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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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dort fünf Jahre lang ruhig und unauffällig. Dann begann Karp auf Anregung von Kollegen des Ann-Arbor-Observatoriums Meteoriten daraufhin zu untersuchen, ob sie Leben beherbergten oder ob sich Hinweise darauf finden ließen, daß sie früher einmal Leben getragen hatten. Karp widmete sich mit großem Ernst und ungewöhnlichem Fleiß seiner Aufgabe und verzichtete bis zum Beginn der sechziger Jahre auf jede Veröffentlichung über dieses Thema; inzwischen waren Vaughn, Calvin, Nagy und andere mit aufsehenerregenden Veröffentlichungen über ähnliche Themen hervorgetreten. Die vorgetragenen Argumente und Gegenargumente waren sehr verwickelt, aber sie ließen sich auf einen einfachen Nenner bringen: Sobald einer der Forscher verkündete, er habe ein Fossil oder einen eiweißähnlichen Kohlenwasserstoff oder andere Hinweise auf Leben in einem Meteoriten entdeckt, hielten ihm die Kritiker Schlamperei im Labor und Verunreinigungen mit Stoffen und Organismen irdischer Herkunft entgegen.
    Karp, der langsame, gründliche Arbeiter, war entschlossen, den Streit ein für allemal zu beenden. Er erklärte, er habe sich größte Mühe gegeben, jede Verunreinigung zu verhindern: Alle von ihm untersuchten Meteoriten waren in zwölf verschiedenen Lösungen, unter anderem in Peroxid, Jod, hypertonischer Salzlösung und verdünnten Säuren, gewaschen worden. Dann waren die Proben zwei Tage lang intensiver Ultraviolettstrahlung ausgesetzt und schließlich nach einem Bad in keimtötender Lösung in eine keimfreie, sterile Isolierkammer gebracht worden. Alle weiteren Arbeiten hatte man in dieser Kammer ausgeführt. Karp gelang es, beim Zerlegen seiner Meteoriten Bakterien zu isolieren. Er stellte fest, daß es sich um ringförmige Organismen handelte, ähnlich einem winzigen pulsierenden Autoschlauch, und er stellte ferner fest, daß diese Wesen in der Lage waren, zu wachsen und sich zu vermehren. Er behauptete, sie glichen in ihrem Aufbau zwar grundsätzlich irdischen Bakterien, indem sie aus Proteinen, Kohlenhydraten und Lipoiden bestanden, aber sie besäßen keine Zellkernsubstanz; die Art und Weise ihrer Vermehrung sei demnach ein Geheimnis.
    Karp trug diese Erkenntnisse in seiner gewohnten ruhigen, unsensationellen Art vor und erhoffte sich eine gute Aufnahme. Er wurde bitter enttäuscht; auf der Siebten Konferenz für Astrophysik und Geophysik, die 1961 in London tagte, wurde er einfach ausgelacht. Entmutigt gab er die Arbeit an den Meteoriten auf. Die Organismen wurden später, am 27. Juni 1963, bei einer unvorhergesehenen nächtlichen Explosion in seinem Laboratorium vernichtet. Karp machte fast dieselbe Erfahrung wie Nagy und alle anderen: In den sechziger Jahren war die Wissenschaft einfach nicht gewillt, an das Vorhandensein von Leben in Meteoriten zu glauben. Alle dafür vorgelegten Beweise wurden herabgewürdigt, als Irrtümer abgetan und nicht zur Kenntnis genommen.
    Es gab jedoch ein paar Leute in einem Dutzend verschiedener Länder, die anders dachten. Zu ihnen gehörten auch Jeremy Stone und Peter Leavitt. Einige Jahre zuvor hatte Leavitt die »Regel 48« aufgestellt. Diese »Regel 48« war als humorvolle Warnung an die Wissenschaftler gedacht; sie bezog sich auf die Literatur der späten vierziger und frühen fünfziger Jahre über die Anzahl der Chromosomen beim Menschen.
    Jahrelang hatte man behauptet, die menschliche Zelle enthalte achtundvierzig Chromosomen, wie mit sorgfältigen Untersuchungen und Bildern belegt wurde. 1953 verkündete eine Gruppe amerikanischer Forscher der staunenden Welt, die Zahl der menschlichen Chromosomen betrage nur sechsundvierzig. Wiederum wurden zum Beweis Bilder und sorgfältige Untersuchungen aufgeboten. Aber diese Forscher griffen auch auf die alten Bilder und die alten Untersuchungen zurück – und sie fanden hier ebenfalls nur sechsundvierzig und nicht achtundvierzig Chromosomen. Leavitts »Regel 48« besagte schlicht und einfach: »Alle Wissenschaftler sind blind.« Auf diese Regel hatte sich Leavitt angesichts des Echos berufen, das Karp und andere fanden. Er überprüfte die Berichte und Dokumente und fand nichts, was ihn von vornherein veranlaßt hätte, die Untersuchungen an den Meteoriten abzulehnen; viele der Experimente waren sorgfältig durchgeführt und vernünftig ausgewertet – sie wirkten zwingend.
    Daran erinnerte er sich wieder, als er und andere an der Planung für Wildfire Beteiligte die als »Vektor Drei« bezeichnete Studie erstellten. Sie bildete zusammen mit

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