Andular II (Die Erneuerung des Kreises) (German Edition)
in braunen Kapuzenmänteln, wie es bei den Jägern Panjans üblich war. Pfeiljäger wurden sie genannt, da sie mit keiner anderen Waffe so vortrefflich umzugehen wussten wie mit Pfeil und Bogen. Ihr Anführer war ein Mann namens Alenyon und er war der Sohn des Stadtschulzen. Hochgewachsen, mit langen dunkelblonden Haaren und einem weißen, schimmernden Bogen, den er auf dem Rücken trug. Gerade wollte er gegen die Tür des Gasthauses klopfen, als plötzlich ein weiterer Mann aus dem Schatten des Gebäudes trat.
„Deine Freunde lassen auf sich warten, Renyan“, sagte Alenyon vorwurfsvoll und sah zu den Fenstern des Gashauses empor.
„Nicht jeder steht mitten in der Nacht auf, so wie du es bevorzugst, Alenyon.“
„Die sechste Stunde des neuen Tages ist gerade angebrochen und du sprichst von mitten in der Nacht?“
Renyan grinste. „Hast du dich heute Morgen nicht bereits im Bogenschießen geübt? Dein Köcher war fast leer, als ich dich an den Schießständen gesehen habe, demnach gehe ich davon aus, dass du schon eine ganze Weile auf den Beinen bist, nicht wahr?“
„Ein guter Treffer sollte nicht von der Tageszeit abhängen, Renyan. Dir könnte es ebenfalls nicht schaden, deine Treffsicherheit in der Dunkelheit zu verbessern. Vor allem seitdem dir Noiril genommen wurde.“
Renyan wollte gerade zum verbalen Gegenschlag ausholen, als sich plötzlich die Tür des Gasthauses öffnete und der alte Fegard Knaudelmann mit einer Lampe in der Hand hinaustrat. „Einen schönen guten Morgen, die Herren!“, wünschte Fegard und nickte den Männern zu. „Eure Freunde werden in wenigen Augenblicken zu euch stoßen, ich habe sie bereits geweckt.“
Als kurz darauf Cale und Jindo auf die Straße traten, verabschiedete sich Fegard und verschwand wieder in seinem Gasthaus.
„Seid mir gegrüßt!“, sprach Alenyon und verbeugte sich vor dem Vanyanar, worauf die anderen Pfeiljäger es ihm gleich taten.
„Gut geschlafen?“, fragte Renyan und wuschelte Cale durch die blonden Haare.
Aber der Junge nickte nur und schickte umgehend ein langes Gähnen hinterher.
„Kann der Junge reiten?“, fragte Alenyon und musterte Cales Statur.
„Er wird mit mir zusammen reiten“, antwortete Renyan und beuge sich zu Jindo hinüber. „Macht es dir was aus, selbst zu reiten? Selbstverständlich werden wir unser Tempo dem deinen anpassen, denn leider haben wir keine Kutschen oder Ähnliches.“
Der Vanyanar nickte beruhigend. „Mach dir darüber keine Sorgen. Es ist zwar schon ein Weilchen her, aber ich denke nicht, dass ich das Reiten verlernt habe. Ich wäre dir jedoch dankbar, wenn du mir in den Sattel helfen würdest. Dazu, glaube ich, fehlt mir mittlerweile der nötige Elan.“
Renyan nickte. „Wir werden sogleich aufbrechen. Alenyon und seine Männer werden uns begleiten.“
„Die restlichen Truppen Panjans werden im Laufe des Tages zu uns stoßen“, fügte Alenyon hinzu. „Zusammen mit unseren vaskaanischen Verbündeten werden wir anschließend in der Nähe Merelons auf die Unterstützung der Talani warten.“
So gingen sie die Straße hinunter dem Stadttor entgegen, wo die Pferde in ihren Stallungen untergebracht waren. Dort ließ Alenyon neun Tiere holen und gab der Stadtwache das Zeichen zum Öffnen des Tores. Zusammen mit den ersten Strahlen der Morgensonne ritten sie aus der grünen Stadt hinaus und lenkten die Pferde auf eine breite Straße, die sie um die Stadt herum weiter in Richtung Süden führte.
Als sie nach einer Weile die Tore von Pan Hallas erreicht hatten, kamen ihnen schon einige vaskaanische Soldaten entgegen, die bereits ungeduldig auf Renyans Rückkehr gewartete hatten.
„Endlich seid ihr wieder zurück!“, rief einer von ihnen erleichtert. „Das wurde auch höchste Zeit!“
„Was ist passiert?“, fragte Renyan, während er Jindo aus dem Sattel half.
„Es geht um euren seltsamen Freund, den Mann aus Kumai.“
„Narlo?“, fragte Renyan und packte den Soldaten an der Schulter. „Was ist mit ihm? Ist ihm etwas passiert?“
„Nun ja, er hat vorhin beinahe das ganze Hafentor auseinandergenommen“, antwortete der Soldat und deutete in die Richtung des Gasthauses.
„Er hat was?“ Renyan winkte sofort Alenyon und seine Männer herbei. Sollte es Ärger geben, war es ihm lieber die Pfeiljäger um sich zu wissen.
„Ich habe es selbst gesehen“, fuhr der Soldat fort. „Gestern Abend war er noch ganz normal. Wir saßen zusammen im Hafentor, haben viel gesungen, gelacht und Karten
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