Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
Vom Netzwerk:
Sterne flammten nach wie vor mit zornigem Glitzern in der samtschwarzen Nacht. Die beiden großen Planeten drüben schienen mir ein wenig weiter dem Horizont entgegengerückt, und die Berge ringsum machten den Eindruck, als seien sie noch höher in den Himmel hineingewachsen. Immerhin stellte ich fest, daß ich recht gehabt hatte mit meiner Vermutung und daß sich auch hinter dem Haus weitere Bergketten in die Höhe reckten. Das Städtchen hier oder die Siedlung befand sich tatsächlich in einem Talkessel, und es war nicht zu erkennen, ob und wo eine Straße hier herausführte. Der Wind war zur Ruhe gegangen, und von ferne her vernahm ich dann noch einmal jenes durchdringende klagende Heulen. Ich hob die Lippen von den Zähnen, als ich an die ekelhafte, fluoreszierende Masse dachte, die sich die Straße entlanggewälzt hatte, und wandte mich ab. Das alles würde Zeit haben, weiß der Himmel! Jetzt wollte ich erst einmal nach Hause.
    Ich dachte: Hinunter! und versuchte dann, etwa auf halber Strecke den Abstieg zu stoppen. Ich stoppte auch, aber offensichtlich mitten zwischen zwei Korridoren. Es war dunkel ringsum, und als ich um mich tastete, berührte ich überall nur die glatten Schachtwände.
    Weiter! dachte ich. Und fast flehend: Langsam, bitte!
    Aus dem Langsam wurde nichts. Es ging sausend wie zuvor hinunter, und im Handumdrehen stand ich wieder unten, auf dem Boden der Halle.
    Es war das erstemal, daß ich vor mich hin fluchte auf Piros. Doch was half’s.
    Ich probierte hin und probierte her. Zwei-, dreimal landete ich auf einem fremden Korridor, und einmal blieb ich in halber Höhe zwischen Gang und dem weiterführenden Schacht stecken. Ich wäre trotzdem hinausgesprungen, wenn es eben mein Korridor gewesen wäre. Er war es aber nicht.
    So ging es mindestens zwei Stunden lang weiter. Ich flitzte zwischen Dach und Halle wie irrsinnig hin und her. Etwas wie Panik wollte mich überkommen, ich mußte mich gewaltsam zur Ruhe zwingen.
    Ich befand mich wieder einmal auf dem Dach, ging hinüber zur Balustrade, setzte mich und lehnte mich mit dem Rücken dagegen.
    Die Tantaliden hatten es doch auch geschafft, verflixt noch mal! Was machte ich falsch?
    Mir fiel ein, daß ich mir schon vorher gesagt hatte, noch in meiner Wohnung unten, daß es darauf ankommen würde, mein Denken zu disziplinieren. Mit einfachem: Halt! und: Rauf! und: Runter! war offensichtlich nichts zu machen. Womit aber dann?
    Ich überlegte angestrengt. Die Lösung lag greifbar nahe – das spürte ich –, aber ich kam einfach nicht an sie heran. Dann fragte ich mich, wen man mit solchen Befehlen wie: Lauf! und: Stopp! zur Reaktion bringen konnte. Einen Hund sicherlich, vielleicht ein Pferd noch, einen Affen aber wahrscheinlich schon nicht mehr.
    Sollte ich den Beförderungsmechanismus unterschätzt haben?
    Bilder, dachte ich. Vorstellungen plastischer Natur. Vielleicht geht es damit. Keine Worte und Befehle! Aber wenn das so ist, dann braucht man letzten Endes keine Sprache mehr, keine akustisch formulierte jedenfalls. Dann kann man sich den Tantaliden und ihren darauf spezialisierten Maschinen schon vermittels des reinen Gedankens verständlich machen.
    Ich wurde richtig aufgeregt. Natürlich doch: Ich hatte diese Schächte und ihre Funktionsweise einfach unterschätzt! Wenn man einem intelligenten Menschen verkürzte, nur auf das Mindestmaß reduzierte Anweisungen gibt, dann mochte es ebenfalls geschehen, daß der aus Trotz oder gar Verärgerung eben nur genau das tat, was die reduzierte Anweisung ausdrückte. Wie ein moderner Eulen-spiegel vielleicht, dem man in einem überfüllten Fahrzeug zuruft: Treten Sie, bitte, durch! und der dann tatsächlich den Fahrzeugboden durchtritt. Nun hatte ich es in dieser Fahrstuhlfrage sicherlich nicht mit intelligenten Menschen zu tun, auch nicht mit einem neuen Eulenspiegel, ganz offensichtlich aber mit außerordentlich sensibilisierten Apparaturen, denen man mit Abstraktionen nicht gerecht werden konnte.
    Ich trat wieder hin auf das Kraftfeld des Schachtes und versuchte mir mit aller Kraft das Bild ’meines’ Korridors vor Augen zu rufen. Ich dachte an das Dosimeter am Schachtrand, sah sein mattgraues Gehäuse aus Spezialstahl regelrecht schimmern im gelblichen Zwielicht des Ganges, ich stellte mir das Symbol über meiner Wohnungstüre vor: Spitzdreieck-Strich-Doppelkreis! Und dann bat ich stumm: Dahin will ich!
    Und ich kam hin. Nichts von sausendem Absturz diesmal. Ruhig und gemäßigt ging die Fahrt

Weitere Kostenlose Bücher