Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
»Toxicum Fünf« eine der gesicherten theoretischen Grundlagen für das Unternehmen Wildfire.
    »Vektor Drei« war eine Studie gewesen, die sich mit einer entscheidenden Frage befaßt hatte: Wenn ein Bakterium zur Erde gelangt und hier eine Krankheit hervorruft – woher kann dieses Bakterium dann kommen? Nach Beratungen mit Astronomen und Evolutionsbiologen gelangte die Wildfire-Gruppe zu dem Schluß, daß Bakterien dreierlei Ursprung haben können.
    Die erste Möglichkeit ist gleichzeitig die selbstverständlichste: Es handelt sich um einen Organismus von einem anderen Planeten oder einer anderen Galaxis, der durch einen entsprechenden Schutz in die Lage versetzt wurde, die im Raum herrschenden extremen Temperaturen und das Vakuum zu überstehen. Zweifellos können Bakterien unter solchen Bedingungen am Leben bleiben; es gibt beispielsweise unter der Sammelbezeichnung »Thermophile« eine Gruppe von Bakterien, die sich in starker Hitze wohlfühlen und sich noch bei Temperaturen bis zu 70 Grad Celsius sehr rasch vermehren. Man hat andere Bakterien in ägyptischen Grabkammern gefunden, wo sie jahrtausendelang eingeschlossen gewesen waren. Diese Bakterien erwiesen sich als immer noch lebensfähig.
    Die Lösung des Geheimnisses ist die Fähigkeit der Bakterien, Sporen zu bilden, d. h. sich mit einer harten Schale zu umgeben. Diese Hülle befähigt diese Mikroben, Hitze und Kälte und notfalls auch Jahrtausende ohne Stoffwechsel zu überstehen – sie verbindet die Vorzüge eines Raumanzugs mit denen des Winterschlafs.
    Es besteht auch kein Zweifel daran, daß Sporen durch den Raum fliegen können, bewegt vom Lichtdruck. Aber ist ein anderer Planet oder eine andere Galaxis auch wirklich die wahrscheinlichste Quelle für eine Verseuchung der Erde? Hierauf lautet die Antwort: »Nein! Die wahrscheinlichste Quelle ist die nächstgelegene, nämlich die Erde selbst. Die Studie »Vektor Drei« wies auf die Möglichkeit hin, daß gewisse Bakterien die Erdoberfläche schon vor Äonen verlassen haben können, zu einer Zeit, als sich in den Ozeanen und auf dem heißen, ausgedörrten Festland gerade das Leben zu regen begann – lange vor dem Entstehen der Fische, der ersten primitiven Säuger, des ersten Affenmenschen. Wenn diese Bakterien sich von der Erde entfernt hatten und langsam in immer höhere Schichten aufgestiegen waren, bis sie sich buchstäblich im leeren Raum befanden, dann konnten sie sich dort zu ungewöhnlichen Formen entwickelt und vielleicht sogar die Fähigkeit erlangt haben, Lebensenergie unmittelbar von der Sonne zu beziehen, anstatt als Energiequelle Nahrung nötig zu haben. Solche Organismen mochten auch fähig sein, Energie direkt in Materie umzuwandeln. Leavitt hatte in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß die obere Atmosphäre durchaus vergleichbar sei mit der Tiefsee: Beide sind gleich unwirtliche und dennoch gleich bewohnbare Lebensräume. Wenn in den tiefsten, schwärzesten Regionen der Meere, in denen es kaum noch Sauerstoff und überhaupt kein Licht mehr gibt, eine Fülle verschiedenster Lebensformen existiert, warum dann nicht auch in den höchsten Schichten der irdischen Atmosphäre? Gewiß, Sauerstoff ist dort kaum noch vorhanden. Und dort ist auch so gut wie keine Nahrung zu finden. Aber wenn es Geschöpfe gibt, die kilometertief unter dem Wasserspiegel zu existieren vermögen, warum soll es dann nicht welche geben, die sieben oder acht Kilometer darüber leben?
    Und wenn es dort oben Mikroben gibt, die sich unendlich lange vor dem Auftauchen des ersten Menschen von der heißen Erdkruste entfernt hatten, dann waren und sind sie dem Menschen fremd. Weder zu einer Immunität noch zu einer Anpassung noch zur Bildung von Abwehrstoffen hat es je kommen können. Für den Menschen als erdgeschichtlich junges Wesen müssen sie ganz urtümlich primitive Fremde und Feinde sein, ähnlich wie der Hai, jener primitive, seit hundert Millionen Jahren unverändert gebliebene Fisch, dem Menschen fremd und gefährlich gegenübertrat, als dieser mit der Eroberung der Ozeane begann. Der dritte Ursprung einer Verseuchung – der dritte der »Vektoren« – war gleichzeitig der wahrscheinlichste und besorgniserregendste. Alltägliche irdische Mikroben von heute können durch unzureichend sterilisierte Raumfahrzeuge in den Raum entführt werden. Dort sind diese Organismen harter Strahlung, der Schwerelosigkeit und anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt, die Mutationen auslösen und so den Organismus erheblich

Weitere Kostenlose Bücher