Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
möglich!“
„Die Woggels kommen hierher?“, rief Jesta überrascht. „Alle vier?“
„Das hoffe ich doch!“, antwortete Candol. „Wenn sie hier ankommen, nehmen wir die Boote und werden diese Insel verlassen.“
„Und dann?“
„Dann werden wir versuchen Fyrilon zu erreichen. Es wäre nicht klug ebenfalls zur Perlmuttstadt zu reisen, denn sollten wir den Garlan in dem kleinen Boot begegnen“, Candols Gesicht verfinsterte sich, „kannst du dir sicherlich ausmalen, wie das für uns enden würde! Ich habe unseren Freunden in der Botschaft mitgeteilt, dass wir in Kumai auf sie warten werden! Da ich davon ausgehe, dass Avakas sie rechtzeitig warnen wird, werden die Soldaten Vaskanias ausreichend auf den Angriff der Garlan vorbereitet sein. Noch bevor die Schlacht beginnt, müssen Crydeol und die anderen die Stadt verlassen und versuchen zu uns zu stoßen. Und Inoel sollten sie ebenfalls mitbringen.“
„Inoel? Weshalb?“
„Weil sie in großer Gefahr ist, Jesta! Hast du nicht gehört, was der Wolkenwal gesagt hat? Inoel ist die Tochter eines Schicksalswebers! Erst ihr Tod macht seine Herrschaft vollkommen. Solange sie noch am Leben ist, stellt sie eine große Gefahr für ihn dar.“
„Meint ihr, die Garlan dienen wirklich Salagor? Warum sendet er nicht seine eigene Armee aus?“
„Ich nehme an“, sagte Jindo, „das die Garlan vorausgeschickt wurden, um Vaskania zu schwächen. Wenn sie ihr Werk erledigt haben, wird Salagors Armee der Stadt den Todeshieb versetzen! Wahrscheinlich ist er noch nicht soweit, um die Slagramul in die Schlacht zu schicken, aber es wird bald so weit sein!“
„Und was werden wir als Nächstes unternehmen?“, fragte Jesta.
„Sollte das Glück auf unserer Seite sein“, antwortete Candol, „und sowohl wir als auch unsere Freunde Fyrilon erreichen, werden wir dort gemeinsam beraten, was zu tun ist! Das Einzige, das wir jetzt tun können ist, auf unsere kleinen Freunde zu warten. Ich schlage deswegen vor, dass wir von den Hügeln der nördlichen Inselseite nach ihnen Ausschau halten. Es reicht, wenn einer diesen Posten übernimmt. Alle zwei Stunden sollten wir uns abwechseln, denn ich kann nicht sagen, wie viel Kraft es erfordern wird nach Fyrilon zu gelangen.“
Sowohl Jesta als auch der Vanyanar waren einverstanden mit Candols Vorschlag und so marschierten sie über den Strand gen Norden. Unterwegs bot Jesta ihnen an die erste Wache zu halten, denn er fühlte sich nicht besonders schläfrig und fand es nur gerecht, dass sich seine älteren Gefährten als erste ausruhen würden. Beide nahmen sein Angebot dankend an, und als sie die Spitze der nördlichen Hügel erreicht hatten, verschwendeten sie nicht unnötig Zeit mit dem errichten eines Nachtlagers, sondern machten es sich in einer windstillen Mulde bequem.
Die Botschaft des Raben
Die Sonne neigte sich langsam ihrem Untergang entgegen, als Inoel und Leeni den linken Turm erreichten. Oben angekommen gingen sie ein Stück um die Aussichtsplattform herum und sahen auf das weite Meer.
Lange Zeit sagte keine von ihnen ein Wort. Sie blickten nur auf den seichten Wellengang herab und beobachteten die Möwen, die hier und da ihre Kreise am Himmel zogen. Der Wind, der ihnen von Osten her entgegenwehte, war angenehm mild und ließ Leenis lange Haare wie rote Bänder durch die Luft tanzen.
„Sieh mal, dort hinten!“, rief Inoel plötzlich und zeigte nach Osten. „Siehst du die Möwe! Sie sieht viel größer aus als die anderen und scheint direkt auf die Türme zu zukommen!“
Leeni kniff ihre Augen zusammen und spähte in die Richtung, die Inoel ihr gedeutete hatte. Und da sah sie ihn. Der Vogel kam näher und näher, blieb in seiner Bahn und flog geradewegs auf sie zu.
„Das ist keine Möwe, Inoel!“, rief Leeni. „Das ist Avakas!“
Mit einem Schrei drosselte der Rabe nun seine Geschwindigkeit und landete genau neben Leeni auf der Brüstung der Aussichtsplattform.
„Avakas!“, rief sie freudig und streichelte über sein weißes Gefieder. „Hast du dich verflogen? Wo sind Jesta und die anderen? Treffen sie bald im Hafen ein?“
Avakas krächzte, hob sein linkes Bein und wackelte damit vor dem kleinen Mädchen herum.
„Da hängt etwas an seinem Fuß“, rief Inoel und löste vorsichtig den Knoten der Schnur. „Es ist eine kleine Pergamentrolle!“
Rasch öffnete sie das kleine Pergamentstück, sah dann verdutzt zu Leeni und starrte erneut auf das Papier in ihren Händen.
„Was ist denn?“, fragte
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