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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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vermutlich aussagen müssen. Wir könnten in der Lage sein zu beweisen, daß Willis für seine Handlungen nicht verantwortlich war und daß er das Opfer eines rein medizinischen Problems wurde. Aber das können wir nur, wenn Sie uns alles sagen, was Sie über seinen Gesundheitszustand wissen. Und wenn Sie es uns nicht sagen, Dr. Smithson – wenn Sie’s nicht verdammt schnell sagen –, dann können wir Sie wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Behinderung einer staatlichen Untersuchung für zwölf Jahre einsperren lassen. Ob Sie mir das glauben oder nicht, ist mir egal. Ich sag’s Ihnen jedenfalls, und Sie täten besser daran, mir zu glauben.«
    Es entstand eine sehr lange Pause. Dann sagte die tiefe, schleppende Stimme: »Kein Grund zur Aufregung, Doktor. Natürlich werde ich jetzt, wo mir die Sache klar ist …«
    »Hatte Willis ein Magengeschwür?«
    »Magengeschwür? Nein. Das hat er nur gesagt. Oder es wird zumindest behauptet, daß er es gesagt haben soll. Soviel ich weiß, litt er niemals unter einem Magengeschwür.«
    »Irgendein anderes Leiden?«
    »Diabetes«, antwortete Smithson.
    »Diabetes?«
    »Ja. Und er hat die Sache ziemlich auf die leichte Schulter genommen. Wir haben es schon vor fünf oder sechs Jahren bei ihm festgestellt. Damals war er dreißig. Ziemlich schwerer Fall. Wir haben ihm Insulin verordnet, fünfzig Einheiten täglich, aber wie gesagt – er war nachlässig. Einmal oder zweimal wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Koma. Weil er sein Insulin nicht nehmen wollte. Er sagte, ihm sind die Spritzen zuwider. Wir wollten ihn beinahe schon aus dem Dienst entlassen, weil es uns gefährlich erschien, ihn einen Wagen fahren zu lassen. Wir befürchteten eine Azidose und daß er am Steuer ohnmächtig wird. Wir haben ihm ziemlich angst gemacht. Da versprach er, vernünftig zu werden. Das war vor drei Jahren. Soviel ich weiß, hat er seitdem sein Insulin regelmäßig genommen.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Na, ich denke schon. Aber die Bedienung in der Raststätte, diese Sally Conover, sagte einem unserer Ermittlungsbeamten, Willis hätte nach ihrer Meinung getrunken, weil sein Atem nach Alkohol roch. Ich weiß jedoch ganz genau, daß Willis in seinem ganzen Leben noch nie einen Tropfen Alkohol angerührt hat. Er war ausgesprochen fromm. Rauchte und trank nie. War immer auf einen sauberen Lebenswandel bedacht. Deshalb hat ihn sein Diabetes auch so sehr gequält: Er hatte das Gefühl, ihn nicht verdient zu haben.«
    Hall lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Jetzt kam er der Sache immer näher. Die endgültige Antwort auf alle Fragen war in Reichweite gerückt, der Schlüssel zu allem. »Noch eine letzte Frage«, sagte Hall. »Ist Willis am Abend seines Todes durch Piedmont gefahren?«
    »Ja. Er hat sich über Funk gemeldet. Er war nach seinem Dienstplan ein bißchen spät dran, aber er hat Piedmont passiert. Warum? Hat das etwas mit den Versuchen zu tun, die der Staat dort gerade durchführt?«
    »Nein«, antwortete Hall, aber er war sicher, daß ihm Smithson nicht glaubte.
    »Hören Sie, für uns ist das eine sehr böse Sache. Wenn Sie irgend etwas wissen, was uns weiterhelfen könnte …«
    »Wir setzen uns wieder mit Ihnen in Verbindung«, versprach ihm Hall und schaltete ab.
    Das Mädchen aus der Vermittlung meldete sich wieder. »Ist Ihr Gespräch beendet, Dr. Hall?«
    »Ja. Aber ich habe eine Frage.«
    »Bitte?«
    »Können Sie feststellen, ob ich berechtigt bin, jemanden verhaften zu lassen?«
    »Ich werde mich erkundigen, Sir. Welche Beschuldigung?«
    »Keine. Ich will nur jemanden festhalten.«
    Es dauerte nur wenige Sekunden. Sie sah hinüber auf das Schaltpult des Computers neben ihrem Arbeitsplatz. »Dr. Hall, Sie sind berechtigt, für jede Person, die mit dem Projekt zu tun hat, eine offizielle Befragung durch die Armee zu beantragen. Diese Befragung darf bis zu achtundvierzig Stunden dauern.«
    »In Ordnung«, sagte Hall. »Veranlassen Sie das.«
    »Ja, Sir. Wer ist die betreffende Person?«
    »Dr. Smithson«, antwortete Hall.
    Das Mädchen nickte. Dann erlosch der Bildschirm. Hall hatte ein wenig Mitleid mit Smithson – aber auch nur ein wenig. Der Mann würde ein paar Stunden lang schwitzen müssen, aber sonst geschah ihm nichts. Und es war unbedingt erforderlich, jegliches Gerücht im Zusammenhang mit Piedmont zu unterbinden.
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dachte über das nach, was er erfahren hatte. Erregung packte ihn. Er hatte das Gefühl, unmittelbar

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