in der Welt soviel davon, selbst für Blinde. Ich nahm den Klang vom Herzschlage guter Menschen und legte ihn dazu. Staubkörnchen sind alles, was ich bringe, aber doch der Staub jenes Edelsteines in reicher Fülle, meine ganze Hand ist voll davon" und sie streckte sie aus - dem Vater entgegen. Sie war in der Heimat; mit der Schnelle des Gedankenfluges hatte sie sie erreicht, während sie den unsichtbaren Faden nach ihres Vaters Hause nicht fahren ließ.
     
    Die bösen Mächte fuhren mit Orkangewalt über der Sonne Baum hin, drangen mit einem Windstoß durch die offene Tür in die verborgene Schatzkammer ein.
     
    "Der Wind weht es fort" rief der Vater und griff um die Hand, die sie geöffnet hatte.
     
    "Nein" rief sie mit gläubigem Bewußtsein. "Es kann nicht verwehen. Ich fühle wie sein Strahl tief innen meine Seele wärmt."
     
    Und der Vater erschaute eine leuchtende Flamme, als der Staub aus ihrer Hand über die weißen Blätter des Buches wehte, die von der Gewißheit des ewigen Lebens Kunde geben sollten; in blendendem Glanze stand dort eine Schrift, ein einziges sichtbares Wort nur, das eine Wort:
     
    GLAUBE.
     
    Und bei ihnen waren wieder die vier Brüder; Sehnsucht nach der Heimat hatte sie ergriffen und geführt, als das grüne Blatt auf ihre Brust gefallen war. Sie waren gekommen, und die Zugvögel folgten ihnen und der Hirsch, die Antilope und alle Tiere des Waldes. Sie wollten auch teilnehmen an der Freude, und weshalb sollten es die Tiere nicht, wenn sie es fühlen konnten.
     
    Wie eine leuchtende Staubsäule sich vor unseren Augen dreht, wenn durch ein Löchlein in der Tür ein Sonnenstrahl in die staubige Stube fällt, nur schöner - denn selbst der Regenbogen ist zu schwer und nicht leuchtend genug an Farbe gegen den Anblick, der sich hier zeigte - erhob sich aus den Blättern des Buches von dem leuchtenden Worte "Glauben" jedes Wahrheitskörnchen mit dem Glanze des Schönen, mit dem Klange des Guten; stärker erstratalte es, als die Feuersäule, die in der Nacht, als Moses mit dem Volke Israel nach dem Lande Canaan zog, geleuchtet hatte. Vom Worte Glauben führte der Hoffnung Brücke hinüber zur Alliebe Gottes in die Unendlichlkeit.
     

 
    Großmütterchen
     
    Großmutter ist so alt, sie hat gar viele Runzeln und ganz schneeweißes Haar, aber ihre Augen leuchten wie zwei Sterne; ja sie sind eigentlich viel schöner, sie sind so milde, daß es von Herzen wohltut, in sie hineinzuschauen. Sie weiß die herrlichsten Geschichten und hat ein Kleid mit großen, großen Blumen an; das ist aus so dickem Seidenzeug, daß es bei jeder Bewegung rauscht. Großmutter weiß so viel, denn sie hat viel länger als Vater und Mutter gelebt, das ist ganz gewiß. Großmutter hat ein Gesangbuch mit dicken Silberbeschlägen, und darin liest sie oft. Mitten in dem Buche liegt eine Rose, die ganz flach und trocken ist; sie ist nicht so schön wie die Rosen, die sie im Glase stehen hat, und doch lächelt sie dieser am allerfreundlichsten zu, ja, es kommen ihr dabei Tränen in die Augen. Weshalb mag
     
    Großmutter so auf die welke Rose in dem alten Buche niederschauen? Weißt Du es? Jedesmal, wenn Großmutters Tränen auf die Blume fallen, wird ihre Farbe frischer, die Rose schwillt empor, und die ganze Stube erfüllt sich mit ihrem Duft, die Wände versinken, als seien sie Nebelschleier, und ringsum ist der grüne, herrliche Wald, wo die Sonne zwischen den Blättern spielt und Großmutter -

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