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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Vorurteilen gehört die Annahme, komplexes Leben müsse größer sein als einfaches Leben. Auf der Erde ist das gewiß richtig: Je intelligenter die Organismen wurden, um so größer wurden sie auch. Sie machten eine Entwicklung durch, die vom Einzeller über mehrzellige Lebewesen zu größeren Tieren führte, bei denen differenzierte Zellen in Gruppen – Organe genannt – arbeiteten. Auf der Erde verlief der Trend in Richtung auf größere und komplexere Tiere.
    Aber irgendwoanders im Universum braucht das nicht zuzutreffen. Dort mag das Leben in umgekehrter Richtung fortschreiten – in Richtung auf immer kleinere Lebensformen. Wie die moderne Technologie des Menschen es gelernt hat, alles immer kleiner zu machen, kann vielleicht auch der Druck einer weit fortgeschrittenen Evolution zu kleiner und kleiner werdenden Lebensformen geführt haben. Kleinere Formen haben einige unbestreitbare Vorteile aufzuweisen: Geringeren Verbrauch von Rohmaterial, billigere Raumflüge, geringere Ernährungsprobleme … Vielleicht ist die intelligenteste Lebensform eines fernen Planeten nicht größer als ein Floh. Vielleicht nicht einmal größer als ein Bakterium … In diesem Falle konnte sich das Wildfire-Team gezwungen sehen, hochentwickelte Lebensformen zu vernichten, ohne auch nur zu ahnen, was es anrichtete.
    Leavitt war nicht der einzige Verfechter dieses Gedankens. Merton hatte ihn in Harvard vorgetragen, Chalmers in Oxford. Chalmers, ein Mann mit einem ausgesprochenen Sinn für Humor, hatte folgendes Beispiel angeführt: Ein Mann betrachtet durch sein Mikroskop einen Abstrich mit einer Bakterienkultur und sieht, daß sich die Bakterien zu Worten formiert haben: »Bringen Sie uns zu Ihrem Chef!« Alle fanden damals Chalmers’ Einfall sehr erheiternd. Doch Leavitt mußte immer wieder daran denken. Genau dieser abwegige Einfall konnte sich nämlich als wahr erweisen.
     
    Stone dachte vor dem Einschlafen über die bevorstehende Besprechung nach. Und über die Sache mit dem Meteoriten. Er fragte sich, was Nagy oder Karp sagen würden, wenn sie von dem Meteoriten wüßten.
    Sie würden wahrscheinlich den Verstand verlieren, dachte er. Wahrscheinlich wird es uns alle in den Wahnsinn treiben. Und dann schlief er ein.
     
    Abteilung Delta war die offizielle Bezeichnung für drei Räume im Stockwerk I, die sämtliche Kommunikationsanlagen des Wildfire-Laboratoriums enthielten. Hier liefen alle Sprech- und Sichtverbindungen zwischen den einzelnen Stockwerken zusammen, aber auch die Kabel für die Telefon- und Fernschreibverbindungen nach draußen. Die Hauptschaltungen zur Bibliothek und zum Zentrallager wurden ebenfalls über Abteilung Delta gesteuert. Im wesentlichen war diese Abteilung eine riesige von Computern gesteuerte Schaltzentrale. In den drei Räumen war es vollkommen still. Man hörte nichts als das sanfte Summen sich drehender Speicherbänder und das gedämpfte Klicken von Relais. Nur ein einziger Mann arbeitete hier. Er saß vor einem Schaltpult, umgeben von den blinkenden Lichtsignalen des Computers.
    Eigentlich war dieser Mann überflüssig; er übte keine notwendige Funktion aus. Die Computer regulierten sich selbst; sie schickten automatisch alle zwölf Minuten Testprogramme durch ihre Schaltkreise und schalteten sich automatisch aus, wenn ein von der Norm abweichendes Ergebnis dabei herauskam.
    Gemäß Vorschrift hatte der Mann die Aufgabe, eingehende vertrauliche Mitteilungen zu überwachen, die durch ein Glockenzeichen am Fernschreiber angekündigt wurden. Wenn diese Glocke ertönte, verständigte er die fünf Kommandozentralen in den einzelnen Stockwerken vom Eingang der Mitteilung. Außerdem war er verpflichtet, der Kommandozentrale der Stufe I jedes Versagen der Computer zu melden – falls dieses höchst unwahrscheinliche Ereignis einmal eintreten sollte.

Dritter Tag

Wildfire
     

Die Besprechung
     
    »Bitte, aufwachen, Sir!«
    Hall schlug die Augen auf. Das Zimmer wurde von einem fahlen, gleichmäßigen, fluoreszierenden Licht erhellt. Blinzelnd drehte er sich auf den Bauch.
    »Bitte, aufwachen, Sir!«
    Es war eine angenehme Frauenstimme, weich und verführerisch. Hall setzte sich im Bett auf und sah sich um. Er befand sich allein im Zimmer. »Hallo?«
    »Bitte, aufwachen, Sir!«
    »Wer sind Sie denn?«
    »Bitte, aufwachen, Sir!«
    Er griff hinüber zu dem Nachttisch neben dem Bett und drückte auf einen Knopf. Ein Lichtsignal ging aus. Er wartete, daß sich die Stimme noch einmal meldete, aber sie

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