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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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ebenso wie dort vermochte ich auch hier nichts damit anzufangen. Ich fand keine Schalter, keine Knöpfe, keine Vertiefungen. Nicht einmal irgendwelche Kontrollinstrumente, und wären es auch nur solche Leucht-bänder gewesen wie unten in der Wachstation, konnte ich entdecken. Alles war nahtlos miteinander verkabelt, und das Konstruktionsmaterial vermochte ich selbst mit meiner neuen Brechstange nicht zu ritzen.
    Dann verschaffte ich mir noch Zutritt zu jenem feldgeschützten metallenen Rundbau am Rande der Stadt. Aus Steinen und Rohrstücken baute ich mir eine Art Stützgewölbe im rieselnden Sand. Das war gar nicht so schwer. Ein flaches Stück Stein, das ich in der Wüste fand, benutzte ich als Schaufel und Kratzer, und ich hatte nur Obacht zu geben, daß ich meine herangeschleppten Baumaterialien rechtzeitig im nachgebenden Sand fest einbettete, um das Feld oben zu halten. Das Endergebnis war ein knapp meterlanger Tunnel von etwa fünfzig Zentimeter Tiefe und fünfundsiebzig Zentimeter Breite. Doch er erfüllte seinen Zweck. Als ich fertig war, dachte ich flüchtig daran, daß ja nun auch die AMÖBE, wenn es der Zufall so wollte, ins Feld hineingelangen konnte, doch auf eine verbissene Art war mir das ziemlich gleichgültig geworden. Die verriegelte Tür unten im AMÖBEN-Saal konnte ich nicht so rasch vergessen.
    In den Rundbau einzudringen war nicht schwer. Ich fand eine Tür, die sich auf die bekannte Weise öffnen ließ. Doch dann erwartete mich wieder nur eine Enttäuschung. Der Innenraum war von fahlgrünem Licht erhellt, und in seinem Schein erkannte ich etwa zwanzig jener Zuckerhüte, wie ich sie in meiner ersten Nacht hier gesehen hatte. Sie waren nicht in Betrieb. Ihre Leuchtkränze lagen tot und erloschen, glänzten in einem stumpfen, metallenen Blaugrau. Als ich mich weiter umsah, entdeckte ich auch noch einen jener Riesenengerlinge, der damals auf Tantalus die Trasse und die Plattform vom Schutt frei geräumt hatte. Aber auch hier tat sich kein grünstrahlendes Auge auf, kam keinerlei Bewegung in den großen stählernen Körper. Ich fand auch kein Mittel, um ihn oder die Zuckerhüte in Aktion zu setzen. Auch von sich aus rührten sie sich nicht. Ziemlich in der Mitte des Rundbaues fand sich eine kurze Treppe, die in einen dunklen Gang mündete, und als ich ihn etwa zehn Meter weit verfolgte, war er durch eine Tür verriegelt, die ebenfalls allen meinen Öffnungsbemühungen widerstand. Da gab ich es dann auf und kehrte für lange, lange Zeit in meine Wohnung zurück.
    Dort funktionierte alles weiter wie am ersten Tag, doch es freute mich nicht mehr. Gar nichts freute mich. Am meisten betrübte mich, daß niemand da war, mit dem ich ein Wort hätte wechseln können. So fing ich denn an, Selbstgespräche zu führen, lange, müde Monologe voller Bitternis. Resignation kam über mich, sogar Lethargie. Woche um Woche strich ins Land, und ich stand mit brennenden Augen auf meiner Terrasse und starrte zu den Tafelbergen hinüber, hinaus in die Wüste.
    Und dann kam der schlimme Tag, an dem ich mir sagte: Was soll das alles noch? Gib es endgültig auf, Jorge Stenström! Du bist am Ende!
    Ich dachte an ein Einschlafen für immer, doch als ich mich später in jener geborstenen Halle wiederfand, mein Kletterseil in der Hand und eigentlich nur noch die Schlinge binden mußte und den Kopf hineinstecken, da schauderte ich schließlich dennoch zurück. Ich brachte es einfach nicht über mich. Der Respekt vor dem Leben, dem fremden wie dem eigenen, saß wohl zu tief verwurzelt in mir. Wie im Traum kehrte ich in meine Wohnung zurück und lag lange Stunden reglos auf meinem Bett.
    Und weiter verrann die Zeit im unerbittlichen Gleichmaß der Wochen. Es zog das ins Land, was sie hier einmal sicherlich den Sommer genannt hatten. Das war freilich nicht viel – ein Hauch nur vor dem Hintergrund der Tage. Die Temperaturen stiegen ein wenig an, vier, fünf Grad vielleicht, und die Stärke der Winde nahm ein wenig zu. Nachts konnte ich das gigantische Schauspiel beobachten, das der mittlere der Planeten bot.
    Die Polkappe dort schmolz ab, und der ganze Planet begann mehr und mehr zu erstrahlen. Es war ein kräftiges, ockerfarbenes Leuchten, das von ihm ausging, und ich konnte mir seinen Ursprung nicht recht erklären. Es wollte mir fast vorkommen, als würde er selber Licht erzeugen, nicht bloß reflektieren. In jener Zeit sah ich fast jede Nacht dieses geheimnisvolle Lichtband von Planet zu Planet schwingen.
    Das beschäftigte

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