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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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ich zur Not Skizzen in flache Steine ritzen, und die Landekombination würde ich in kleine Fetzen schneiden. Die mochten mir dann als Wegmarkierungen dienen. Vielleicht ließ sich auch etwas aus den Reißverschlüssen machen. Jedenfalls mußte ich hier raus und mich umtun, und dies baldigst. Die Wohnung hier würde mir Zufluchtsort und Ruhestätte bleiben, zugleich aber auch Hauptquartier und Vorbereitungszentrum aller meiner Unternehmungen. Das also war mein Entschluß, und ob es wirklich der richtige war – ich weiß es heute noch nicht.
    Und dann kam jenes gute Gefühl über mich, das einen Menschen ergreift, der endlich ein Ziel vor Augen sieht.
    Ich verließ die Wanne und bemerkte, daß sich sogleich in ihrem Boden ein tellergroßes Loch auftat, wo hindurch das Wasser strudelnd und gurgelnd abfloß. Ich trocknete mich mit einem der Tücher aus dem Vorraum ab und wunderte mich nicht einmal mehr, daß es, kaum daß ich es auf dem Wannenrand abgelegt hatte, von einer unsichtbaren Kraft in die Höhe gewirbelt wurde und schließlich durch einen schmalen Schlitz, der sich knapp unterhalb der Decke in der Wand auftat, spurlos verschwand. Als ich nachher, aus reiner Neugier, draußen im entsprechenden Schubfach nachschaute, hatte sich dort ein völlig neues und unbenutztes Tuch angefunden. Nein, was diese Wohnräume hier anbetraf – und solange sie den ständigen Beben widerstanden –, würde ich mir keine Sorgen zu machen brauchen.
    Ich war unschlüssig, ob ich mich zur Ruhe auf mein Lager zurückziehen sollte – es war ja immer noch Nacht draußen – oder ob ich es doch noch mit einem der Schächte riskieren sollte. Wenn ich Pech hatte, konnte mir schon bei diesem, dem allerersten Versuch hinauszugelangen, nicht wiedergutzumachendes Unheil widerfahren. Ein wenig graute mir davor, aber dann machte ich mich doch auf. Einmal würde es ja ohnehin gewagt werden müssen, und zudem fühlte ich mich durchaus noch nicht müde.
    Ich trat vorsichtig an den linker Hand liegenden Schacht heran, ließ mich in die Hocke nieder und tastete in die Leere hinaus. Es war keine Leere. Meine Hand stieß auf festen Widerstand, der durchaus solide und tragfähig anmutete.
    Dann schob ich mein Dosimeter hinaus, es blieb unverrückt liegen.
    Hinunter! dachte ich. Nichts rührte sich. Ich holte das Dosimeter zurück und legte es als Orientierungshilfe direkt am Rande des Schachtes nieder. Wenn ich zurückkehren würde, mußte es mir sofort ins Auge fallen, und ich würde in der Lage sein zu reagieren.
    Dann faßte ich Mut und trat hinaus in die Leere, gleichsam ins Nichts hin. Ich stand wie auf festem Boden, und es geschah nichts.
    Abermals dachte ich nun: Hinunter! Und da funktionierte es dann. Und wie es funktionierte! Mit hohem Sausen strich die Luft an meinem fallenden Körper entlang. Im blitzschnellen Wechsel sah ich die trüben Lichter anderer Korridore aufleuchten und von der Schwärze des Schachtes wieder verschluckt werden. Es verging ziemlich viel Zeit nach meinem Gefühl, ehe sich der Sturz in sanftes Gleiten abmilderte. Langsamer und langsamer wurde der Abstieg, und schließlich wurde ich auf dem Boden einer recht geräumigen Halle entlassen. Hier war das Licht noch spärlicher, und ich konnte die tatsächlichen Ausmaße des Raumes eigentlich nur erahnen.
    Da stand ich nun, über mir die Schachtöffnung, und in den im Dunklen verschwimmenden Wänden ringsum war kein Ausgang zu erkennen und kein Eingang. Es mußten aber Öffnungen da sein, das war meine feste Überzeugung.
    Lange schwankte ich, ob ich noch Weiteres unternehmen sollte. Doch dann entschied ich, daß es nun genug sei für diesen einen Tag. Ich wollte zurück in meine vertrauten vier Wände, und wenn ich das Verfahren des Auf- und Abstiegs noch sicher in den Griff bekommen sollte, dann hatte ich wohl schon viel geleistet für die wenigen Stunden, seit ich hier aufgewacht war.
    Wieviel ich wirklich geleistet hatte, sollte ich erst etliche anstrengende Stunden später wissen. Es war nämlich gar nicht so einfach mit diesen Schächten, ganz und gar nicht!
    Ich dachte: Hinauf! Und es ging hinauf, aber wie! Abermals sausten die wechselnden Lichter der Korridore an mir vorbei, und ich kam gar nicht dazu, das von mir zurückgelassene Dosimeter in einem von ihnen zu erspähen. Die Fahrt endete auf dem Dach des Hauses.
    Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und sah etwas ratlos um mich. Das Dach war flach, ebenfalls von einer niedrigen Balustrade umgeben, und die

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