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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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meinen Geist nun wieder ein wenig, doch soviel ich auch grübelte, eine einleuchtende Erklärung für all das wollte mir nicht einfallen.
    Wenn der Planet dort droben sich braungrün verfärbt hätte, dann hätte ich das verstanden. Es hätte auf erwachende Vegetation schließen lassen. Ich hätte auch verstanden, wenn er bläulich-graue Farbtöne angenommen hätte. Das wäre dann das Wasser gewesen, das ihn in gewaltiger Woge überschwemmte, zumal es das tatsächlich tun mußte, denn ich sah am Gegenpol das neue Eis ins Riesige wachsen. Doch dieses ockergelbe Licht – wie sollte ich es verstehen? Immerhin erhellte es nun meine Nächte mehr und mehr, so daß am Ende der Glanz aller Sterne und der Widerschein des dritten Planeten völlig dagegen verblaßte.
    Es war dann wohl so, wie es dem Menschen oft ergeht: Inmitten der tiefsten Mutlosigkeit und Resignation sammelt er unbewußt und ganz allmählich neue Kräfte. Da formiert sich etwas im Noch-nicht-Gedachten, sammelt sich an, bis endlich eine Stunde kommt, an der es hervordrängt – zaghaft und kaum bemerkt zunächst, dann stärker und stärker, bis es schließlich sprudelnd und bezwingend vollends herausbricht. So erging es auch mir.
    Die AMÖBE! dachte ich irgendwann sehr fern. Und wieder: Die AMÖBE! Doch näher und deutlicher nun schon. Und als ich es zum dritten Male dachte, da sah ich mit einer noch ungewissen Ahnung zum leuchtenden Planeten empor. Ja, wenn dort überhaupt etwas aus sich heraus zu strahlen vermochte, dann eben nur die AMÖBE. Das Wie und Warum allerdings blieb mir nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln, doch mein Denken erhielt von nun an eine gänzlich neue Richtung.
    Der letzte Anstoß erfolgte wahrscheinlich in einer Nacht, die von Beben erfüllt war. Ich konnte nicht schlafen, war dennoch müde und lag ruhelos auf meinem Bett. Ich starrte die Wand an, hin auf ALPHA GLEICH OMEGA, bis mir der Blick verschwamm. Ja, auch hier war bei mir eine Wandlung eingetreten. Längst schon hatte ich alle freundlichen Bilder hinweggewünscht. Was sollte mir die alte Heimat der Tantaliden, wenn sie mich nicht zu sich ließen? Da war mir jene schlimme Gleichung schon lieber. Sie war und blieb der Stachel. Sie hielt wenigstens die Erinnerung wach und flammte weiter als unübersehbare Mahnung.
    Da ruckte und stieß der Boden unter mir so heftig, daß es mich fast vom Lager warf. Ich stolperte hinaus, hin zur Balustrade, und kam gerade zurecht, um ein ganzes Haus, etwas entfernt zu meiner Linken, in Schutt und Staub zusammenstürzen zu sehen. Es polterte, es dröhnte und krachte, die Leuchtzeile drunten auf der Straße zuckte krank und irr, und über allem gloste das geisterfahle Licht der Nacht, der Schein des mittleren Planeten und aller anderen Himmelslichter.
    Und da erblickte ich dann zwei Tantaliden völlig ungerührt die Straße heraufkommen. Sie wichen den Trümmern aus, stiegen gelegentlich auch darüber hinweg und kamen näher und näher.
    Ich begann wieder zu rufen, zu winken und zu gestikulieren, und schließlich stürzte ich zurück ins Zimmer, holte meine AMÖBEN-Lampe und versuchte, damit Signale zu geben. Über den Schacht hinunterzufahren, wagte ich nicht. Es hätte zu lange gedauert, bis ich auf der Straße angelangt wäre.
    Die unten reagierten nicht. Es war genauso wie drunten im Schoße des Planeten. Ich existierte einfach nicht für sie. Ich begann mich zu fragen, was überhaupt für sie existierte. Sie waren nun so nahe, daß ich sogar ihre Gesichter zu erkennen vermochte. Doch ich konnte nicht sagen, ob sie zu den dreizehn gehörten, die ich im Kontrollraum hatte auf Wache stehen sehen.
    So nahm ich denn in meiner Verzweiflung einen kleinen Stein auf, der auf der Terrasse lag, und warf ihn hinunter, gezielt auf ihre Köpfe, als sie eben das Haus passierten.
    Sie machten nicht einmal eine Handbewegung. Der Stein prallte gegen etwas Unsichtbares, vermutlich ein Feld, verhielt für den Bruchteil einer Sekunde in der Schwebe und kam dann in elegantem Schwung zurückgeflogen. Es polterte kaum, als er auf die Terrasse zurückfiel – so sanft und so genau landete er.
    Doch die unten schritten weiter, ohne sich umzuwenden oder emporzuschauen. Sie gingen in Richtung des metallenen Rundbaues, und bald schon hatte sie die Nacht verschluckt.
    Vielleicht schicken sie jetzt die Zuckerhüte auf den Weg, dachte ich. Oder die Engerlinge. Wüst genüg sieht es ja da unten aus. Es könnte nichts schaden, ein wenig Ordnung zu machen.
    Doch so lange

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