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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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es beherbergt. Vielleicht werden solche Gehirne in ihrer unendlichen Intelligenz aber auch einen Weg finden, einander und sich selbst zu vernichten. Wenn Stone manchmal in einer Ausschußsitzung des Außen- oder des Verteidigungsministeriums saß und sich am Konferenztisch umsah, hatte er nichts anderes vor Augen als ein Dutzend grauer, verschlungener Gehirne, die um den Tisch herumsaßen. Kein Fleisch und Blut, keine Hände, keine Finger, keine Augen. Keine Münder und keine Geschlechtsorgane – das alles war überflüssig.
    Nur Gehirne. So saßen sie herum und bemühten sich, klüger zu sein als andere Gehirne, die um andere Konferenztische saßen. Idiotisch.
    Er schüttelte den Kopf und sagte sich: Jetzt werde ich schon wie Leavitt, der auch immer auf so ausgefallene, so verrückte Gedanken kommt.
    Und doch waren Stones Ideen logisch und folgerichtig. Wenn man sein Gehirn wirklich fürchtet und haßt, kommt man so weit, daß man es zu vernichten sucht. Das eigene und das anderer.
    »Ich bin müde«, sagte er laut und sah auf die Wanduhr. Es war 23.40 Uhr. Bald Zeit für die Mitternachtsbesprechung.

Die Mitternachtsbesprechung
     
    Sie trafen sich im gleichen Raum wie immer und saßen in der gleichen Sitzordnung zusammen. Stone betrachtete die anderen und bemerkte, wie müde sie waren. Keiner, auch er selbst nicht, bekam genug Schlaf.
    »Wir strengen uns zu sehr an«, sagte er. »Wir brauchen nicht pausenlos zu arbeiten, und wir sollten es auch nicht tun. Wer müde ist, begeht Fehler. Denkfehler und Fehler bei der Arbeit. Wir werden bald anfangen, Sachen hinfallen zu lassen, die Dinge zu verdrehen und schlampig zu arbeiten. Und wir werden die falschen Schlüsse ziehen, zu unrichtigen Ableitungen gelangen. Das darf nicht passieren.« Die anderen stimmten ihm zu, als er vorschlug, auf vierundzwanzig Stunden müßten jeweils sechs Stunden Schlaf kommen, was ganz vernünftig erschien, da es ja oben auf der Erde keine Probleme mehr gab – der Seuchenherd in Piedmont war durch die Atombombe erledigt. Bei dieser Ansicht wären sie wohl auch geblieben, wenn Leavitt nicht vorgeschlagen hätte, ein Codewort zu beantragen: Sie hätten einen Organismus gefunden, der nun auch irgendwie bezeichnet werden müsse. Die anderen pflichteten ihm bei.
    In einer Ecke des Besprechungsraums stand der Fernschreiber mit dem Verschlüßler. Er hatte den ganzen Tag geklappert und alle möglichen Nachrichten von draußen festgehalten. Das Gerät erlaubte eine zweiseitige Verbindung.
    Eingehende Mitteilungen wurden in Großbuchstaben, ausgehende in Kleinbuchstaben wiedergegeben. Seit ihrer Ankunft im Stockwerk V hatte sich eigentlich niemand die Mühe gemacht, die Eingänge einmal zu sichten. Sie waren zu sehr beschäftigt gewesen, und außerdem handelte es sich überwiegend um militärische Meldungen, die Wildfire zwar auch erhielt, die das Labor aber nichts angingen. Wildfire gehörte eben mit zu dem Netz von Stationen der Cooler-Gruppe, das ironisch als die »Oberen Zwanzig« bezeichnet wurde. Diese zwanzig Leitungen, die im Keller des Weißen Hauses zusammenliefen, führten zu den zwanzig strategisch wichtigsten Punkten in den Vereinigten Staaten. Zu ihnen gehörten beispielsweise Vandenberg, Kennedy, norad, Patterson, Detrick und Virginia Key. Stone setzte sich an den Fernschreiber und tippte die Mitteilung. Sie wurde über Computer in die Chiffrierzentrale geleitet, durch die alle angeschlossenen Stationen ihren Fernschreibverkehr abwickeln mußten.
    Hier der Wortlaut:
     
    erbitten eine freie leitung
    VERSTANDEN LEITUNG OFFEN BITTE ANGABE WOHER
    stone unternehmen wildfire
    GEBEN SIE EMPFÄNGER AN
    chiffrierzentrale
    VERSTANDEN CHIFFRIERZENTRALE
    es folgt nun die mitteilung
    BITTE SCHREIBEN
    haben außerirdischen Organismus isoliert
    der bei rückkehr von scoop sieben
    eingeschleppt wurde
    erbitten code für Organismus
    ende der mitteilung
    IST WEITERGELEITET
     
    Es folgte eine lange Pause. Der Fernschreiber summte und klickte, aber er druckte keinen Text. Dann begann er plötzlich eine lange Mitteilung auszuspucken.
     
    HIER CHIFFRIERZENTRALE
    ISOLIERUNG EINES NEUEN ORGANISMUS VERSTANDEN
    ERBITTEN NÄHERE ANGABEN
    ENDE
     
    Stone runzelte die Stirn. »Aber wir wissen doch noch gar nicht genug.«
    Doch der Fernschreiber wurde ungeduldig:
     
    ERBITTEN ANTWORT FÜR CHIFFRIERZENTRALE
     
    Nach kurzem Überlegen gab Stone zurück:
     
    mitteilung für chiffrierzentrale
    Organismus läßt sich zur zeit
    noch nicht

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