Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
Schleudern! Wenn sie richtig justiert sind, reicht ihre Schwungkraft aus um metergroße Felsblöcke bis an die Küste zu schleudern! Das Einzige, was uns zum Verhängnis werden könnte, ist die Zeit, die die Aufzugsplattformen benötigen, um die Munition nach oben zu befördern.“
„Und die Türme halten dem Stand?“, fragte Renyan zweifelnd.
„Bei den Übungsmanövern haben sie Stand gehalten, wie du siehst. Unsere Baumeister haben hier ganze Arbeit geliefert und die Statik der Türme aufs Genaueste überprüft. Diese Vorrichtung ist das Ass in unserem Ärmel, und ich bezweifle, dass es irgendeiner Streitkraft gelingen wird dieses Meisterwerk zunichte zu machen!“
„Was hat sich der Rat für die Flucht unserer Freunde überlegt?“, fragte Renyan, der nun überlegte, welche Rolle er in dieser Schlacht einnehmen könnte. Er spielte mit dem Gedanken, zu den Bogenschützen nach zu rücken und sich zum richtigen Zeitpunkt den Garlan im Bodenkampf zu stellen.
„Du meinst eure Flucht, Renyan!“, erwiderte Crydeol. „Du wirst nicht an meiner Seite kämpfen, mein Freund, nicht dieses Mal!“
Renyan sah ihn ungläubig an. „Du verlangst allen Ernstes, dass ich dich und dein Volk im Stich lasse? Niemals! Gerade jetzt, wo das Volk Vaskanias noch Zweifel gegen mich hegt, ist das die Gelegenheit, um auch dem Letzten zu beweisen, dass Renyan aus Panjan ihr Verbündeter ist!“
„Sei nicht so selbstsüchtig!“, rief Crydeol und packte ihm am Arm. „Die Zeit deiner Verbundenheit wird es geben, aber sie ist nicht jetzt! Ich will nicht sagen, dass mir deine Gegenwart in dieser Schlacht nicht von großem Nutzen wäre, aber du musst dich um Inoel kümmern! Und um Leeni und den Jungen! Wer soll sie beschützen, wenn nicht du?“
Renyan schwieg. So hatte er Crydeol noch nie erlebt. In den alten Tagen war er es stets gewesen der das Kommando angegeben hatte. Doch nun musste er sich eingestehen, dass ein wahrhaftiger General vor ihm stand und nicht mehr der junge unerfahrene Anwärter von damals. Ebenso wurde ihm klar, dass sein Freund recht hatte. Dieses Mal würden sie nicht Seite an Seite kämpfen, nein, er musste sich um etwas kümmern, dass nicht minder wichtig war wie die Verteidigung der Stadt: Er musste sich um die Königstochter kümmern. Sie von hier fortbringen, auf dass ihr nichts geschehe und sie sicher zu dem Treffpunkt geleiten, den der Zauberer bestimmt hatte.
„Was schlägst du also für unsere Flucht vor?“
„Begebt euch zum Hafen! Dort wartet die Silbersturm auf euch, das größte Schiff das unsere Flotte zu bieten hat. Um die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung mit den Garlan gering zu halten, solltet ihr so nahe wie möglich an der Küste Vaskanias entlang segeln. Jedenfalls so lange, bis ihr euch sicher sein könnt, dass euch von Nordosten her keine Gefahr droht! Erst dann solltet ihr über das offene Meer Richtung Fyrilon segeln.“
„Aber bedeutet dieser Weg nicht ein zu großes Risiko? Gibt es keine andere Möglichkeit um Inoel aus der Stadt zu schaffen?“
„Nein! Eine Reise über die weiten Ebenen, bis hin zu den drei Inseln, würde zu viel Zeit beanspruchen. Ihr bräuchtet zu lange um euch bis nach Pan Hallas durchzuschlagen, vor allem da nicht sicher ist, ob ihr dort überhaupt ein Schiff auffinden würdet, das euch sicher nach Fyrilon bringt. Der Zauberer wird seine Gründe haben, warum er euch in der Nähe von Kumai erwartet! Die Garlan werden sicherlich mit vielem rechnen, aber nicht damit, dass wir Inoel auf einem Schiff aus der Stadt bringen! Vergiss nicht, dass unsere Feinde in dem Glauben sind, sie würden ihren Schlag gegen Vaskania überraschend ausführen und uns unvorbereitet antreffen.“
„Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren! Lasst uns zum Hafen eilen!“, rief Renyan und verabschiedete sich von Crydeol.
„Sobald ihr den Treffpunkt erreicht habt, Renyan, lasst mir eine Nachricht durch den weißen Raben zukommen. Wenn ich weiß, was Candol und die anderen am Jaraansee herausgefunden haben und wie der weitere Plan des Zauberers aussieht, werde ich versuchen zu euch zu gelangen, sollten wir die Garlan bis dahin geschlagen haben! Und nun viel Glück meine Freunde!“
Crydeol warf Inoel einen letzten Blick zu und eilte zu den Stallungen der Pferde, wo Lago schon gesattelt auf ihn wartete.
Renyan, Inoel und die beiden Kinder eilten zum Tor des dritten Bereiches. So schnell wie ihre Beine sie tragen konnten liefen sie durch das Tor hindurch und rannten die breite
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